Jetzt ein Elektroauto kaufen? 7 Dinge, die man wissen sollte

Jetzt umsteigen auf E-Auto? Experten klären über 7 der häufigsten Irrtümer auf
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Von Jenny Medlicott
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Euronews hat nachgefragt: Ist jetzt die Zeit, auf eine Elektroauto umzusteigen? Expert:innen entlarven die 7 am weitesten verbreiteten Mythen.

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Die Auswirkungen der Energiekrise sind überall spürbar und geben den meisten Menschen Anlass zur Sorge - vor allem denjenigen aus Haushalten mit geringem Einkommen.

Viele fragen sich, was man in dieser Zeit tun kann, um die Kosten zu senken. Sind Elektro- oder Hybridfahrzeuge eine Lösung?

Euronews hat mit Tilmann Vahle und Matthias Ballweg, den Co-Leitern der SYSTEMIQ-Plattform für zirkuläre Mobilität, über die am häufigsten gestellten Fragen und Mythen über Elektrofahrzeuge gesprochen.

Wie ist die Reichweite von Elektroauto mit Batterie (BEV) im Vergleich zu benzinbetriebenen Autos (ICEV)?

Die Reichweite von Elektrofahrzeugen entspricht in der Regel der von kraftstoffbetriebenen Fahrzeugen und ist deutlich besser als die von Hybridfahrzeugen. Elektroautos, die auch als batteriebetriebene Elektrofahrzeuge (BEV) bezeichnet werden, haben in der Regel eine Reichweite von bis zu 350 Kilometern mit einer einzigen Ladung.

Wenn die Batterie leer ist, kann sie innerhalb weniger Stunden, bei einigen leistungsstarken Modellen sogar in einer halben Stunde, wieder bis zu 80 Prozent aufgeladen werden. Allerdings hängt dies natürlich auch von der verfügbaren Stromversorgung an der Ladestation ab.

Haben sich die Batterien von Elektrofahrzeugen verbessert?

Es scheint so, denn die Batteriemotoren von BEVs sind tatsächlich so ausgelegt, dass sie die Lebensdauer des Fahrzeugs selbst überdauern.

Gegenwärtig beträgt die Lebensdauer der Batterien zu etwa 80 Prozent 12 bis 15 Jahre. Diese Zahl steigt ständig und könnte sich in naher Zukunft sogar auf bis zu 20 Jahre erhöhen.

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Ein Nissan-Elektroauto beim StromtankenAP Photo

Kann man Elektrofahrzeuge aus zweiter Hand kaufen, und ist das Verfahren genauso einfach wie beim Kauf von nicht-elektrischen Fahrzeugen?

Ja und ja. Auf einigen Märkten sind Elektrofahrzeuge jedoch so begehrt, dass Gebrauchtwagen sogar teurer sein können als Neuwagen.

Genauso wie beim Kauf eines benzinbetriebenen Fahrzeugs aus zweiter Hand benötigen Sie technische Expertise, um die voraussichtliche Restlebensdauer des Fahrzeugs einzuschätzen und einen zuverlässigen Kostenvoranschlag zu erstellen. Für moderne Batterien gibt es ausgefeilte Analysesoftware, die diese Schätzung vornehmen kann.

Der kommende EU-Batteriepass wird alle relevanten Informationen enthalten, um die Lebensdauer der Batterie mit minimalem Aufwand zu ermitteln. Mittelfristig wird es noch einfacher, billiger und zuverlässiger sein, gebrauchte Elektroautos zu kaufen als normale Verbrennungsfahrzeuge. 

Wie hoch sind die Betriebskosten von Elektrofahrzeugen?

Die Kosten sind je nach örtlichen Kostenbedingungen sehr unterschiedlich, aber Elektrofahrzeuge sind heute generell billiger als herkömmliche kraftstoffbetriebene Fahrzeuge. Die Kraftstoffkosten können stark schwanken, während Stromkosten meist stabiler sind.

