Kindesmissbrauch im Netz: Brüsseler Konferenz sucht nach Abhilfe

Eine Wand voll Bildern von Männern, die verdächtigt werden, im Netz für ein "zehnjähriges phillipinisches Sweetie" zu werben. Computeranimation, Terres des Hommes, Amsterdam
Eine Wand voll Bildern von Männern, die verdächtigt werden, im Netz für ein "zehnjähriges phillipinisches Sweetie" zu werben. Computeranimation, Terres des Hommes, Amsterdam Copyright Peter Dejong/AP
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Von Gregoire Lory
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Kindesmissbrauch im Netz hat sich seit 2010 versechzigfacht. Regierungen, Zivilgesellschaft und IT-Unternehmen wollen zusammen Abhilfe schaffen

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85 Millionen Bilder kinderpornographischen Inhalts zirkulierten im vergangenen Jahr im Internet. Wisenschaftlichen Untersuchungen zufolge hat sich die Anzahl solcher Daten seit dem Jahr 2010 um ein Sechzigfaches erhöht.

Vertreter von Regierungen, der Zivilgesellschaft und von Technologieunternehmen kamen Mitte dieser Woche in Brüssel zu eine globalen Konferenz zur Bekämpfung von Kindesmissbrauch im Netz zusammen.

Den Opfern fällt es immer schwer, über das ihnen angetane Leid zu sprechen, egal wie der Missbrauch aussieht, und sie verlangen zu Recht Aufmerksamkeit.

Daniela Ligiero, heute 47 Jahre alt, war als Sechsjährige von einem nahen Verwandten und Nachbarn missbraucht worden. Sie sagte uns:

“Wie viele Überlebende, lebte ich lange Zeit in Angst und Schweigen. Ich bin aber auch einer der wenigen, die das Glück gehabt haben, Zugang zu Hilfe und Unterstützung zu bekommen. Das hat mich zu dem gemacht, was ich heute bin, jemand, der dafür kämpfen kann, dass kein Kind das durchmachen muss, was ich durchgemacht habe.”

Heute hat die ehemalige Mitarbeiterin von US-Präsident Barack Obama keine Angst mehr davor, Dinge offen auszusprechen. Als Teenager fand sie den Mut, ihren Eltern davon zu erzählen. 

“Es herrscht nach wie vor viel Stigmatisierung und das Gefühl der Schande; außerdem ist der Gedanke weit verbreitet, dass so etwas immer wo anders passiert, nicht in unserer Familie, unserem Bekanntenkreis, und dass es selten ist.In Wahrheit ist es ein riesiges Problem. 

Die Zahlen sprechen für sich: etwa jedes vierte Mädchen und jeder achte Junge erleiden weltweit eine Form sexueller Gewalt während der Kindheit. Es gibt also sehr viele von uns, aber die meisten sind unsichtbar.”

UNICEF, das Kinderhilfswerk der Vereinten Nationen, weist darauf hin, das die Netzvariante dieser Kriminalität relativ neu ist, erst etwa ein Jahrzehnt alt. Die Konsequenzen dauern allerdings ein Leben lang.

Cornelius Williams, Direktor für Kinderschutz bei UNICEF, erklärt gegenüber Euronews:

“Es geht hier um Millionen von Bildern von Kindern, die im Netz zirkulieren, die ab- und dann wieder auftauchen, jedesmal das Trauma erneut wach rufen. Das Kind kann diese Bilder nie bannen. 

Stellen sie sich vor, sie sind als Kind missbraucht worden, und die Bilder davon sind immer noch im Netz abrufbar wenn sie längst erwachen sind, ohne Ende, unsterblich, sie verschwinden nie".

Im vergangenen Monat hat die EU Maßnahmen vorgelegt, die Technologiunternehmen dazu bringen sollen, Daten und Täter besser zu identifizieren und zu ihrer Verfolgung beizutragen. Denn für alle Betroffenen ist es das Wichtigste, dass den Opfern Gerechtigkeit widerfährt, egal, wie lange es dauert.

Journalist • Andreas Rogal

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