Weltweit leben schätzungsweise 40,8 Millionen Menschen mit HIV. Die Krankheit forderte im vergangenen Jahr rund 630.000 Todesopfer.
Seit 1988 begehen weltweit Wissenschaftler, Ärzte, Familien und Aktivisten jedes Jahr am ersten Dezember den Welt-AIDS-Tag. Sie erinnern an die Opfer der HIV/Aids-Epidemie und werben für den entschlossenen Kampf gegen sie.
Seit Beginn der Krise sind weltweit rund 44,1 Millionen Menschen an Folgen von HIV (Humanes Immundefizienz-Virus) gestorben. HIV verursacht Aids (Erworbenes Immunschwächesyndrom). Insgesamt haben sich rund 91,4 Millionen Menschen mit HIV infiziert.
Trotz großer Fortschritte bei Prävention und Behandlung warnen globale Gesundheitsexperten: Kürzungen der Entwicklungshilfe in wohlhabenden Staaten könnten in besonders betroffenen Regionen ein Wiederaufflammen auslösen.
Zum 37. Welt-AIDS-Tag blicken wir auf acht zentrale Entwicklungen im Kampf gegen eine der verheerendsten Epidemien der Geschichte.
1981: Erste Fälle gemeldet
Im Juni berichteten US-Gesundheitsbehörden über eine rätselhafte Krankheit bei einer Gruppe junger, zuvor gesunder, schwuler Männer. Alle starben schließlich. Bald wurden Hunderte weitere Fälle festgestellt, auch bei Menschen, die Drogen konsumierten, bei Hämophilen und bei Patientinnen und Patienten nach Bluttransfusionen.
In Europa startete 1984 die erste Aids-Überwachung. Ende 1985 war in Großbritannien ein HIV-Test verfügbar.
So begann, was später als HIV/Aids-Epidemie bekannt wurde und Wissenschaft wie Gesellschaft über Jahrzehnte beschäftigte.
1996: Neue Therapie senkt Aids-Todesfälle
Nach Jahren des Versuchens und Irrens entdeckten Forschende: Die hochaktive antiretrovirale Therapie (HAART), ein Cocktail aus drei Medikamenten, wirkt sehr effektiv gegen Aids.
HAART unterdrückt das Virus und stabilisiert so das Immunsystem. Der Übergang von HIV zu Aids verlangsamt sich. Antiretrovirale Therapien machten aus der HIV-Diagnose kein Todesurteil mehr, sondern eine behandelbare chronische Krankheit, allerdings nur für Menschen, die sie sich leisten konnten.
In Ländern mit Zugang zur Therapie sanken die Aids-bedingten Todesfälle deutlich. Gleichzeitig stieg die Zahl der Menschen mit HIV – wegen mehr Tests und Diagnosen, aber auch wegen der weiteren Verbreitung des Virus.
2003: PEPFAR entsteht
Die USA stellten den President’s Emergency Plan for AIDS Relief (PEPFAR) vor. Zum Start war es ein Fünfjahresprogramm mit 15 Milliarden US-Dollar (13 Milliarden Euro) für den Kampf gegen HIV/Aids in besonders betroffenen Ländern.
Bis 2025 soll PEPFAR in 50 Ländern mehr als 26 Millionen Leben gerettet haben. Es gilt als das größte globale Gesundheitsprogramm für eine einzelne Krankheit.
2011: Antiretrovirale Mittel verhindern die Weitergabe von HIV
Auf einer Konferenz in Rom erklärten Forschende: Antiretrovirale Medikamente behandeln nicht nur HIV. Sie senken auch das Risiko, das Virus an nicht infizierte Sexualpartner weiterzugeben – und zwar deutlich.
2012: Erstes PrEP-Medikament zur Senkung des HIV-Risikos zugelassen
US-Behörden ließen Truvada zur Präexpositionsprophylaxe (PrEP) zu. Die Europäische Union folgte 2016.
PrEP ist eine tägliche Pille für Menschen mit erhöhtem HIV-Risiko – etwa für schwule und bisexuelle Männer, trans Personen und Sexarbeiterinnen und Sexarbeiter. Sie senkt die Gefahr einer Ansteckung. Studien zeigen: Beim Sex reduziert sie das Risiko um etwa 99 Prozent, bei Injektionen um rund 74 Prozent.
Zusammen haben antiretrovirale Therapien und PrEP den Verlauf der HIV-Epidemie in wohlhabenden Ländern verändert. Im Vereinigten Königreich sanken die Neudiagnosen bei schwulen und bisexuellen Männern zwischen 2015 und 2020 um zwei Drittel.
2020: Hürden beim Ausbau von Prävention und Behandlung
2014 setzte das Gemeinsame UN-Programm zu HIV/Aids (UNAIDS) Ziele für 2020: 90 Prozent aller HIV-Betroffenen weltweit sollten ihren Status kennen, antiretrovirale Therapien erhalten und eine unterdrückte Viruslast haben. Die UN-Generalversammlung übernahm die Ziele zwei Jahre später. Sie wurden als 90-90-90 bekannt.
UNAIDS zufolge ließe sich die Epidemie damit bis 2030 beenden.
Schweden erreichte die Ziele als erstes Land schon 2016. Bis 2020 hatten weltweit jedoch nur 19 Länder die 90-90-90-Vorgaben vollständig oder fast erfüllt.
2024: Halbjährliche PrEP-Spritze gilt als Wendepunkt
Studien zeigten: Eine einzige Injektion des antiretroviralen Wirkstoffs Lenacapavir schützt jeweils sechs Monate vor HIV. Zuvor lag der Schutz bei zwei Monaten.
Die EU genehmigte die Spritze im Folgejahr, und internationale Organisationen taten sich rasch zusammen, um erschwingliche Generika ab 2027 in Ländern mit niedrigem Einkommen verfügbar zu machen.
2025: Kürzungen gefährden Fortschritte
In diesem Jahr gerieten HIV-Dienste in vielen Ländern ins Stocken, weil die USA Entwicklungshilfe abrupt einfroren oder zurückzogen. Auch europäische Staaten, darunter das Vereinigte Königreich, Deutschland und Frankreich, haben ihre Beiträge zur globalen Gesundheit gekürzt.
Expertinnen und Experten für globale Gesundheit warnen: Die Kürzungen gefährden jahrelange Arbeit gegen HIV/Aids und andere langwierige Gesundheitskrisen wie Malaria und Tuberkulose (TB).
Heute leben weltweit schätzungsweise 40,8 Millionen Menschen mit HIV. Im vergangenen Jahr starben etwa 630.000 Menschen daran. Afrika ist am stärksten betroffen und steht für mehr als zwei Drittel aller Fälle.