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Nach China auswandern? China führt Visum für Tech-Talente ein

Ein Ausländer am Flughafen Baiyun in Guangzhou. Die Stadt liegt in der Provinz Guangdong im Süden Chinas - November 2025
Ein Ausländer am Flughafen Baiyun in Guangzhou. Die Stadt liegt in der Provinz Guangdong im Süden Chinas - November 2025 Copyright  Ng Han Guan/AP Photo
Copyright Ng Han Guan/AP Photo
Von AP mit Euronews
Zuerst veröffentlicht am Zuletzt aktualisiert
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Chinas Regierung strebt die Weltspitze bei fortschrittlichen Technologien an. Das hat höchste Priorität. Sie will dafür massiv investieren.

Vaishnavi Srinivasagopalan ist eine erfahrene IT-Fachkraft. Sie hat in Indien und den Vereinigten Staaten gearbeitet und sucht nun eine Stelle in China. Pekings neues K-Visa-Programm für Fachkräfte aus Wissenschaft und Technologie könnte diesen Wunsch in Erfüllung gehen lassen.

Das erst vorigen Monat eingeführte K-Visum ist Teil von Chinas Bemühungen, im Wettlauf um globale Talente und Spitzentechnologie zur US-Konkurrenz aufzuschließen. Es fällt zusammen mitUnklarheiten rund um das H-1B-Programm der USAunter verschärften Einwanderungsregeln von US-Präsident Donald Trump.

„Das K-Visum für China entspricht dem H-1B in den USA“, sagt Srinivasagopalan. Die Arbeitswelt und Kultur in China faszinieren sie, seit ihr Vater vor einigen Jahren an einer chinesischen Universität tätig war.

„Für Menschen wie mich ist das eine gute Chance, im Ausland zu arbeiten.“

Das K-Visum ergänzt Chinas bestehende Programme, darunter das R-Visum für ausländische Fachkräfte. Die Hürden sind gesenkt. Bewerber brauchen ab sofort kein konkretes Jobangebot, um den Antrag zu stellen.

In den USA gelten dagegen unter Donald Trump strengere Regeln für ausländische Studierende und Wissenschaftler. Die Gebühren für das H-1B-Visum für qualifizierte Arbeitskräfte sollen für Erstanträge auf 100.000 Dollar, rund 86.600 Euro, steigen. Das lässt manche Fachkräfte und Studierende nach Alternativen außerhalb der USA suchen.

„Viele, die in den USA studieren, hofften auf ein H-1B-Visum. Im Moment ist das problematisch“, erklärt Bikash Kali Das, ein indischer Masterstudent der Internationalen Beziehungen an der Sichuan University in China.

China setzt auf globale Führung in der Technologie

Die regierende Kommunistische Partei setzt auf eine globale Führungsrolle bei Schlüsseltechnologien. Der Staat fördert Forschung und Entwicklung mit hohen Subventionen – etwa bei Künstlicher Intelligenz, Halbleitern und Robotik.

„Peking sieht die Verschärfung der US-Einwanderungsregeln als Chance, sich weltweit als offen für ausländische Talente und Investitionen zu positionieren“, bestätigt Barbara Kelemen, Associate Director und Leiterin Asien beim Sicherheitsinformationsdienst Dragonfly.

Seit Jahrzehnten wandern Spitzenkräfte aus China in andere Länder ab. Viele bleiben nach ihrem Studium in den USA und Europa und arbeiten dort.

Der Trend hat sich bis heute nicht vollständig umgekehrt.

Viele chinesische Eltern halten westliche Bildung weiterhin für überlegen und schicken ihre Kinder gern ins Ausland, erläutert Alfred Wu, Associate Professor an der National University of Singapore.

Dennoch sind in den vergangenen Jahren mehr Fachleute aus den USA nach China gegangen – darunter KI-Experten, Wissenschaftler sowie Ingenieure.

Zu ihnen zählen Fei Su, Chip-Architekt bei Intel, und Ming Zhou, leitender Ingenieur beim US-Softwareunternehmen Altair. Beide kehrten dieses Jahr zurück und nahmen gutbezahlte Lehrtätigkeiten in China an.

Viele qualifizierte Kräfte in Indien und Südostasien zeigen bereits Interesse am neuen K-Visum, resümiert Edward Hu, Immigrationsdirektor der Beratungsfirma Newland Chase in Shanghai.

Mehr Konkurrenz durch ausländische Arbeitskräfte?

Die Arbeitslosenquote der 16- bis 24-Jährigen in China liegt ohne Studium bei fast 18 Prozent. Die Offensive für mehr ausländische Fachkräfte wirft deshalb Fragen auf.

„Der Arbeitsmarkt ist schon jetzt hart umkämpft“, so Zhou Xinying, 24, Masterstudentin der Verhaltenswissenschaft an der Zhejiang University in Ostchina.

Ausländische Fachkräfte könnten neue Technologien und internationale Perspektiven bringen, sagt Zhou. „Manche junge chinesische Bewerber könnten durch die K-Visumpolitik aber zusätzlichen Druck spüren.“

Kyle Huang, 26, Softwareentwickler aus Guangzhou, berichtet, dass viele aus seinem Umfeld in Wissenschaft und Technik fürchten, das neue Visum könnte lokale Jobchancen gefährden.

Ein jüngster Kommentar des staatsnahen Shanghai Observer wiegelt ab. Die Anwerbung ausländischer Profis werde der Wirtschaft nutzen, hieß es. Mit dem Fortschritt in Bereichen wie KI und modernsten Halbleitern gebe es eine „Lücke und ein Missverhältnis“ zwischen qualifizierten Bewerbern und dem Bedarf.

„Je komplexer die globale Lage, desto weiter wird China die Arme öffnen“, heißt es weiter.

„Peking muss betonen, dass ausgewählte ausländische Talente lokale Jobs schaffen und nicht wegnehmen“, meint Michael Feller, Chefstratege bei der Beratung Geopolitical Strategy.

Chinas Nachteile trotz neuer Visa

Personal- und Einwanderungsexperten sehen in China weiterhin einige Hürden für Ausländer. Die Sprache ist eine. Die Internetzensur der Kommunistischen Partei, die „Große Firewall“, eine weitere.

China zählt rund 1,4 Milliarden Einwohner. 2023 lebten dort schätzungsweise 711.000 ausländische Arbeitskräfte.

Die USA führen weiterhin in der Forschung und punkten mit Englisch als Arbeitssprache. Für viele ist der Weg zur Aufenthaltserlaubnis zudem vergleichsweise klar, sagt David Stepat, Länderchef für Singapur bei der Beratung Dezan Shira & Associates.

Viele Bewerber werden weiterhin Jobs bei führenden globalen Unternehmen ins Auge fassen, die nicht in China ansässig sind.

„Die USA riskieren eher, potenzielle H-1B-Antragsteller an andere westliche Volkswirtschaften zu verlieren – etwa an das Vereinigte Königreich und die Europäische Union – als an China“, sagt Feller.

„Die USA mögen sich selbst schaden, aber sie tun es aus einer deutlich stärkeren Position, was ihre Attraktivität für Talente angeht“, meint er. „Um die Besten anzuziehen, muss China weit mehr bieten als bequeme Visapfade.“

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