Ein italienisches Jugendgericht hatte die Kinder einer autark lebenden Familie in der Toskana in ein Kinderheim in der Nähe bringen lassen. Die Berufung der Eltern vor der nächsthöheren Instanz ist nun gescheitert.
Die Kinder der sogenannten Waldfamilie, die in der Toskana ohne Strom und fließend Wasser lebten, dürfen nicht zurück zu ihren Eltern. Das Berufungsgericht von L'Aquila hat die Berufung der Anwälte der so genannten Waldfamilie gegen den Beschluss des Jugendgerichts von L'Aquila zurückgewiesen.
Am 20. November setzte das Gericht die elterliche Verantwortung von Nathan Trevallion und Catherine Birmingham, einem anglo-australischen Paar, aus und ordnete die Überstellung der drei minderjährigen Kinder in ein Kinderheim in Vasto an.
Berufung gescheitert: Waldfamilie weiterhin nicht zusammengeführt
Die achtjährige Tochter und die sechsjährigen Zwillinge bleiben vorerst in der Einrichtung, wo sie ihre Mutter mehrmals am Tag treffen können. Die Familie aus Palmoli in der italienischen Provinz Chieti lebte bis Anfang November isoliert in den Wäldern, ohne Strom und sanitäre Einrichtungen.
Die Kontroverse entzweit Italien. Die Eltern verteigien ihren Lebensstil abseits der Gesellschaft. Sie würden versuchen, im Einklang mit der Natur zu leben und sich "von den toxischen Einflüssen des modernen Lebens zu befreien", wie rainews sie zitierte. Außerdem würden die Kinder mit viel Liebe aufwachsen.
Andererseits fehlen Nachweise über Imfpungen und die gesundheitliche Vorsorge sowie über den von den Eltern benannten Heimunterricht. Das Gericht spricht sogar von einer „Weigerung“ der Eltern, medizinische Behandlungen zuzulassen, so rainews.
Vor einigen Tagen hatten die Anwälte des Paares, Marco Femminella und Danila Solinas, dem Berufungsgericht Dokumente vorgelegt, die bescheinigen, dass die Eltern bereit sind, ihre Haltung zu ändern und den Kindern zu erlauben, die Schule zu besuchen und ihre Impfungen abzuschließen.
Anwälte verurteilen die Entscheidung des Berufungsgerichts
Die Anwälte verurteilten die Entscheidung des Berufungsgerichtes.
"Für diese Richter gibt es nur ein Wort: Schande. Kinder sind kein Eigentum des Staates, Kinder müssen in der Liebe von Mama und Papa leben und aufwachsen können", kommentierte der stellvertretende Ministerpräsident und Minister für Infrastruktur Matteo Salvini.
Die Reaktion der Ministerin für Familie und Chancengleichheit, Eugenia Roccella, erfolgte ebenfalls umgehend. "Und so werden die Kinder der sogenannten 'Waldfamilie' nicht einmal zu Weihnachten mit Mama und Papa nach Hause gehen können", schrieb die Ministerin auf Facebook und verurteilte die Entscheidung des Gerichts von L'Aquila.
"Über diese Familie haben wir alles Mögliche gelesen, mit einer Einmischung der Staatsapparate in Entscheidungen und Lebensstile, die jeder frei ist, nicht zu teilen, aber von denen wir immer noch nicht verstehen, was sie mit einer Entscheidung zu tun haben, die Kinder von ihren Eltern zu trennen, die nur in extremen Fällen getroffen werden sollte."
Auch die breite Bevölkerung steht zum Teil hinter der Waldfamilie. Eine Online-Petition für die Zusammenführung der Familie samemlte innerhalb weniger Tage über 10.000 Unterschriften.