Die französische Kathedrale Notre Dame wird nach dem verheerenden Brand, der massiven Schaden angerichtet hatte, wiedereröffnet. Fast 1500 Staats- und Regierungschefs, Würdenträger und andere prominente Gäste nehmen an den Feierlichkeiten teil.
Die Kathedrale Notre-Dame in Paris wird am Samstag zum ersten Mal wieder ihre Pforten öffnen. Ein Feuer hatte das 861 Jahre alte Wahrzeichen im Jahr 2019 beinahe völlig zerstört.
Die relativ zügige Restaurierung der Kathedrale - deren Bau einst fast zwei Jahrhunderte gedauert hatte - wird als Erfolg für den französischen Präsidenten Emmanuel Macron gewertet, der sich für einen ehrgeizigen und letztlich auch erfolgreichen Zeitplan eingesetzt hatte. Es ist eine willkommene Ablenkung von den innenpolitischen Turbulenzen in Frankreich, wo der Premierminister des Landes, Michel Barnier, erst drei Tage zuvor durch ein Misstrauensvotum abgesetzt worden war.
An Wiedereröffnungsfeier nehmen fast 1500 führende Politiker, Würdenträger und andere prominente Gäste aus aller Welt teil. Darunter sind der designierte US-Präsident Donald Trump, die derzeitige First Lady Jill Biden und der britische Prinz William.
Zudem werden 40.000 Zuschauer entlang des südlichen Seine-Ufers die Feierlichkeiten auf Großbildschirmen verfolgen können.
Die Kathedrale ist „mehr als nur ein französisches Denkmal“, sagt der Rektor von Notre Dame, Ribadeau Dumas. Sie ist auch „ein großartiges Symbol der Einheit, ein Zeichen der Hoffnung... denn was unmöglich schien, ist möglich geworden“.
Feierliche Zeremonie in Verbindung mit symbolischen Handlungen
Die Zeremonie sollte ursprünglich auf dem Vorplatz von Notre Dame beginnen. Aufgrund der für Samstagabend in Paris vorhergesagten starken Winde wird die gesamte Veranstaltung jedoch im Inneren der Kathedrale stattfinden.
Die Veranstaltungen des Abends werden eine Mischung aus feierlicher religiöser Tradition und Symbolkraft sein. Den Anfang macht Erzbischof Ulrich, der die großen Holztüren von Notre Dame symbolisch wieder öffnet.
Er klopft dreimal mit einem Stab, der aus dem verkohlten Holz des vom Feuer zerstörten Dachs der Kathedrale gefertigt wurde, an die Türen und erklärt damit die Kathedrale wieder für den Gottesdienst zugänglich.
Vier Organisten präentieren ein improvisiertes Zusammenspiel auf dem monumentalen Instrument, das mit 8.000 Pfeifen gespickt ist. Psalmen, Gebete und Hymnen begleiten die Zeremonie. Die Orgel wurde nach dem Feuer mühsam restauriert und von Gift- und Bleistaub gereinigt.
Im Anschluss daran soll ein hochkarätiges Konzert eine universelle Botschaft der Harmonie vermitteln. Der Pianist Lang Lang, die Cellistin Yi-Yo Ma und die Sopranistin Pretty Yende gehören zu den weltberühmten Künstlern, die erwartet werden.
Am Sonntag dann wird der Pariser Erzbischof Ulrich die Eröffnungsmesse leiten und den neuen Altar der Kathedrale einweihen, der von dem zeitgenössischen Künstler Guillaume Bardet entworfen wurde und den Originalaltar ersetzt, der bei dem verheerenden Brand 2019 zerstört worden war.
Fast 170 Bischöfe aus Frankreich und dem Ausland sowie Priester aus allen 113 Pfarreien der Pariser Diözese werden anwesend sein.
Politischer Nebenschauplatz mit Trump und Selenskyj
Frankreichs Präsident Macron nannte die Wiedereröffnung von Notre Dame einen „Hoffnungsschock“. Die Veranstaltung findet inmitten einer der schwersten Krisen seiner Präsidentschaft statt.
Ungeachtet von Rücktrittsforderungen der Opposition schwor Macron am Donnerstag in einer Ansprache an die französische Nation, bis zum Ende seiner Amtszeit im Jahr 2027 im Amt zu bleiben, und versprach, innerhalb weniger Tage einen neuen Premierminister zu ernennen.
Auch Politik spielt eine (Neben-)Rolle. Der designierte US-Präsident Donald Trump reist zu seiner ersten Auslandsreise seit seiner Wahl Anfang November nach Paris. Trump ließ Anfang der Woche verlauten, Macron habe „wunderbare Arbeit geleistet und dafür gesorgt, dass Notre Dame wieder in vollem Glanz erstrahlt, und sogar noch mehr. Es wird ein ganz besonderer Tag für alle!“
Trump und Macron werden vor der Veranstaltung bilaterale Gespräche führen. Nach Angaben des französischen Präsidialamtes wird Macron zudem ein separates Gespräch mit dem ukrainischen Präsidenten Selenskyj führen.
In einem Versuch, Vertrauen mit der neuen Regierung der USA aufzubauen, traf Selenskyjs oberster Berater Andriy Yermak Anfang der Woche auf einer zweitägigen Reise wichtige Mitglieder von Trumps Team.
Selenskyj und Trump sprachen Ende September in der New Yorker Basis des designierten Präsidenten, dem Trump Tower. Trump, der im Wahlkampf die Finanzierung und militärische Unterstützung der Ukraine durch die USA scharf kritisiert hatte, meinte, er habe bei dem Treffen viel gelernt. Anfang November distanzierte sich Trump von Äußerungen eines seiner Strategen, nach denen es bei dem Vorschlag des Weißen Hauses zur Beendigung des Krieges in der Ukraine um Frieden und nicht um Territorien gehe.
Vergangenes Wochenende gab Trump bekannt, dass er den Immobilienentwickler Charles Kushner, den Vater seines Schwiegersohns Jared Kushner, zum Botschafter in Frankreich ernennen will.