In vielen EU-Ländern gibt es beim Kauf eines Elektrofahrzeugs Zuschüsse und Befreiungen von bestimmten Steuern, was die Gesamtkosten senkt.

Ab 2020 kann jeder Besitzer eines Elektrofahrzeugs in der EU am System der Emissionsgutschriften teilnehmen, um einen Beitrag zur Verbesserung der Emissionsstandards zu leisten. Dadurch kann zwischen 250 und 550 € pro Jahr gespart werden.

Aufgrund der geringeren Anzahl beweglicher Teile und des geringeren Einsatzes von Bremsen (da Elektrofahrzeuge meist per Induktion bremsen, um die Batterie zu laden) sind die Wartungskosten um 60 bis 90 % niedriger.

Die Versicherungskosten für Elektroautos können jedoch höher sein, da sie in der Regel stärker beschleunigen und aufgrund ihrer Batterie schwerer sind - eine von vielen Komponenten, die in die Gesamtkosten für den Betrieb eines Elektroautos einfließen.

Wie werden sich Elektrofahrzeuge auf die Wirtschaft auswirken?

Elektrofahrzeuge werden sich zweifellos auf die Wirtschaft auswirken. Zunächst einmal ist ihr Betrieb viel billiger, was Haushalten mit geringem Einkommen zugute kommen wird.

Aber eine steigende Nachfrage nach Elektrofahrzeugen bedeutet auch, dass eine neue Ladeinfrastruktur benötigt wird. Diese Infrastruktur wird Investitionen erfordern und viele Arbeitsplätze in der Fertigung und im Elektrohandwerk schaffen. Und das ist noch nicht alles, denn es werden auch Arbeitskräfte benötigt, die an den Hochleistungsmetallen der Batterien arbeiten.

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In Grünheide hat Tesla gerade medienwirksam sein erstes Werk in Deutschland eröffnet.AP Photo/Michael Sohn

Diese neue Infrastruktur wird neue und anderes Know-how in der Fertigung erfordern. Es könnte in der Folge weniger Arbeitsplätze in der Autowartung geben, aber die wirtschaftlichen Aussichten insgesamt scheinen sowohl für die Wirtschaft als auch für den Einzelnen von Vorteil zu sein.

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Werden Elektroautos vor dem Verbot von benzinbetriebenen Autos billiger werden?

Ja, nicht nur, weil die Batterietechnologie dramatische Fortschritte macht - bis 2030 dürften die Kosten um etwa 50 Prozent sinken -, sondern auch, weil Elektrofahrzeuge einfacher zu bauen sind. Sie benötigen viel weniger bewegliche Teile.

Folglich könnten die Herstellungskosten bis 2030 um 20 bis 40 Prozent sinken, und die Autos werden in Betrieb und Bau billiger sein als heute.

Wie sicher sind Elektrofahrzeuge?

Betrachtet man Tesla, so scheint es, dass Elektrofahrzeuge sicherer sind als Fahrzeuge mit Verbrennungsmotor. Telsa ist bei Crashtests immer wieder als das sicherste Auto eingestuft worden, weil die Batterie unglaublich stabil ist.

Auch das Wetter scheint keinen größeren Einfluss auf die Funktionalität von Elektrofahrzeugen zu haben als auf benzinbetriebene Autos. In Norwegen gibt es die meisten Elektrofahrzeuge pro Kopf der Bevölkerung, so dass die extreme Kälte in diesem Land die Menschen offenbar nicht abschreckt.

Bei extremen Wetterbedingungen sind Elektrofahrzeuge ironischerweise sicherer zu fahren als Fahrzeuge mit Verbrennungsmotor. Das liegt daran, dass das elektrische System nach gewissen Standards vollständig abgedichtet ist. E-Autos benötigen keine Luftansaugung wie Verbrennungsmotoren. Sie können durch extrem tiefes Wasser fahren, ohne es mit Öl zu verunreinigen, weil es nicht das gleiche risiko für Lecks gibt.

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