MFE-MediaForEurope, Italiens größte Mediengruppe, unterstützt offen Paramounts feindliches Angebot für Warner Bros Discovery. Sie sieht darin gesicherten Wettbewerb im globalen Streamingmarkt.
Italiens größter Medienkonzern MFE, früher Mediaset, mischt sich in den Kampf um die Zukunft von Warner Bros. ein. Das von dem verstorbenen früheren italienischen Premier Silvio Berlusconi gegründete Unternehmen bevorzugt das Übernahmeangebot von Paramount gegenüber dem des Streaming-Riesen Netflix.
Nachdem im November Berichte über einen Deal zwischen Netflix und Warner Bros. die Runde machten, legte Paramount vergangene Woche überraschend nach. Der Konzern kündigte an, direkt an die Aktionäre von Warner zu gehen. Mit einem alternativen Übernahmeangebot.
„Es ist ein wirklich bedeutender Fall“, sagte MFE-Chef Pier Silvio Berlusconi am Mittwochabend bei einer Pressekonferenz in der MFE-Zentrale nahe Mailand.
„Wenn ich mich festlegen müsste, würde ich Paramount den Zuschlag wünschen. Aber nur, weil es dann nicht drei Schwergewichte gäbe: Netflix, Amazon und Disney. Sondern vier, mit Paramount.“
„Es geht um Wettbewerb, nicht um Ideologie“, sagte Berlusconi zu dem Bieterstreit. „Eine mathematische Überlegung, keine politische. Insgesamt halte ich das für eine sehr amerikanische Angelegenheit, mit geringer Wirkung im Ausland.“
Pier Silvio ist der Sohn des früheren italienischen Regierungschefs und Medientycoons Silvio Berlusconi. Seine Mutter ist Carla Lucia Elvira Dall'Oglio.
Was ist MFE?
Der ältere Berlusconi gründete Mediaset in den achtziger Jahren als wichtigstes privates Fernsehnetzwerk. In Italien galt es als äußerst populärer Senderverbund, aber auch als Symbol geballter Medien- und politischer Macht. TGCom24 und Studio Aperto verbreiteten häufig pro-berlusconische Politik und rechte Argumentationslinien.
2021 wurde Mediaset zu MFE, Media for Europe, umgebaut. Die paneuropäische Holding mit Sitz in den Niederlanden entstand aus der Fusion der italienischen und spanischen Sparten.
Heute hält MFE führende Sender in Italien, Spanien und Portugal. Dazu kommen deutschsprachige Angebote in Deutschland, Österreich und der Schweiz über eine Beteiligung von 75,61 Prozent an ProSiebenSat.1.
Wettbewerb sichern
Berlusconi betonte, dass in einem Markt, den Netflix, Amazon und Disney prägen, ein Zusammenschluss von Paramount und WBD ein viertes Schwergewicht schaffen würde. Ein Gegengewicht zu den drei Platzhirschen.
Eine Fusion von Netflix und WBD hingegen würde die derzeitige Nummer eins weiter aufladen, indem HBO, Max und das Warner-Bros.-Studio in die bereits enorme Abonnentenbasis integriert würden.
Die Warner-Bros.-Entscheidung ist für europäische Fernsehanbieter besonders heikel. Sie leiden bereits unter zersplitterten Werbemärkten, einem jüngeren Publikum, das zu globalen Streaming-Plattformen oder Online-Videos abwandert, und stark steigenden Rechtekosten.
Ein noch mächtigeres Netflix mit WBD-Inhalten würde europäische Sender stärker von wenigen US-Anbietern abhängig machen. Das schwächt ihre Position bei Lizenzierungen und Koproduktionen.
Die Geldgeber hinter dem Paramount-Angebot
Paramount Skydance hat die WBD-Saga ins Wanken gebracht. Das Unternehmen legte ein reines Barangebot über 108,4 Mrd. US-Dollar (92,3 Mrd. Euro) vor, ein feindliches Übernahmeangebot für die gesamte Firma, direkt an die WBD-Aktionäre gerichtet.
Finanziert wird der Vorstoß von Familienvermögen von Larry Ellison, RedBird Capital und einem Kreis einflussreicher staatlicher Fonds aus dem Nahen Osten sowie Jared Kushners Affinity Partners. Er wird als reichere und sauberere Alternative verkauft. Er umfasst nicht nur die Studios und Max, sondern auch Warners Kabelportfolio, darunter CNN und Discovery.
Netflix hat dagegen bereits einen Deal über 72 Mrd. US-Dollar (61,3 Mrd. Euro) in bar und Aktien angekündigt. Er betrifft nur die Studios und die Streaming-Sparte von WBD. Warner Bros., HBO und Max, DC sowie die Bibliothek sollen in die eigene Plattform integriert werden. Die traditionellen TV-Netzwerke von WBD werden 2026 als Discovery Global abgespalten.
In Washington hat Donald Trump den Netflix-Deal öffentlich in Frage gestellt.
„Ich finde, CNN sollte verkauft werden, denn die Leute, die CNN derzeit führen, sind entweder korrupt oder inkompetent“, sagte Trump am Mittwoch Journalisten bei einem Roundtable mit Wirtschaftsvertretern im Weißen Haus.
„Ich glaube nicht, dass man ihnen weiterhin die Leitung von CNN anvertrauen sollte. Deshalb sollte in jedem Deal sichergestellt sein, dass CNN Teil davon ist oder separat verkauft wird“, fügte er hinzu.