Über 6.000 obdachlose Menschen leben in Berlin auf der Straße. Besonders an kalten Tagen und Nächten können sie vom Berliner Kältebus unterstützt werden. Nun wurde einer der Busse bei einem mutmaßlichen Brandanschlag angezündet.
In der Nacht von Samstag auf Sonntag sind in Berlin zwei Kältebusse der Stadtmission Ziel eines mutmaßlichen Brandanschlags geworden. "Vergangene Nacht haben Unbekannte einen unserer Kältebusse angezündet und ihn komplett ausgebrannt. Der zweite Kältebus daneben ist schwer beschädigt", schreibt die Berliner Stadtmission auf Instagram.
Ein Zeuge beobachtete gegen 3:15 Uhr eine unbekannte Person in der Nähe der Busse, bevor das Feuer ausbrach und die Feuerwehr alarmiert wurde. Die Ermittlungen wegen des Verdachts der Brandstiftung führt ein Brandkommissariat des Landeskriminalamtes, heißt es einer Mitteilung der Polizei zufolge. Hinweise auf ein politisches Motiv liegen bislang nicht vor.
"Wir sind geschockt, dass jemand so etwas macht, aber auch sehr dankbar und total geflasht von der Solidarität, die wir im Nachgang erfahren haben", sagte Heiko Linke von der Stadtmission der taz.
Die Kältebusse sind seit 1994 in Berlin im Einsatz und bringen obdachlose Menschen in kalten Winternächten in Notunterkünfte, liefern Schlafsäcke, heißen Tee oder Suppe. Rund 60 Ehrenamtliche fahren aktuell drei Fahrzeuge durch die Hauptstadt, um Menschen ohne Wohnung zu helfen.
"Hier ist mehr als nur ein Fahrzeug und Transportmittel abgebrannt", heißt es in einem Beitrag der Stadtmission und dem Kältebus Berlin auf Instagram. "Dieser Bus ist für die Menschen, die auf der Straße leben, oft die einzige Verbindung zum Rest der Gesellschaft, er ist oft der einzige Weg, raus aus der Kälte und hinein in ein sicheres Umfeld, in ein schützendes Obdach."
Die Sprecherin der Stadtmission, Barbara Breuer, sagte dem rbb, dass trotz des Brandes "die Kältebusfahrten abgesichert" sind. Dank der schnellen Unterstützung von Hilfsorganisationen und privaten Trägern kann die Arbeit sofort fortgesetzt werden. Der soziale Träger Gebewo stellte umgehend einen Ersatzbus zur Verfügung. Ein weiteres Fahrzeug wurde von einem privaten Unternehmer gestellt.
Ein beschädigter Bus soll repariert werden, da er spezielle Einbauten wie eine Rampe für Rollstuhlfahrer und Schubladen für Wechselkleidung hatte, die nicht einfach ersetzt werden können.
Sozialsenatorin Cansel Kiziltepe (SPD) äußerte sich auf Instagram: "Wer Fahrzeuge zerstört, die dazu da sind, Menschen vor dem Erfrieren zu schützen, greift nicht nur Sachwerte an, sondern gefährdet unmittelbar Leben."
Die Linken-Politikerin Elif Eralp bezeichnete den Vorfall in einem Video auf X als Skandal in einem reichen Land, in dem Menschen obdachlos sind.
Bis Montagmorgen hatte das Video eines ausgebrannten Busses 1,7 Millionen Menschen erreicht, mehr als 5000 Accounts teilten den Beitrag.
Die Stadtmission dankte auf Instagram den Spendern: "Gestern waren wir sprachlos, weil jemand unseren Kältebus abbrannte, heute sind wir sprachlos über eure Solidarität", heißt es dort unter anderem.