#metooincest - Inzest-Skandale in Frankreich

Sciences Po Präsident Frederic Mion vor dem Institut, 6. Juni 2013
Sciences Po Präsident Frederic Mion vor dem Institut, 6. Juni 2013 Copyright Jacques Brinon/Copyright 2021 The Associated Press. All rights reserved.
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Von Verena Schad mit AFP, franceinfo
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Der Direktor der renommierten Pariser Hochschule Sciences Po, Frédéric Mion, ist wegen des Duhamel-Inzest-Skandals zurückgetreten #metooincest

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Im Zuge mehrerer publik gewordener Inzest-Skandale in Frankreich kommen immer mehr Vorwürfe gegen Persönlichkeiten des öffentlichen Lebens wegen Pädophilie und Inzest hinzu.

Der Präsident des Nationalen Zentrums für Film und Bewegtbild (CNC), Dominique Boutonnat, wurde am Mittwoch wegen des Vorwurf der sexuellen Nötigung und versuchten Vergewaltigung seines Patenkindes festgenommen. Das CNC ist eine wichtige Kulturinstitution in Frankreich, der 51-Jährige ist auch als Filmproduzent bekannt. Die Vorwürfe stützen sich auf die Aussagen seines Patensohns, es soll sich um einen einmaligen Vorfall im letzten Sommer handeln.

Duhamel-Inzest-Skandal: Sciences Po-Direktor tritt zurück

Ebenfalls am Mittwoch ist der Direktor der renommierten Pariser Hochschule Sciences Po, Frédéric Mion, wegen des Skandals um den ehemaligen Stiftungs-Präsidenten Olivier Duhamel zurückgetreten.

Studenten hatten dem Direktor vorgeworfen, von den Handlungen Olivier Duhamels gewusst zu haben und dies zu leugnen. Die Proteste der Studenten und immer neue Details, die im Zusammenhang mit der Inzest-Affäre ans Licht kamen, lösten eine neue Metoo-Welle mit dem Hashtag #metooincest aus.

Duhamel wurde von der französischen Rechtsprofessorin Camille Kouchner (45), Tochter des ehemaligen Außenministers Bernard Kouchner, in einem Enthüllungsbuch beschuldigt, ihren Zwillingsbruder sexuell missbraucht zu haben, als er 14 Jahre alt war.

Das Buch "La familia grande" erschien Anfang Januar. Olivier Duhamel war der zweite Ehemann von Kouchners Mutter.

Olivier Duhamel war im Januar als Präsident der Nationalen Stiftung für Politikwissenschaft (FNSP), die die Sciences Po beaufsichtigt, zurückgetreten.

Auch Schauspieler Richard Berry verdächtigt

Der bekannte französische Schauspieler Richard Berry soll seine Tochter Coline Berry Rojtman (45) als Kind sexuell missbraucht haben. Coline Berry Rojtman selbst hatte die Vorwürfe publik gemacht.

Richard Berry (70), der in mehr als 100 Filmen mitgewirkt hat, bestreitet die Vorwürfe und geht gerichtlich dagegen vor.

Im Fall Olivier Duhamel hatte Frankreichs Ministerium für Hochschulbildung eine Inspektion der SciencesPo angekündigt, um alle Ungereimtheiten oder Mängel im Umgang des Instituts mit den Vorwürfen gegen Duhamel zu prüfen.

Der vorläufige Prüfungsbericht "bestätigt zwar, dass es in unserer Einrichtung kein System des konzertierten Schweigens gegeben hat", schrieb Frédéric Mion in seinem Rücktrittsschreiben. Aber er weist auch auf Fehleinschätzungen im Umgang mit den Vorwürfen hin, die ihm 2018 mitgeteilt wurden.

Die SciencesPo habe eine "sehr schmerzhafte Zeit" durchlebt, seit die Vorwürfe bekannt wurden, fügte er hinzu. "Alle meine Entscheidungen wurden von dem Wunsch geleitet, unsere Einrichtung, ihre Mitarbeiter, ihre Lehrer, ihre Forscher und ihre Studenten vor dieser Angelegenheit zu schützen, an der sie keinen Anteil hatten", so Mion.

Frankreichs Inzestaffäre zieht ihre Kreise bis in den Elysée-Palast. Auch Präsident Emmanuel Macron pflegte eine enge Beziehung zu dem tatverdächtigen Starjuristen Olivier Duhamel.

Als die Enthüllungen im Januar ans Licht kamen, hatte Frédéric Mion zunächst seinen Schock über den Fall ausgedrückt. Später hatte er gegenüber der französischen Zeitung Le Monde zugegeben, dass die ehemalige Kulturministerin Aurélie Filippetti ihn 2018 auf Inzestvorwürfe gegen Olivier Duhamel aufmerksam gemacht hatte.

Laut einer Ipsos-Umfrage vom November 2019 hat eine Person von zehn in Frankreich angegeben, Opfer von Inzest gewesen zu sein.

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