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"Du bist gefeuert": Amazon kündigt 100 belgische Lieferfahrer per WhatsApp

Ein WhatsApp-Symbol wird auf einem iPhone in Deutschland angezeigt, 15. November 2018
Ein WhatsApp-Symbol wird auf einem iPhone in Deutschland angezeigt, 15. November 2018 Copyright Martin Meissner/AP
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Von Heilika LeinusEuronews mit EBU
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Dieser Artikel wurde im Original veröffentlicht auf Englisch

Ein belgischer Subunternehmer von Amazon hat rund 100 Auslieferungsfahrern Ende Juli per WhatsApp gekündigt. Die entlassenen Mitarbeiter haben weder den Lohn für Juli noch Formulare erhalten, die sie für die Beantragung von Arbeitslosengeld brauchen.

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Rund 100 belgische Auslieferungsfahrer, die für die KM Group, einen Amazon-Subunternehmer in der Gemeinde Flémalle im Osten Belgiens gearbeitet haben, wurden über WhatsApp entlassen. KM Group sei isnolvent und könne den Lohn für Juli nicht mehr zahlen, wurde den Fahrern per Textnachricht mitgeteilt. Formulare für die Beantragung von Arbeitslosengeld haben die Mitarbeiter auch nicht bekommen, sagen die Gewerkschaften.

"Seit einem Monat habe ich kein Gehalt mehr bekommen", sagte Michael Agirman, einer der ehemaligen Mitarbeiter der KM Group. "Wie komme ich mit der Rückzahlung meines Bankkredits am Ende des Monats zurecht? Was macht man, wenn man kein Einkommen hat?"

"Es ist sehr schwer für uns, plötzlich mit nichts dazustehen. Wir wissen nicht, was wir tun sollen", sagte ein anderer ehemaliger Mitarbeiter, Dejan Mohammed.

Ein Angestellter fertigt im Amazon OXR1 Fulfillment Center in Kalifornien Kartons mit einer Kartonmaschine.
Ein Angestellter fertigt im Amazon OXR1 Fulfillment Center in Kalifornien Kartons mit einer Kartonmaschine.Damian Dovarganes/Copyright 2024 The AP. Alle Rechte vorbehalten.

In einer gemeinsamen Erklärung beklagten der Allgemeine Gewerkschaftsbund Belgiens (FGTB) und der Bund Christlicher Gewerkschaften (CSC) die Art und Weise, wie die Beschäftigten entlassen wurden, und die unsichere finanzielle Lage, in der sie zurückgelassen wurden.

"Am 31. Juli wurden wir per WhatsApp-Nachricht über den Konkurs des Unternehmens informiert", so der Provinzialsekretär von UBT-FGTB, Daniel Maratta. "Es gab weder eine Personalversammlung noch einen sozialen Dialog – nur eine WhatsApp-Nachricht."

Die Gewerkschaften sagen, dass der Konkurs der KM Group angemeldet wurde, nachdem sich der US-Online-Einzelhandelsriese Amazon geweigert hatte, die Vertragsbedingungen mit ihr neu zu verhandeln.

Obwohl die KM Group sofort ein gerichtliches Konkursverfahren hätte einleiten müssen, wurde die Bilanz des Unternehmens immer noch nicht offiziell vorgelegt, sagt Maratta. Laut ihm haben die Gewerkschaft die entlassenen Arbeitnehmer zu den Sozialämtern geschickt, um Soforthilfe zu beantragen. Es sei noch unklar, ob diese Anträge bearbeitet werden können, weil die KM Group ihren Mitarbeitern das erforderliche C4-Formular ebenfalls nicht zugeschickt habe.

Das C4-Formular enthält wichtige Informationen über den angesammelten Urlaub, das Urlaubsgeld und die gezahlten Steuern und Sozialversicherungsbeiträge. Es wird in der Regel vom vorherigen Arbeitgeber an den neuen weitergegeben oder im Falle einer Entlassung direkt an den Arbeitnehmer ausgehändigt.

Die FGTB-UBT erklärte, die KM Group habe bestätigt, dass sie nicht über die Mittel verfüge, um den entlassenen Mitarbeitern den ihnen zustehenden Lohn auszuzahlen.

"Im Moment versuchen wir, den Arbeitgeber dazu zu bringen, tatsächlich den Konkurs anzumelden, damit wir es gemeinsam tun können", sagt Ludovic Moussebois, Vorsitzende der belgischen Gewerkschaft CSC Transcom. Andernfalls müssen die gekündigten Mitarbeiter gegen ihren ehemaligen Arbeitgeber einzeln vor Gericht gehen, um ihre Rechte einzufordern, und das würde sehr lange dauern, so Moussebois.

Die Gewerkschaften organisierten am Donnerstagmorgen eine Demonstration vor dem Lagergebäude von Amazon in Flémalle. Damit wollen sie auf ihren Fall aufmerksam machen und die Aufmerksamkeit auf die Arbeitsbedingungen in der Lieferbranche lenken.

"Wir wollten das Bewusstsein der Menschen schärfen, die im Internet bei Amazon und anderen Anbietern einkaufen. Hinter dem Enter-Knopf, den sie drücken, befindet sich ein Motor, eine ganze Maschine, in der die Arbeiter manchmal unter unzumutbaren Bedingungen arbeiten", sagt Maratta.

Die KM Group und Amazon wurden von der belgischen Presse um eine Stellungnahme gebeten.

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