Hunderttausende Menschen demonstrierten in Budapest für beide Lager: Regierungschef Viktor Orbán und Herausforderer Péter Magyar. Orbán wetterte erneut gegen die EU und die Ukraine.
Anhänger von Regierungschef Viktor Orbán und seines Herausforderers Péter Magyar zeigten bei konkurrierenden Kundgebungen in Budapest ihre politische Stärke. Beide Lager bereiten sich auf die Parlamentswahlen im kommenden Frühjahr vor.
Orbáns Anhänger versammelten auf einer Brücke über der Donau und marschierten in Richtung des ungarischen Parlaments. Die Teilnehmer skandierten regierungsfreundliche Parolen und trugen Transparente mit Slogans wie „Wir wollen nicht für die Ukraine sterben“.
Die von den Organisatoren als Friedensmarsch bezeichnete Demonstration fand am ungarischen Nationalfeiertag statt, der an den gescheiterten antisowjetischen Aufstand von 1956 erinnert, der von der Roten Armee niedergeschlagen wurde. Die Veranstaltung konzentrierte sich jedoch weitgehend auf die Kritik an der EU-Politik gegenüber der Ukraine sowie an der Respekt- und Freiheitspartei_,_ dergrößten Oppositionspartei des Landes.
Orbán hält Anti-EU-Rede
In einer Rede warf Orbán den europäischen Staats- und Regierungschefs vor, den Kontinent in einen Krieg hineingezogen zu haben.
Die Ukraine sei "nicht mehr souverän" und könne weder Teil der EU noch der NATO werden, sagte er. Orbán gilt als engster Verbündeter Russlands innerhalb der EU, spricht sich konsequent gegen die westliche Unterstützung für die Ukraine aus und fordert seit Beginn der Invasion 2022 einen sofortigen Waffenstillstand – ohne jedoch darauf einzugehen, was dies angesichts der anhaltenden russischen Aggression für die territoriale Integrität der Ukraine oder die europäische Sicherheit bedeuten könnte.
Später am Tag füllten Anhänger des Oppositionsführers Péter Magyar Budapests Stadtzentrum und die angrenzenden Alleen für ihre eigene Demonstration - sowohl ein Protest gegen die Regierung als auch ein Zeichen der Unterstützung für Magyar und seine Mitte-Rechts-Partei.
Magyar wirft Orban vor, Ungarn zu verarmen
Auf der von Magyars Respekt- und Freiheitspartei organisierten Kundgebung gab es Aufführungen und Fotoausstellungen zum Gedenken an den gescheiterten antisowjetischen Aufstand von 1956. Die Demonstranten riefen regierungsfeindliche Slogans sowie "Russen, geht nach Hause!" - ein Refrain aus dem Aufstand von 1956 und eine moderne Anspielung auf die Ansicht vieler Menschen, dass Orbán das Land zu sehr an Moskau angenähert hat.
In einer Rede auf dem Heldenplatz in Budapest beschuldigte Magyar Orbán, das Land zu verarmen, indem er öffentliche Gelder missbrauche und die Menschen in Ungarn gegeneinander aufhetze.
Der 44-jährige Peter Magyar setzt auf Themen wie die anhaltende Inflation, die schlechte Gesundheitsversorgung und die immer deutlicher werdenden Korruptionsvorwürfe gegen die Regierung - Punkte, die bei vielen Ungarn Unzufriedenheit hervorrufen. Magyar gilt als größter politischer Herausforderer Orbáns seit Jahren.
Der ländliche Raum, der schon immer eine verlässliche Wählerbasis für Orbáns Regierungspartei Fidesz darstellte, stand im Mittelpunkt von Magyars Wahlkampf.
Vor kurzem beendete er eine 80-tägige landesweite Tournee, bei der er auf zahlreichen Versammlungen sprach und sich den Fragen des Publikums stellte. Magyar rief seine Unterstützer dazu auf, nach den Wahlen auf Dialog und Versöhnung zu setzen.
Ein genaues Datum für die Wahl steht noch nicht fest.