Er versprach Stabilität, hinterließ Verwüstung: Der Zusammenbruch von TerraUSD traf bis zu eine Million Anleger und Wohltätigkeitsorganisationen. Ein US-Richter spricht von einem "epischen Betrug".
Ein US-Gericht hat den Krypto-Unternehmer Do Kwon (34), Mitgründer der gescheiterten Firma Terraform Labs, zu 15 Jahren Haft verurteilt. Kwon hatte mit einem als stabil beworbenen Digitalgeld Anleger getäuscht. Der Zusammenbruch des Systems löschte weltweit rund 40 Milliarden US-Dollar aus und traf auch Wohltätigkeitsorganisationen.
Bei der Strafmaßverhandlung in New York schilderten Opfer, wie sie Ersparnisse und Altersvorsorgen verloren. Richter Paul A. Engelmayer nannte den Betrug "episch". Kwon habe einen enormen Einfluss auf Investoren gehabt und "unermessliches menschliches Leid" verursacht.
Ihm hatten bis zu 25 Jahre Haft gedroht.
Mehr als die kombinierten Verluste in den Fällen FTX und OneCoin
Kwon bekannte sich im August schuldig. Die Vorwürfe beziehen sich auf den Zusammenbruch von Terraform Labs, einem von ihm 2018 mitgegründeten Krypto-Unternehmen. Dessen Digitalwährung TerraUSD war als stabiler "Stablecoin" beworben worden, verlor jedoch ihre Dollar-Bindung und brach zusammen. Laut Staatsanwaltschaft handelte es sich um ein künstlich gestütztes System.
Der Absturz vernichtete Milliardenvermögen, traf bis zu eine Million Anleger und löste eine Kettenreaktion an den Kryptomärkten aus. Die Schäden überstiegen demnach sogar die kombinierten Verluste aus den Betrugsfällen FTX und OneCoin.
Kwon erklärte sich bereit, im Rahmen seines Deals mit der Staatsanwaltschaft mehr als 19 Millionen US-Dollar an den Staat abzugeben.
Seine Anwälte argumentierten, sein Handeln sei nicht aus Gier, sondern aus Hybris und Verzweiflung erfolgt. Richter Engelmayer lehnte jedoch Kwons Antrag ab, die Haftstrafe in seinem Heimatland Südkorea zu verbüßen, wo ihm weitere Verfahren drohen und seine Familie lebt.
Opfer berichten: Verluste ruinierten ihr Leben und schadeten Hilfsorganisationen
Eine Staatsanwältin las Auszüge aus einigen der mehr als 300 Schreiben von Opfern vor. Darunter war eine Person, nur mit Initialen genannt, die fast 11.400 US-Dollar (9.718 Euro) verloren hatte, während sie Rechnungen jonglierte und versuchte, das College abzuschließen.
Zudem schilderten mehrere Opfer auch vor Gericht die drastische Folgen des Krypto-Zusammenbruchs: zerbrochene Familien, verlorene Ersparnisse und existenzielle Not.
Viele Betroffene beschrieben den Absturz als plötzlichen Verlust jahrelanger Arbeit. Eine Betroffene schrieb, das Geld sei "über Nacht verpufft" - es sei kein Marktversagen gewesen, sondern Täuschung.
Stanislav Trofimchuk sagte, die Investition seiner Familie sei von 190.000 US-Dollar (161.977 Euro) auf 13.000 US-Dollar (11.082 Euro) abgestürzt - "17 Jahre unseres Lebens, weg" – in "zwei Wochen puren Schreckens", wie er es beschrieb.
Ein anderer Mann erzählte, einige der von ihm betreuten Organisationen hätten mehr als zwei Millionen US-Dollar (1,7 Millionen Euro) verloren, eine Kirchengruppe etwa 900.000 US-Dollar (767.263 Euro). Er und seine Frau seien hoch verschuldet, und seine Schwiegereltern müssten nun weit über den geplanten Ruhestand hinaus weiterarbeiten.
Die Staatsanwaltschaft sprach von Betrug, begangen mit Arroganz und Manipulation, der enorme menschliche Schäden verursacht habe.