Anti-Terror-Experte Louis Caprioli über Prävention in den Schulen und eine Bedrohung, mit der wir leben müssen
Wie lässt sich weiteren Terroranschlägen vorbeugen? Aufklärung und Wachsamkeit in der Schule tun Not, doch nicht nur die, meint Louis Caprioli. Er ist französischer Geheimdienst-Experte und Spezialist für Islamistennetze in Europa und Nordafrika. Von 1998 bis 2004 war er einer der Verantwortlichen für Frankreichs Terrorismusabwehr.
Sophie Claudet, euronews:
“Herr Caprioli, ein Weg, Terrorismus vorzubeugen, führt über die Erziehung.”
Louis Caprioli:
“Ja, das ist eine Aufgabe im gesamten Bildungssystem. Dafür müssen noch die Lehrer entsprechend ausgebildet werden. Denn man verlangt heute auch von ihnen, Sensoren zu sein, auf mögliche Radikalisierung aufmerksam zu machen, also muss man sie dafür auch ausbilden. Und es ist offensichtlich, dass man sich von der Pubertät an für jedes Abdriften bestimmter Jungen interessieren sollte. Außerdem denke ich, dass zum Beispiel die Vorträge der Mutter eines Fallschirmjägers, der 2012 ermordet wurde (mehr dazu in unserer Reportage aus Frankreich, A.d.R.), ein Modell sind, das man weiterentwickeln sollte, denn da trifft man den Kern des Problems. Das sind keine Videos, die irgendwo auftauchen, das ist eine Frau, die ihren Sohn verloren hat, und die das Drama darlegt, das sie erlebt hat, ein Drama, das durch diese Radikalisierung provoziert wurde.”
J’interviens au lycée René Cassin à Arpajon. pic.twitter.com/hhAG79cMpV
— Latifa Ibn Ziaten (@LatifaIbnZ) April 20, 2017
euronews:
“Kann man Ihrer Meinung nach heute mit Fug und Recht sagen, wir müssen uns eben in Europa daran gewöhnen, mit dieser Bedrohung zu leben?”
Louis Caprioli:
“Ich denke, wir werden in Europa mit dieser terroristischen Bedrohung leben, zumal diese Bedrohung nicht simplen inneren Ursprung hat, sondern äußeren Ursprung. Wir wissen nur zu gut, dass es die Lage im Irak, in Syrien und in der Sahelzone ist, die Auswirkungen auf unser Territorium hat. Und so werden wir, solange diese Probleme nicht gelöst sind, solange Fragen wie das Verhältnis zwischen Nord und Süd oder der Nahostkonflikt nicht geregelt sind, leider mit dieser Bedrohung leben müssen.”