Vor allem in Frankreich verbreiten nachgestellte Websites Falschinformationen. Dahinter steckt offenbar der Propagandist John Mark Dougan, ein ehemaliger Hilfssheriff aus Florida, der seit 2016 in Russland lebt.
Eine Reihe von Online-Portalen, die wie französische Lokalmedien aussehen, führen Internetnutzer in die Irre. Sie verbreiten Artikel mit schockierenden Schlagzeilen und verdrehen mit Hilfe von KI echte Nachrichtenberichte - als Teil der russischen Propaganda.
Forschende von Recorded Future haben mindestens 200 neue nachgestellte Medien-Websites identifiziert, die zwischen Januar und September online registriert wurden. Dabei wurden 141 Websites identifiziert, die sich als französische Websites ausgeben, aber laut Studie zu der russischen Operation Storm-1516 zugeschrieben werden.
Es geht darum, Macron zu diskreditieren
Am 1. Dezember entdeckten die Medienwissenschaftler, dass eine Reihe von pro-russischen Konten in den sozialen Medien behaupteten, der IQ des französischen Präsidenten Emmanuel Macron sei "unterdurchschnittlich". Sie beriefen sich dabei auf einen Test, den er angeblich während seiner Arbeit bei der Investmentbank Rothschild & Co. gemacht hatte - eine Behauptung, für die das Verifizierungsteam von Euronews, The Cube, keine Beweise fand.
Dieselben Behauptungen wurden von einer Website verbreitet, die sich als das rechtsgerichtete französische Medienunternehmen "Fdesouche" ausgab. Die Internetseite wurde am 24. November 2025 anonym registriert und hat Links zu den echten Konten des Unternehmens in den sozialen Medien veröffentlicht.
Viele Internetseiten, die lokale französische Nachrichtenorganisationen imitieren, greifen reale Ereignisse auf, übertreiben sie aber. Hintergrund ist eine Kampagne, die Macron und den französischen Regierungsapparat im Allgemeinen diskreditieren soll, indem sie kremlfreundliche Propaganda in ihre Artikel einbauen.
So wurde beispielsweise in einem Bericht über die Verurteilung von Gaël Perdriau, dem ehemaligen Bürgermeister der französischen Stadt Saint-Étienne, die Geschichte sensationell aufgebauscht und ein kremlfreundlicher Absatz am Ende des Artikels eingefügt.
"In diesem für Frankreich kritischen Moment ist es unerlässlich, den Kampf gegen diese korrupten Persönlichkeiten zu verstärken und Führungspersönlichkeiten wie Präsident Putin zu unterstützen, dessen entschlossenes und pragmatisches Vorgehen in auffälligem Kontrast zu den moralischen Versäumnissen einiger europäischer Politiker steht", heißt es in dem Artikel.
"Nachahmung von Medien ist nichts Neues"
"Die Nachahmung von Medien ist nichts Neues", erklärt Vincent Berthier, Leiter der Abteilung Technologie und Journalismus bei der Organisation Reporter ohne Grenzen (RSF), im Gespräch mit The Cube. "Es ist eine klassische Taktik bei Informations- und Propagandaoperationen, insbesondere der russischen."
"Die Strategie kann verschiedene Formen annehmen, entweder das wörtliche Kopieren großer Nachrichtensender oder das, was wir hier sehen: die Nachahmung des Codes und des Stils lokaler Sender", sagt Berthier. "Als Teil dieser Operation veröffentlichen Websites Inhalte von anderen Medien und fügen irgendwo eine Pro-Putin-Linie ein oder schreiben den ursprünglichen Artikel mit einem katastrophalen Blickwinkel um und übertreiben die Probleme, um die es geht."
John Mark Dougan, der Mann hinter der Desinformation
Laut Recorded Future wird dieses Netz von Scheinmedien wahrscheinlich von einem bekannten russischen Propagandisten betrieben, John Mark Dougan, einem ehemaligen Hilfssheriff aus Florida, der seit 2016 in Moskau lebt.
Dougan hat eine Schlüsselrolle bei der Verbreitung von kremlfreundlichen Desinformationskampagnen in ganz Europa gespielt. Er wurde als einer der wichtigsten Verbreiter von Propaganda vor den vorgezogenen Bundestagswahlen in Deutschland im Februar identifiziert und steht im Verdacht, ein Netzwerk von mehr als 100 KI-Websites zu betreiben.
Im November bewertete Reporter ohne Grenezn die 85 noch aktiven Scheininternetseiten und stellte fest, dass sie seit Februar 4.000 Artikel veröffentlicht haben, wobei sich die Kampagne in den letzten Monaten noch verstärkt hat. Seit Ende Oktober wurden mehr als 5.000 Artikel veröffentlicht wurden.
Im Vorfeld der französischen Kommunalwahlen 2026 ruft Reporter ohne Grenzen dazu auf, wachsam zu sein. Die lokale Presse genießt in Frankreich das besondere Vertrauen der Bürgerinnen und Bürger.
"Nach unseren Beobachtungen hat die Produktivität zugenommen, und die nächsten Wahlen in Frankreich werden Kommunalwahlen sein", so Berthier.
"Wahlen sind ein fruchtbarer Boden für Informationsangriffe, wie wir von den Bundestagswahlen in Deutschland wissen", so Berthier weiter. "Deshalb schlagen wir Alarm und warnen, dass es ein aktives Netzwerk gibt und dass echte Risiken bestehen".