Die Führung in Washington soll über die Weigerung der Ukraine, Territorium an Russland abzutreten, verärgert gewesen sein. Kyjiw hat erneut bekräftigt, dass es vor einem vollständigen Waffenstillstand keine Friedensgespräche geben werde.
Eigentlich sollten am heutigen Mittwoch in London Gespräche zwischen den USA, der Ukraine und europäischen Vertretern über die Beendigung der russischen Invasion stattfinden. US-Außenminister Marco Rubio und Steve Witkoff, ein enger Verbündeter von Präsident Donald Trump, sagten jedoch ihre Teilnahme in letzter Minute ab.
Stattdessen hat Washington seinen Ukraine-Beauftragten, General a.D. Keith Kellogg, entsandt.
Die Ukraine wird in London durch den Leiter des Präsidialamts, Andriy Yermak, Außenminister Andrii Sybiha und Verteidigungsminister Rustem Umerov vertreten, die sich derzeit mit europäischen nationalen Sicherheitsberatern und US-Beamten treffen.
Am Sonntag hatte US-Präsident Trump zusätzlichen Druck ausgeübt, indem er erklärte, er hoffe, dass Moskau und Kyjiw noch in dieser Woche eine Vereinbarung zur Beendigung des nun schon vier Jahre andauernden Krieges mit Russland treffen würden.
Sein Plan sieht Berichten zufolge vor, dass die USA die russische Kontrolle über die Krim anerkennen.
Was lief schief?
Berichten zufolge hatten die USA ihren Friedensvorschlag letzte Woche bei einem Treffen mit ukrainischen Beamten in Paris vorgestellt. Der Vorschlag beinhaltet demnach die Anerkennung der Besetzung der ukrainischen Gebiete in den Regionen Luhansk, Donezk, Cherson und Saporischschja durch Washington.
Das Abkommen würde auch einen NATO-Beitritt der Ukraine verhindern, eine EU-Mitgliedschaft jedoch ermöglichen, sowie die seit 2014 gegen Russland verhängten Sanktionen aufheben und eine engere Zusammenarbeit zwischen den USA und Russland in den Bereichen Energie und Wirtschaft vorsehen.
Im Gegenzug versprechen die USA der Ukraine eine "robuste Sicherheitsgarantie", die von europäischen Ländern und möglicherweise außereuropäischen, gleichgesinnten Ländern unterstützt werde, berichtete die US-amerikanische Nachrichtenseite Axios am Mittwoch unter Berufung auf Quellen, die anonym bleiben wollten.
Der Plan enthält nur wenige Zugeständnisse Russlands, abgesehen davon, dass Kyjiw die Kontrolle über den besetzten Teil der Region Charkiw zurückerhalten würde.
Berichten zufolge erwarteten die USA am Mittwoch in London eine Antwort der Ukraine auf ihren Friedensplan.
Der ukrainische Präsident Wolodymyr Selenskyj schloss jedoch die Anerkennung der russischen Annexion der Krim als Teil eines möglichen Abkommens aus und bekräftigte, dass es vor einem vollständigen Waffenstillstand keine Friedensgespräche geben werde.
Was geschieht nun?
Die Ukraine werde die Besetzung der Krim durch Russland unter keinen Umständen rechtlich anerkennen, sagte Selensky bereits am Dienstag bei einem Briefing in Kyjiw.
"Darüber gibt es nichts zu reden. Das verstößt gegen unsere Verfassung. Dies ist unser Territorium, das Territorium des ukrainischen Volkes", betonte Selenskyj.
Er fügte hinzu, dass die ukrainische Delegation, die nach London reist, den Auftrag hat, mit Russland die Bedingungen für einen vollständigen oder teilweisen Waffenstillstand zu besprechen. "Die Ukraine ist bereit, mit Russland in jedem Format zu verhandeln, aber nur nach einer bedingungslosen Einstellung der Feindseligkeiten."
Die stellvertretende ukrainische Ministerpräsidentin Yuliia Svyrydenko erklärte, Kyjiw werde kein Friedensabkommen akzeptieren, das dem Kreml die Möglichkeit gibt, sich für weitere Angriffe neu zu formieren, und betrachte einen vollständigen Waffenstillstand als "den notwendigen ersten Schritt".
"Während die ukrainische Delegation heute in London mit ihren Partnern zusammentrifft, bekräftigen wir unsere grundsätzliche Position: Die Ukraine ist bereit zu verhandeln - aber nicht zu kapitulieren", sagte Swyrjdenko.
Steve Witkoff, der US-Sondergesandte, wird nun statt nach London nach Moskau reisen.
Generalleutnant Keith Kellogg a.D. der ab sofort die USA bei den Beratergesprächen vertritt, äußerte, dass ein Treffen auf hoher Ebene "in den kommenden Monaten" stattfinden könnte.