Der Regierungschef von Hongkong, John Lee, forderte die Menschen dazu auf, zur Wahl zu gehen und versprach Reaktionen auf den Hochhausbrand.
In Hongkong waren die Wahlberechtigten an diesem Sonntag dazu aufgerufen, neue Abgeordnete zu bestimmen. Die Wahlen in der chinesischen Sonderverwaltungszone mit mehr als 7 Millionen Einwohnern finden unter den von Peking 2021 auferlegten restriktiven Regeln statt. Nach dem tödlichste Feuer in der Stadtseit Jahrzehnten stehen die Menschen weiter unter Schock.
Die Wahllokale öffneten um 07:30 Uhr Ortszeit (01:30 Uhr GMT). Gewählt wird der sogenannte Legislativrat oder "Legislative Council", kurz: "LegCo". Es werden also die 90 Mitglieder der Legislative ausgewählt, von denen allerdings nur 20 Sitze in direkter Wahl vergeben werden.
Bis zum Mittag lag die Wahlbeteiligung bei 10,33 Prozent und damit etwas höher als bei der Wahl vor vier Jahren (9,35 Prozent).
Regierungschef John Lee rief die Menschen dazu auf, zur Wahl zu gehen: "Ihre Stimme kann Reformen fördern und die von der Tragödie Betroffenen unterstützen".
Mehr als 150 Tote durch Hochhausbrand Ende November
Nach dem Brand in den Hochhäusern des 32-stöckigen Wang Ful Court-Komplex am 26. November, bei dem 159 Menschen ums Leben kamen, war der Wahlkampf de facto gestoppt worden.
Die Anwohner des betroffenen Vorortes Tai Po fordern Rechenschaft und eine gründliche Untersuchung. Eine Frau sagte, sie hoffe, dass der neue Rat die Macht sinnvoll kontrollieren werde. Ein 56-jähriger Lehrer forderte, die Priorität sollte darin bestehen, die Wohnungskrise zu lösen und die Gesetzgeber sollten sich häufiger mit den Bewohnern auseinandersetzen.
John Lee hat angekündigt, dass bei der ersten Sitzung des neuen Stadtrats ein Gesetzentwurf zur Sanierung der betroffenen Gebäude eingebracht werden soll. Gleichzeitig kündigte er die Einsetzung einer unabhängigen Kommission unter der Leitung eines Richters an, die die Ursachen des Brandes untersuchen soll.
Am vergangenen Mittwoch nahm die Polizei 15 Arbeiter und leitende Angestellte von Baufirmen fest, die für den Tod der Menschen durch den Brand mitverantwortlich gemacht werden.
Lokalen Medien zufolge wurden auch mindestens drei Personen wegen "Aufwiegelung" verhaftet. Unter ihnen war der 24-jährige Student Miles Kuan, der Flugblätter verteilte, in denen er die Rechenschaf von der Regierung forderte. Der junge Mann wurde später wieder freigelassen.
Gleichzeitig lud der chinesische Nationale Sicherheitsdienst in Hongkong (OSNS) Vertreter internationaler Medien, darunter auch AFP, zu einem Briefing ein und beschuldigte einige von ihnen, sie "verzerrten" die Realität. "Wir werden keine Aktionen von antichinesischen Elementen und Aufrührern dulden", hieß es in einer Erklärung.