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Akademiker sollen länger arbeiten als Azubis: Renten-Vorschlag entfacht neue Diskussion

Krisen-PK: Vor der Bundestagsabstimmung am vergangenen Freitag bemühte sich die Bundesregierung, Geschlossenheit zu demonstrieren und Zuversicht auszustrahlen.
Krisen-PK: Vor der Bundestagsabstimmung am vergangenen Freitag bemühte sich die Bundesregierung, Geschlossenheit zu demonstrieren und Zuversicht auszustrahlen. Copyright  Copyright 2025 The Associated Press. All rights reserved
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Von Sonja Issel
Zuerst veröffentlicht am
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Ein Vorstoß von Jens Südekum bringt neue Bewegung in die Rentenpolitik. Sein Vorschlag: Der Rentenbeginn soll sich künftig nach den Beitragsjahren richten - nicht mehr nach dem Alter. Politik und Experten reagieren gespalten.

Das Rentenpaket ist seit vergangener Woche verabschiedet - die Debatte rund um die Altersvorsorge ist jedoch bei weitem nicht abgeklungen.

Aktuell sorgt ein neuer Vorschlag für Aufsehen: Jens Südekum, Chefberater von Finanzminister Lars Klingbeil (SPD), hat am Wochenende die Idee ins Gespräch gebracht, den Renteneintritt nicht mehr an das Lebensalter zu koppeln, sondern an die Anzahl der Beitragsjahre.

Südekum verwies im Interview mit Bild am Sonntag darauf, dass Berufsgruppen unterschiedlich stark belastet sind: Wer früh ins Arbeitsleben einsteigt und körperlich arbeitet, kann oft nicht bis zum regulären Rentenalter durchhalten. Akademiker beginnen hingegen später und zahlen entsprechend später ein.

Sein Modell würde Frühstartern, wie etwa Auszubildenden ab 16, demnach einen früheren Renteneintritt ermöglichen. Wer Abitur macht und studiert, müsste entsprechend länger arbeiten.

"Den Rentenbeginn an die Beitragsjahre zu binden, ist gerechter.", so das Argument von Südekum.

Derzeit gilt: Bis 2031 steigt das Renteneintrittsalter schrittweise auf 67 Jahre. Abschlagsfrei mit 65 Jahren in Rente gehen kann nur, wer 45 Beitragsjahre vorweisen kann.

Linnemann: Darf keine Denkverbote geben

Unterstütztung erhält der Berater Klingbeils aus dem Bundesarbeitsministerium und der CDU. So erklärte die Bärbel Bas ihre Unterstützung am Montag in der ARD-Sendung Bericht aus Berlin. Sie fände die Idee "grundsätzlich gut."

Auch CDU-Fraktionsvorsitzender Carsten Linnemann verteidigte den Vorschlag des Koalitionspartners und betonte, dass es keine Denkverbote geben dürfe. Die Rentenkommission müsse ohne "Vorfestlegungen arbeiten, ansonsten macht es keinen Sinn, sie einzurichten", sagte Linnemann den Zeitungen der Funke Mediengruppe.

Kritik von Linke und Wirtschaftsforschern

Doch der Vorschlag stößt auch auf deutliche Kritik. Linke-Fraktionsvize Nicole Gohlke sprach von einem "vergifteten Angebot". Südekums Modell laufe für Millionen Menschen faktisch auf einen Renteneintritt erst ab 70 hinaus. Die Linke sehe darin "eine massive Rentenkürzung durch die Hintertür". Zwar unterstütze man frühere Renten für Menschen in körperlich belastenden Berufen. Dies dürfe aber "nicht gegen diejenigen ausgespielt werden, die sich für ein Studium entschieden haben".

Auch Marcel Fratzscher, Präsident des Deutschen Instituts für Wirtschaftsforschung (DIW), äußerte sich skeptisch. Er hält die Idee für ungerecht: Der Vorschlag werde Altersarmut nicht verringern, sondern soziale Ungleichheiten verschärfen.

Widerstand kommt zudem von Arbeitgeberseite - allerdings aus anderen Gründen. Nicht das potenziell höhere Rentenalter sei problematisch, sondern das niedrigere.

Südekums Modell sei "eine Neuauflage der Rente mit 63 unter einer neuen Überschrift", warnte BDA-Hauptgeschäftsführer Steffen Kampeter der Nachrichtenagentur dpa.

Mehrere Reformideen

Beim jüngsten Vorschlag darf man eines jedoch nicht vergessen: Viele Studierende, die nebenbei arbeiten, zahlen bereits Beiträge in die Rentenkasse ein. Inwiefern der Ansatz also tatsächlich Wirkung entfalten würde, bleibt abzuwarten.

Neben dem Ansatz der Lebesarbeitszeit gibt es jedoch noch zahreiche weitere Reformideen.

Neben der Forderung, mehr Menschen in das Rentensystem einzubeziehen, verweist besipielsweise SPD-Generalsekretär Klüssendorf auch auf die Frage "wachsender Rentenunterschiede". Konkret gehe es darum, ob kleine und große Renten gleichermaßen steigen - aktuell seien kleinere Renten hier benachteiligt.

Einigung bis Mitte 2026

All das soll nun die Rentenkommission besprechen und auswerten - und das möglichst schnell. Die Kommission - bestehend auch aus einigen der jungen CDU-Abgeordneten, die das Paket lange blockiert hatten - soll innerhalb von sechs Monaten ein umfassendes Reformkonzept vorlegen.

Geht es nach Bundeskanzler Friedrich Merz (CDU), soll der Bundestag dann kurz darauf über die neue Rentenregelung abstimmen.

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