Prozessbeginn: Blutbad im Augsburger Flüchtlingsheim

In Augsburg hat Prozess begonnen
In Augsburg hat Prozess begonnen Copyright Pixabay
Von Euronews mit dpa
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Er wollte eine Trennung nicht akzeptieren - vor dem Landgericht Augsburg muss sich ein 30-jähriger aus Afghanistan stammender Mann des Mordes und vierfachen versuchten Mordes verantworten.

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Ein 29-jähriger aus Afghanistan stammender Mann wollte eine Trennung nicht akzeptieren und ging im April mit einem Messer auf die Familie seiner Frau los. Er muss sich vor dem Landgericht Augsburg des Mordes und vierfachen versuchten Mordes verantworten.

Dem Jugendlichen hatte er den Hals durchgeschnitten

Der Angeklagte soll vor rund acht Monaten in der Augsburger Asylunterkunft der Caritas innerhalb der Familie seiner Ehefrau ein Blutbad angerichtet haben, weil sich die Frau scheiden lassen wollte. Seinem 15 Jahre alten Schwager hatte der Mann laut Anklage den Hals durchgeschnitten, der Jugendliche starb binnen kürzester Zeit. Die Schwiegermutter erlitt bei dem Angriff lebensbedrohliche Verletzungen und konnte nur durch eine Notoperation gerettet werden. Ihr Ehemann sowie zwei Töchter erlitten ebenfalls Schnittverletzungen.

Mit einem mitgebrachten Küchenmesser mit einer knapp 22 Zentimeter langen Klinge soll der Mann auf die Angehörigen seiner Frau eingestochen haben. Die Ehefrau selbst war damals nicht in der Unterkunft. Er soll wegen der beabsichtigten Scheidung geplant haben, seine Ehefrau, deren Mutter sowie den Bruder der Ehefrau zu töten. Laut der Anklage machte der 30-Jährige die Schwiegermutter für die Trennung verantwortlich. Der jugendliche Schwager sollte laut Staatsanwaltschaft sterben, weil er für die afghanische Familie als einziger männlicher Nachkomme eine besondere Bedeutung habe.

Tumultartigen Situation - der Angeklagte sei nicht so aggressiv wie behauptet

Gleich zu Prozessbeginn am Montag legte der Angeklagte ein Teilgeständnis ab. Er gab zu, seinen 15 Jahre alten Schwager getötet und mehrere weitere Angehörige mit einem Messer verletzt zu haben. Er bedauere das Geschehene, verlas sein Anwalt.

Die Situation in der Asylunterkunft beschrieb die Verteidigung als tumultartig, der Angeklagte sei selbst von den späteren Opfern angegriffen worden. Sein Schwager wäre mit einem Messer auf ihn losgegangen, als er eigentlich das Heim verlassen wollte. Er habe niemanden verletzen wollen, erklärte der Angeklagte. Vielmehr habe er das Messer nur zur Drohung gezückt. Weitergehende Fragen beantwortete er nicht.

Zur Zeit der Tat lebte er Angeklagte im oberbayerischen Freilassing. Die Familie seiner Ehefrau wohnte damals mit dem fünfjährigen Sohn des Angeklagten in Augsburg. Die Ehefrau soll sich laut Staatsanwaltschaft wenige Monate zuvor getrennt haben, nachdem ihr Mann bereits gewalttätig geworden sei.

Der 30-jährige war nach eigenen Angaben als Kind von Afghanistan in den Iran geflüchtet. Dort habe er vor mehr als zehn Jahren seine Frau geheiratet. Die Ehefrau des Mannes war damals nach den Ermittlungen erst 12 oder 13 Jahre alt. Später war der Afghane dann zunächst nach Schweden geflüchtet. Nachdem dort sein Asylantrag abgelehnt wurde, reiste er nach Deutschland weiter. Er ging davon aus, hier leichter Asyl erhalten zu können.

Für das Verfahren sind sechs weitere Verhandlungstage geplant. Das Urteil wird Ende Januar erwartet.

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