Schwarzkümmelöl gegen Heuschnupfen? Hausmittel gegen Pollenallergie helfen nicht, so ein Allergologe. Was Sie indes bei Allergie tun können.
Für manche ist der Anblick des Frühlings nach dem Winter eine Wohltat, für andere der Startschuss für die Pollensaison und damit einhergehenden Heuschnupfen. Wie man die Blühzeit gut übersteht, erklären ein Allergologe und eine Diplom-Biologin.
“Juckreiz in der Nase, Naselaufen, Lichtscheu, Augenjucken, in der Folge auch vielleicht noch Luftnot. Diese Symptome kehren bei Allergien periodisch wieder”, so Prof. Dr. Thomas Fuchs, Facharzt an der Universitätsmedizin Göttingen und Pressesprecher des Ärzteverbands Deutscher Allergologen (AEDA).
Zwar gibt es bestimmte Allergieauslöser, die häufiger auftreten, doch “die Pollensaison ist für jeden Betroffenen unterschiedlich lang, denn Patienten mit Pollenallergien reagieren individuell”, so Anja Schwalfenberg, Diplom-Biologin beim Deutschen Allergie- und Asthmabund (DAAB).
"Es können z.B. Allergien auf sehr häufige Auslöser wie Frühblüher (Hasel, Erle, Birke) oder die Pflanzengruppe der Gräser oder bestimmte Kräuter wie Beifuß, Spitzwegerich oder Gänsefuß bestehen." Manche Patienten reagieren auf verschiedene Pflanzenarten und können auch fast ganzjährig von Pollenallergien betroffen sein.
Allergie: Individuelle Auslöser und Blütezeiten kennen
Wer eine allergische Erkrankung der Atemwege vermutet, sollte ärztlichen Rat einholen. Aber auch die Saison verschiedener Blüten und Pflanzen zu kennen, ist wichtig. “Informationen zum Pollenflug können einen zusätzlichen Anhaltspunkt geben”, so der DAAB.
“Zudem kann es hilfreich sein, seine Auslöser zu kennen und die Blütenentwicklung der jeweiligen Allergieauslöser in der eigenen Umgebung zu verfolgen, damit die Medikamente rechtzeitig eingesetzt werden können.” Aktuelle Informationen zum Pollenflug wie vom Deutschen Wetterdienst und der Stiftung Deutscher Polleninformationsdienst sind eine gute Unterstützung.
Pollenkalender beruhen nicht auf aktuellen Messungen zum Pollenflug und können nur einen Hinweis zu den zu erwartenden Blühphasen der jeweiligen Pflanzen geben. Sie sind aber keine ausreichende Hilfestellung, um sich zur aktuellen Pollenbelastung zu informieren, so der DAAB.
Das hilft akut bei Heuschnupfen
Wer akute Symptome hat, kann versuchen, diese mit kortisonhaltigen Nasensprühgeräten zu lindern, empfiehlt Fuchs.
Auch Fuchs plädiert für eine ausführliche medizinische Diagnostik beim Fachmediziner. Ein Gang in die Apotheke ist für ihn nicht ausreichend. „Apotheker haben rudimentäre Kenntnisse darüber und die schieben dann über Tresen, was man rezeptfrei über den Tresen schieben kann.“ Allergien sind jedoch besonders komplex.
„Die Präparate sind schon sehr, sehr lange auf dem Markt, zum Beispiel bestimmte Antihistaminika. Die haben durchaus viele Nebenwirkungen, verursachen Müdigkeit oder Herzprobleme.“ Ein Facharzt kann darüber hinaus Kreuzallergien feststellen, etwa ob bei einer Pollenallergie auch eine Nahrungsmittelallergie vorliegt – bei rund 50 Prozent der Pollenallergiker ist dies der Fall.
Zusätzlich zu ärztlichen Konsultationen kann Heuschnupfen durch die Taktik der Vermeidung hilfreich unterstützt werden. Beispielsweise durch das tägliche Waschen der Haare in der Pollensaison oder auch das Tragen von Kopfbedeckungen, eines Mund-Nasenschutzes und gut abschließender Brillen zum Schutz der Augen und das Verfolgen aktueller Pollenflugvorhersagen.
“Halten Sie sich bei Unwettern mit starken Winden und Gewittern während der Haupt-Pollensaison lieber in Innenräumen auf”, empfiehlt der DAAB. "Die Hauptpollensaison der Gräser besteht bei uns etwa von Mai bis einschließlich Juli." Je nach Wetterbedingungen schwanken die saisonalen Blütezeiten auch von April bis September.
Allergenspezifische Immuntherapie: Diese Möglichkeiten der Behandlung gibt es
Der Allergologe warnt davor, Allergien nicht ernst genug zu nehmen: „Da machen junge Leute sich häufig nicht so den Kopf.“ Unbehandelt können sich allergische Reaktion allerdings verstärken. „Ein Drittel der Patienten, die sich nicht ausreichend behandeln lassen, bekommen dieses Asthma, das ist eine Form von Luftnot, welche auch außerhalb der Blütezeit auftreten kann“, so Fuchs.
“Betroffene benötigen auf jeden Fall eine gute ärztliche Behandlung und entsprechende antiallergische bzw. antientzündliche Medikamente zur Linderung der Beschwerden”, erklärt auch der DAAB. “Es sollte auch geklärt werden, ob eine langfristige Therapie (Hyposensibilisierung über drei Jahre) erfolgen kann, um sich besser an den Allergieauslöser zu gewöhnen.”
Diese sogenannte Allergenspezifische Immuntherapie ist bisher die einzige Möglichkeit, an der Ursache allergischer Erkrankungen anzusetzen. "Die allergischen Beschwerden sollen so gut gelindert und die Medikamenteneinnahme und das Asthma-Risiko reduziert werden.”
Fuchs bestätigt, dass die allergenspezifische Immuntherapie sehr gut helfe, zum einen die Symptome zu vermindern und zum anderen Asthma zu verhindern. Die Behandlung erfolgt über drei Jahre: “Man kann die Allergene spritzen oder man schluckt sie in sehr hoher Konzentration.“
Ursachen für allergische Erkrankungen
Eine Ursache für allergische Erkrankungen ist die Vererbung, so Allergologe Fuchs: „Wenn beide Eltern z.B. Heuschnupfen haben, oder allergisches Asthma, dann wird ein Kind aus dieser Familie im Alter von etwa sechs Jahren in etwa zwei Drittel der Fälle auch erkrankt sein.“
Auch der Lebensstil kann mitentscheiden, ob man anfällig für Allergien ist. So sind Kinder, die auf dem Land aufwachsen, oftmals weniger betroffen als Stadtkinder. Forscher stellen einen Zusammenhang mit dem Immunsystem her, das vielleicht schon früher mit bakteriellen Stoffen konfrontiert ist. Auch die Feinstaubbelastung, die in Städten höher ist, kann die Möglichkeit begünstigen, allergische Erkrankungen zu entwickeln.
Durch zunehmende Temperaturen und Trockenheit spiele inzwischen auch der Klimawandel als „verstärkender Faktor für die Entstehung von Allergien“ eine Rolle, so der DAAB.