Ein dreijähriges Projekt setzt auf KI. Ziel ist, neue Werkzeuge gegen Erreger zu entwickeln, die bestehenden Behandlungen ausweichen.
Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler im Vereinigten Königreich werden bald künstliche Intelligenz (KI) einsetzen, um der wachsenden Gefahr therapieresistenter Infektionen entgegenzutreten.
Von antimikrobieller Resistenz (AMR) spricht man, wenn Erreger wie Bakterien oder Viren sich so weiterentwickeln, dass sie bestehenden Medikamenten ausweichen. Dadurch lassen sich Infektionen schlechter behandeln. Menschen beschleunigen diese Entwicklung durch den übermäßigen Einsatz von Antibiotika in der Medizin und in der Landwirtschaft.
Schätzungen zufolge ist inzwischen jede sechste labordiagnostisch bestätigte bakterielle Infektion resistent gegen Antibiotika, wie globale Daten zeigen. Bis 2050 wird AMR voraussichtlich direkt 39 Millionen Menschen töten.
Die Risiken treiben Forschende dazu, neue Medikamente zu entwickeln. Nun setzen sie auf KI, um die Suche zu unterstützen.
Rund 50 Forschende werden an der dreijährigen Initiative arbeiten. Sie startet Anfang nächsten Jahres mit £45 Millionen (€51 Millionen) vom Pharmariesen GSK. Der Konzern arbeitet dafür mit der Fleming Initiative zusammen, einer britischen Gruppe, die Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler, politische Entscheidungsträger und Akteure des Gesundheitswesens an einen Tisch bringt.
„Antimikrobielle Resistenz ist eine der größten Herausforderungen, denen wir im [National Health Service] und weltweit gegenüberstehen“, sagte Tim Orchard, Geschäftsführer des Imperial College Healthcare NHS Trust, der die Fleming Initiative mit betreibt.
„Resistente Infektionen lassen sich zunehmend schwer behandeln und bergen ein wachsendes Risiko für Patientinnen und Patienten“, ergänzte Orchard in einer Mitteilung.
Die Teams konzentrieren sich auf einige wenige resistente Keime, die die Weltgesundheitsorganisation (WHO) als vorrangige Erreger eingestuft hat: Aspergillus, gramnegative Bakterien wie Escherichia coli (E. coli) und Klebsiella pneumoniae sowie Staphylococcus aureus, einschließlich des Methicillin-resistenten Staphylococcus aureus (MRSA).
In einem Projekt entsteht ein KI-Modell, das neue Antibiotika gegen multiresistente gramnegative Infektionen entwirft und testet. GSK will die Daten und KI-Modelle Forschenden weltweit zugänglich machen, um die Entwicklung der nächsten Behandlungsgeneration zu beschleunigen.
Eine weitere Gruppe nutzt KI, um besser zu verstehen, wie das Immunsystem auf S. aureus reagiert. So können Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler einen wirksamen Impfstoff gegen diese Infektionen entwickeln.
„Wir brauchen dringend neue Lösungen und Maßnahmen gegen resistente Infektionen. Das gelingt nur, wenn wir unser Fachwissen bündeln“, sagte Orchard.