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Kanzleramtschef Frei stellt Leistungskürzungen im Gesundheitssystem in Aussicht

Thorsten Frei
Thorsten Frei Copyright  Copyright 2025 The Associated Press. All rights reserved
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Von Sonja Issel
Zuerst veröffentlicht am
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Frei verweist auf andere Länder wie Frankreich, in denen weniger Leistungen und eine stärkere Steuerung der Versorgung nach seiner Ansicht funktionieren.

Die stark steigenden Kosten im deutschen Gesundheitswesen bringen die Bundesregierung zunehmend unter Handlungsdruck. Kanzleramtschef Thorsten Frei (CDU) hat nun offen angekündigt, dass sich Patienten auf Einschnitte einstellen müssen -sowohl bei medizinischen Leistungen als auch bei der Organisation der Versorgung.

"Klar ist, dass manche Leistungen entfallen müssen, um das Gesundheitssystem günstiger zu machen", sagte Frei im Interview mit den Zeitungen des Redaktionsnetzwerks Deutschland.

Andere Länder zeigten, dass ein solcher Schritt funktionieren könne. Ein Blick nach Frankreich bestätige das: Dort gebe es weniger Leistungen, zugleich gingen die Menschen statistisch seltener zum Arzt - ein Umstand, der medizinisch laut Frei nicht zu erklären sei.

In Deutschland hingegen verfüge man über das teuerste Gesundheitssystem der Welt, sagte der Kanzleramtschef, ohne dass die Bevölkerung überdurchschnittlich gesund sei.

Ein Abbau von Leistungen werde zwar auf Widerstände stoßen, müsse aber "im Interesse des Ganzen" durchgesetzt werden. Welche konkreten Leistungen künftig wegfallen könnten, ließ Frei offen.

Freie Arztwahl steht zur Debatte

Neben möglichen Leistungskürzungen stellte Frei auch die freie Arztwahl infrage. Kritisch sieht er, dass Patienten bislang selbst entscheiden, zu welchem Facharzt sie gehen. Diese Entscheidung sei jedoch häufig "eher laienhaft" und führe zu unnötigen Arztkontakten.

Künftig müsse ein sogenannter Primärarzt, in der Regel der Hausarzt, diese Steuerungsfunktion übernehmen. Ziel sei es, Facharztbesuche besser zu koordinieren, Doppeluntersuchungen zu vermeiden und Kosten zu senken. Ein derartiges Modell ist in mehreren europäischen Ländern bereits etabliert.

Auch die Pflegeversicherung sieht Frei vor großen Herausforderungen. Derzeit werden rund 86 Prozent der Pflegebedürftigen zu Hause versorgt. Dieser Anteil werde künftig sinken, sagte er. Der Bedarf an stationärer Pflege dürfte deshalb steigen - mit erheblichen finanziellen Folgen für das System.

Streit um Zuzahlungen und Praxisgebühr

Parallel wird über eine stärkere finanzielle Beteiligung der Versicherten diskutiert. Gesundheitsministerin Nina Warken (CDU) hatte zuletzt höhere Zuzahlungen in Apotheken für möglich gehalten. Auch Ökonomen und Vertreter der Ärzteschaft bringen erneut eine Praxisgebühr ins Spiel.

Kritik kommt hier vom Spitzenverband der gesetzlichen Krankenkassen. Einzelne Maßnahmen wie Praxisgebühren könnten zwar kurzfristig entlasten, lösten aber nicht die strukturellen Probleme. Angesichts der Kostenentwicklung seien grundlegende Reformen notwendig.

Beiträge steigen 2026 weiter

Die gesetzlichen Krankenkassen warnen seit Monaten vor weiter steigenden Beiträgen. Nach einer Auswertung des Vergleichsportals Verivox erhöhen 31 von 72 Kassen zum Jahreswechsel ihren Zusatzbeitrag.

Auch für das kommende Jahr stellte der Chef der Techniker Krankenkasse, Jens Baas, bereits Anfang Dezember weitere Erhöhungen in Aussicht. In der ARD-Sendung Bericht aus Berlin erklärte er, er rechne mit einem durchschnittlichen Zusatzbeitrag von über drei Prozent und halte zusätzliche Anhebungen im Jahresverlauf für möglich.

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