Nach tagelangen Kämpfen haben die Drusen verfeindete Beduinen aus der südsyrischen Stadt Suwaida vertrieben - totz eines am Samstag angekündigten Waffenstillstandsabkommens.
Am späten Samstag gingen die Kämpfe in Suwaida weiter, obwohl zuvor ein Waffenstillstand ausgerufen worden war. Die Regierungstruppen wurden am Samstag nach Suwaida verlegt, um die erneuten Kämpfe, die am späten Donnerstag ausgebrochen waren, zu beenden.
Nun teilte die Syrische Beobachtungsstelle für Menschenrechte mit, dass Kämpfer der religiösen Minderheit der Drusen die Stadt Suwaida nach Angaben von Aktivisten offenbar vollständig unter ihre Kontrolle gebracht haben.
Die Drusen hätten einen Großangriff gestartet, in deren Folge sich die Stammeskämpfer der Beduinen am Samstagabend aus Suwaida zurückzogen hätten.
Das syrische Innenministerium bestätigte ein Ende der Kämpfe in der Stadt und die "Evakuierung" der Stammeskämpfer. Die Kämpfe seien nach dem Einsatz von Sicherheitskräften beendet, hieß es. Das Gebiet sei von Kämpfern eines Beduinenstamms geräumt worden, teilte das Innenministerium mit.
Hunderte Tote und schlechte humanitäre Lage
Am vergangenen Sonntag begannen Zusammenstöße zwischen drusischen Milizen und lokalen sunnitisch-muslimischen Beduinenstämmen in der südlichen syrischen Provinz Sweida. Die Regierungstruppen griffen ein, angeblich um die Ordnung wiederherzustellen, stellten sich aber schließlich auf die Seite der Beduinen gegen die Drusen.
Am Donnerstag zogen sich die Regierungstruppen weitgehend aus der südlichen Provinz Suwaida zurück, einen Tag nachdem Israel mehrere Angriffe auf Damaskus gestartet hatte, und begründeten dies mit der Notwendigkeit, die drusische Gemeinschaft zu schützen.
Kurz darauf berichteten die staatlichen Medien jedoch, dass drusische Kämpfer Vergeltungsangriffe auf die Beduinengemeinden verübt hätten.
In seiner zweiten Fernsehansprache seit Beginn der Kämpfe machte al-Sharaa die Eskalation des Konflikts zwischen "gesetzlosen Gruppen auf der einen Seite und Beduinengemeinschaften auf der anderen Seite verantwortlich, die zu einer beispiellosen Verschlechterung der Situation geführt hat".
Er forderte alle Parteien auf, sich voll und ganz an den Waffenstillstand zu halten.
"Jeder muss verstehen, dass dieser Moment Einigkeit und volle Zusammenarbeit erfordert, um die Schwierigkeiten zu überwinden, mit denen wir alle konfrontiert sind, und um unser Land und unsere Heimat vor ausländischer Einmischung und internen Unruhen zu schützen", sagte er am Samstag.
Die Syrische Beobachtungsstelle für Menschenrechte berichtet, dass seit dem Ausbruch der Kämpfe am Sonntag mindestens 940 Menschen getötet worden sind. Die UNO schätzt, dass etwa 80.000 Menschen vertrieben wurden.
Im syrischen Staatsfernsehen wurde über eine schlechte humanitäre Lage in Suwaida berichtet. Konvois mit Hilfsgütern warteten darauf, in die Stadt einzufahren, sobald die entsprechenden Bedingunge gegeben seien.