Wie profitiert Griechenland vom europäische Aufbauplan?

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Von Fanny Gauret
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In dieser Folge von Real Economy schauen wir uns in Griechenland an, wie die Aufbau- und Resilienzfazilität (ARF) nach drei Jahren greift.

Drei Jahre nach ihrem Start: Ist die Aufbau- und Resilienzfazilität (ARF), ein ehrgeiziges Konjunkturprogramm für die Zeit nach der Krise, das Milliarden von Euro mobilisiert, um ein grüneres, besser vernetztes und widerstandsfähigeres Europa zu schaffen, auf dem richtigen Weg, ihre Versprechen einzulösen? In dieser Folge von Real Economy aus Griechenland gehen wir dem nach.

Wie funktioniert die Aufbau- und Resilienzfazilität?

Die Aufbau- und Resilienzfazilität wurde eingerichtet, um die lahmende europäische Wirtschaft wieder anzukurbeln und eine digitalere, grünere und stärkere Zukunft aufzubauen.

Seitdem hat Europa unter dem Krieg in der Ukraine und der hohen Inflation gelitten.

Die ARF-Zahlungen werden freigegeben, wenn ein Land die vereinbarten Meilensteine und Ziele erreicht.

Bisher wurde mehr als ein Drittel der ARF ausgezahlt, wobei viele Länder die 37 Prozent, die sie für klimarelevante Projekte ausgeben müssen, überschritten haben.

Europaweit wurden mehr als 28 Millionen Megawattstunden an jährlichem Energieverbrauch eingespart und fast 9 Millionen Menschen haben von Maßnahmen zum Schutz vor Überschwemmungen und Waldbränden profitiert.

Im digitalen Bereich verfügen 5,6 Millionen mehr Haushalte über einen schnellen Internetzugang.

Da die Modernisierung der öffentlichen Infrastruktur ebenfalls höchste Priorität hat, soll nun die Auszahlung der Mittel vor Ablauf der Frist 2026 beschleunigt werden. 

Wie nutzt Griechenland die Mittel?

Die Bewältigung der Klimakrise ist einer der wichtigsten Aspekte des europäischen Wiederaufbauplans für Griechenland: Im Sommer zerstörten Brände infolge von Dürre und Hitzewelle 170.000 Hektar Land und verursachten erhebliche Schäden, wie hier im Wald von Megara: 

"In den vergangenen fünf Jahren gab es im Wald von Megara große Brände, die Wälder, Häuser, Betriebe und Viehbestände zerstörten", erzählt  Försterin Jasmine Georgiou. _"_Zum ersten Mal hat der Forstdienst die Möglichkeit, ein Projekt dieser Größenordnung durchzuführen; es wird als Schutzschild dienen, um unsere Bevölkerung, aber auch ihre Häuser, ihr Hab und Gut und ihre Tiere besser zu schützen."

Das griechische AntiNero-Programm soll diese "Megabrände" bekämpfen. Es umfasst die Säuberung und Pflege der Wälder, die Anpflanzung von langsam brennenden Bäumen und die Einrichtung verschiedener Brandschutzzonen: _"_Hier entfernen wir brennbare Biomasse zur Vorbeugung von Bränden, aber auch, um im Falle eines Falles sehr schnell einen Brand löschen zu können", so die Försterin.

Ein Projekt, das erhebliche Investitionen erfordert, um den Markt für Dienstleister zu öffnen, das notwendige Personal einzustellen und neue Ausrüstung zu kaufen:

"Das Projektbudget beträgt mehr als 400 Millionen Euro", sagt Giouli Vourna - Projektleiterin, Projektvorbereitungsfazilität, Hellenic Republic Asset Development Fund . "Dank der Finanzierung durch die Aufbau- und Resilienzfazilität ist es die größte Maßnahme zur Bewältigung dieses Problems, die jemals in unserem Land durchgeführt wurde."

In welchem Bereich hilft die ARF?

Die Projekte, die mit der Aufbau- und Resilienzfazilität finanziert werden, richten sich nach den Prioritäten der einzelnen Länder. Griechenland kann 35,9 Milliarden Euro in Form von Zuschüssen und Darlehen* in Anspruch nehmen

Eine weitere Priorität ist die Modernisierung der öffentlichen Infrastruktur, einschließlich der Gesundheitseinrichtungen. In Athen sind Arbeiten am Metaxa-Krankenhaus im Gange: 

"Wir haben alle Patientenzimmer, alle Sanitäranlagen und Toiletten renoviert, die Konsolen für die Sauerstoffversorgung und die sehr wichtige Rufanlage für das Pflegepersonal installiert", erklärt Sarandos Efstathopoulos, Leiter des Metaxa Krankenhauses. "Eine komplette Rekonstruktion der 6. Etage und der Notaufnahme wird folgen."

