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Israel schiebt 131 Flottille-Aktivisten nach Jordanien ab

Pro-Palästina-Demonstration und zur Unterstützung der Global Sumud Flotilla - 3. Oktober 2025
Pro-Palästina-Demonstration und zur Unterstützung der Global Sumud Flotilla - 3. Oktober 2025 Copyright  Alessandra Tarantino/Copyright 2025 The AP. All rights reserved
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Von Euronews
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Israel hat 131 Aktivisten der „Globalen Sumud-Flottille“ nach Jordanien abgeschoben. Sie wollten die Gaza-Blockade durchbrechen. Teilnehmer berichten von Misshandlungen, Schlafentzug und Einschüchterung. Ermittlungen in Europa laufen.

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Israel hat 131 Gaza-Aktivisten über die Allenby-Brücke nach Jordanien abgeschoben. Sie waren Teil der groß angelegten Protestaktion "Globale Sumud-Flottille", bei der über 40 Boote mit mehr als 500 Aktivisten nach Israel gefahren waren.

Unter den Abgeschobenen soll lediglich ein jordanischer Staatsbürger sein. Die anderen Aktivisten sollen aus Bahrain, Tunesien, Algerien, Oman, Kuwait, Libyen, Pakistan, der Türkei, Argentinien, Brasilien, Kolumbien, Uruguay, Japan, Südafrika, Australien, Neuseeland, Serbien, Mexiko, der Schweiz, der Tschechischen Republik, dem Vereinigten Königreich und den Vereinigten Staaten stammen. Das berichtet das Nachrichtenportal AlMamlaka mit Verweis auf das jordanische Außenministerium.

Am Flughafen Fiumicino wurden die letzten italienischen Aktivisten bei ihrer Ankunft mit einer Welle der Ergriffenheit begrüßt. Inmitten von Chören, Umarmungen, Tränen und geschwenkten palästinensischen Flaggen sowie Protestsymbolen beschrieben die Freiwilligen ihre Gefangenschaft als eine Erfahrung, die von psychologischer Folter, Schlafentzug und ständiger Einschüchterung geprägt war.

"Sie richteten Waffen auf uns – sowohl auf Männer als auch auf Frauen – und das Essen war ungenießbar", erzählte einer von ihnen sichtlich erschöpft. Ein weibliches Besatzungsmitglied sagte: "Zurückzukommen ist großartig, aber es waren Tage der grundlosen Gewalt. Wir haben die freiwillige Rückführung abgelehnt, weil das, was wir erlebt haben, nicht freiwillig war".

Zu den zurückgekehrten Italienern gehören Antonio "Tony" La Piccirella, Adriano Veneziani, Gessica Lastrucci, Giorgio Patti, Federica Frascà, Marco Orefice und Andrea Sebastiano Tribulato.

Die Mobilisierung - so sagten sie - höre nicht auf: "Es wird weitere Flottillen geben, wir wollen die Seeblockade durchbrechen", sagte einer von ihnen und erinnerte an die schwierigste Phase: "Als wir abgefangen wurden, wurden wir mit Wasserwerfern angegriffen und wie Geiseln behandelt."

Bei den italienischen Behörden sind bereits Beschwerden von Aktivisten und Parlamentariern eingegangen, die an der Mission teilgenommen haben. Die Vorwürfe reichen von Entführung bis hin zu Misshandlung während der Haft. Die Akten werden nun von der Staatsanwaltschaft Rom geprüft. Später sollen die Teilnehmer selbst als Auskunftspersonen zu den Vorgängen angehört werden.

In der Zwischenzeit soll die israelische Operation, die direkt von Premierminister Benjamin Netanyahu genehmigt wurde, laut CBS News auch den Einsatz von Drohnen und Brandbomben gegen einige Boote vor dem tunesischen Hafen Sidi Bou Said umfassen.

Auch Europaabgeordnete war auf der Flottille

Unter den Zeugenaussagen der Aktivisten war auch die der Europaabgeordneten Benedetta Scuderi (Europa Verde). In der Plenarsitzung des Europäischen Parlaments beantragte Scuderi eine Änderung der Tagesordnung und die Aufnahme einer Debatte über die Situation der Globalen Sumud-Flottille, was jedoch abgelehnt wurde.

Die Abgeordnete prangerte an, dass Teilnehmer der Flottille in internationalen Gewässern aufgegriffen, durchsucht und ihres Schlafes beraubt wurden. Zudem sollen einige Aktivisten körperlich angegriffen worden sein.

Die ehemalige Bürgermeisterin von Barcelona, Ada Colau, die ebenfalls zur Besatzung gehörte, sprach von Misshandlungen und Demütigungen: "Hunderte von Polizisten hielten uns auf den Knien, mit dem Kopf auf dem Boden, ohne Wasser, und zogen uns an unseren Kleidern. Es herrschte keine Rechtsstaatlichkeit".

Die ehemalige Bürgermeisterin von Barcelona, Ada Colau, wird bei ihrer Ankunft auf dem Flughafen von Barcelona von einer Freundin umarmt, Spanien, Sonntag, 5. Oktober 2025
Die ehemalige Bürgermeisterin von Barcelona, Ada Colau, wird bei ihrer Ankunft auf dem Flughafen von Barcelona von einer Freundin umarmt, Spanien, Sonntag, 5. Oktober 2025 Joan Mateu Parra/Joan Mateu Parra

Mit Charterflügen nach Griechenland und in die Slowakei

Israel hat außerdem vor wenigen Tagen weitere 171 Aktivisten mit Charterflügen nach Griechenland und in die Slowakei abgeschoben. In Italien wurden die Kosten für die Rückflüge von den Familien der Aktivisten vorgestreckt. Sie sollen von der Organisation Global March to Gaza erstattet werden.

Unter den Ausgewiesenen befindet sich auch die Schwedin Greta Thunberg. Ihr widmete das israelische Außenministerium ein offizielles Posting, in dem sie zusammen mit zwei anderen Frauen auf dem Flughafen Ben Gurion landete. Sie trugen noch ihre Gefängniskleidung. "Ich könnte lange über die Misshandlungen sprechen, die sie erlitten haben, aber vor unseren Augen findet ein Völkermord statt", sagte Thunberg.

Die Affäre um die Globale Sumud-Flottille ist noch nicht zu Ende: Während einige italienische Aktivisten als Helden nach Hause zurückkehren, sind viele andere noch immer inhaftiert oder werden ausgewiesen. Die juristischen und diplomatischen Ermittlungen gehen an mehreren Fronten weiter.

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