Dieses onkologische Krankenhaus ist das größte auf dem Balkan. Wie viele andere Krankenhäuser in Griechenland wurde es seit seiner Errichtung in den 60er-Jahren nicht renoviert. Evangelos Manolis, Projektleiter, Hellenic Republic Development Asset Fund:

"Die Kosten für dieses Projekt beliefen sich auf rund 1 Million Euro. Die ARF hat wesentlich dazu beigetragen, dass diese Arbeiten in den mehr als 80 an dem Programm beteiligten Krankenhäusern durchgeführt werden konnten, so dass die griechische Bevölkerung Zugang zu qualitativ hochwertigen medizinischen Leistungen hat."

Modernisierung des Gesundheitswesens, Erneuerung der Stromnetze, Investitionen in erneuerbare Energien: 38% des griechischen Konjunkturprogramms werden für Klimaziele verwendet, 22% für die Digitalisierung und 18% für soziale Projekte. 

Auch wenn der Konjunkturplan einen günstigen haushaltspolitischen Spielraum schafft, sind nach Ansicht der Wirtschaftswissenschaftlerin Phoebe Koundouri mehr Zeit und bedeutende Reformen erforderlich, um die Ziele des Plans zu erreichen: 

"Wir haben es geschafft, fast 50 Prozent der Vorauszahlungen zu erhalten und ein Drittel des Geldes in Investitionen zu stecken", so die Professorin an der Wirtschaftsuniversität Athen und Vorsitzende des UN SDSN Global Climate Hub. "Das ist eine beispiellose Abrufrate für Griechenland. Aber natürlich braucht es definitiv mehr Zeit, um diesen finanziellen Spielraum in realisierbare Projekte umzusetzen. Der öffentliche Sektor muss produktiv werden."

Für Griechenland bleibt noch viel zu tun

Nach einem schwierigen Jahrzehnt scheint Griechenland ein neues wirtschaftliches Kapitel mit einem ermutigenden Wachstum aufzuschlagen, aber es bleibt noch viel zu tun. Bietet der Europäische Aufbauplan die Möglichkeit, diese Fortschritte zu konsolidieren? Das frage ich den für den griechischen Sanierungsplan zuständigen Minister Nikos Papathanasis.

Euronews-Reporterin Fanny Gauret: Welche Erfolge haben Sie seit dem Start der ARF erzielt? Wie kommen sie voran?

**Nikos Papathanasis, Stellvertretender Minister im Ministerium für Wirtschaft und Finanzen:**Erstens hat Griechenland jetzt ein Investment-Grade-Rating, und wir erwarten, dass die ARF zusammen mit den anderen europäischen Fonds zu mehr als 60 Prozent des Wachstums beitragen wird, das wir für 2024 erwarten. Wir erwarten für unsere Wirtschaft ein Wachstum von 2,9 Prozent. Der europäische Durchschnitt liegt bei etwa 0,8 Prozent.

Die Reformen machen unsere Wirtschaft attraktiver für Investitionen, und Investitionen helfen, neue Arbeitsplätze zu schaffen. Und wir haben die Arbeitslosigkeit in den vergangenen vier Jahren von 17,5 Prozent auf unter 10 Prozent gesenkt. 

Euronews: Welche Projekte haben für Sie Priorität?

Nikos Papathanasis: Alle Projekte, von denen ich spreche, betreffen das Gesundheitswesen und die Justiz. Wir modernisieren und renovieren zum Beispiel Krankenhäuser und Gesundheitszentren. Gleichzeitig müssen wir die Verfahren vereinfachen, damit Griechenland ein investitionsfreundlicheres Land wird. 

Euronews: Wie stellen Sie sicher, dass das Geld gut investiert wird?

Nikos Papathanasis: Es gibt ein Audit, wir werden ständig kontrolliert. So stellen wir sicher, dass das Geld in die richtige Richtung fließt.

Euronews: Was sagen Sie zu dem Verfahren für Regierungen? Ist es schwierig, Zugang zu diesen Mitteln zu erhalten? 

Nikos Papathanasis: Die ARF ist leistungsorientiert. Es geht nicht darum, wie viel Geld man ausgibt, sondern ob man die Reformen umsetzt und alle Meilensteine erreicht. Es ist schwierig, aber es ist effizienter. Und Reformen zusammen mit Investitionen sind meiner Meinung nach für die Gesellschaft nützlicher als nur Projekte.

Für Griechenland sind strategische Investitionen und eine vorausschauende Verwaltung ein Weg, um die positive Entwicklung fortzusetzen und ein Jahrzehnt der Enttäuschung in Wohlstand zu verwandeln.

Cutter • Nicolas Coquet

Weitere Quellen • Produktion: Louise Lehec; Kameramann: Mathieu Rocher / Georgiou Babis; Bewegungsdesign: NEWIC

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