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Französischer Alpenort bietet den ganzen Winter kostenloses Skifahren an

In Saint-Colomban-des-Villards ist das Skifahren für Familien und Anfänger in diesem Winter kostenlos.
In Saint-Colomban-des-Villards ist das Skifahren für Familien und Anfänger in diesem Winter kostenlos. Copyright  Mairie de Saint-Colomban-des-Villards
Copyright Mairie de Saint-Colomban-des-Villards
Von Cinzia Rizzi
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Der Skiort Saint-Colomban-des-Villards in den französischen Alpen hat in diesem Jahr die beispiellose Entscheidung getroffen, den Skibetrieb in diesem Winter kostenlos zu machen.

Der Winter ist da und damit auch die Skisaison in Europa. Die Skigebiete in den Alpen haben geöffnet, und Skifahrer begeben sich in den Ferien auf die Pisten - wenn sie es sich leisten können. Denn die Preise für Skipässe steigen immer weiter und machen den Skiurlaub für viele unerschwinglich. Aber nicht überall.

Es gibt ein Skigebiet in den französischen Alpen, das in diesem Winter das Skifahren völlig kostenlos anbietet. Ja, Sie haben richtig gelesen: kostenloses Skifahren für alle. Die Rede ist von Saint-Colomban-des-Villards, einem kleinen Dorf in Savoyen, das auf 1.100 Metern Höhe liegt.

Leider sind die Gründe für diese Entscheidung alles andere als erfreulich. Das Defizit des Skigebiets hat sich in den letzten zwei Jahren stark vergrößert, und um weiteren finanziellen Schaden abzuwenden, hat die Gemeinde nach monatelanger Ungewissheit beschlossen, in diesem Winter überhaupt keine Skipässe mehr zu verkaufen. Mit diesem paradoxen Schritt soll Geld gespart werden.

Das Skigebiet schreibt seit mehr als 20 Jahren rote Zahlen

Nach Angaben von Bürgermeister Pierre-Yves Bonnivard schreibt das Skigebiet Saint-Colomban-des-Villards seit fast 25 Jahren rote Zahlen. Ursprünglich wurde das Defizit auf 400.000 bis 600.000 Euro pro Jahr geschätzt, doch in den vergangenen Jahren hat es sich erheblich vergrößert, was vor allem an den zunehmend unzuverlässigen Schneefällen liegt. Im Jahr 2025 belief sich allein das operative Defizit auf 1 Million Euro.

Für eine Gemeinde mit einem jährlichen Gesamthaushalt von 2,7 Millionen Euro war die Situation unhaltbar geworden. "Fast 40 Prozent des Budgets der Stadt wurden für eine verlustreiche Tätigkeit verwendet", erklärt Bonnivard gegenüber Euronews Travel, was nach dem französischen Kommunalrecht nicht unbegrenzt zulässig ist.

Der finanzielle Druck veranlasste die Präfektur zum Eingreifen, die die Gemeinde aufforderte, die Betriebskosten drastisch zu senken, auch wenn das die teilweise oder vollständige Schließung von Skiliften bedeutete. Die Situation wurde durch die Schließung der Verbindung mit Les Sybelles, dem viertgrößten Skigebiet Frankreichs, zu dem Saint-Colomban-des-Villards seit 2003 gehört, noch verschärft.

Die Erhebung von Gebühren für Skipässe würde tatsächlich mehr kosten

Trotz der Versuche, mit den Liftbetreibern und externen Unternehmen eine Lösung zu finden, konnte kein tragfähiges wirtschaftliches Modell gefunden werden. Anstatt den Skibetrieb ganz einzustellen, entschied sich die Gemeinde für einen Kompromiss: eine drastische Verkleinerung des Skigebiets. Ein begrenzter Teil soll für Einwohner und Besucher erhalten bleiben. "Von einem zusammenhängenden Skigebiet zu gar nichts zu wechseln, wäre zu brutal gewesen", erklärt der Bürgermeister gegenüber Euronews Travel, insbesondere für die lokalen Unternehmen.

So wurde die Idee geboren, einen Teil des Skigebiets kostenlos zu machen, und die Zahlen erklären, warum. Für den Verkauf von Skipässen braucht man die Besetzung von Kassen und den Betrieb eines Ticketingsystems, die Kosten dafür: zwischen 36.000 und 41.000 Euro pro Saison. Die voraussichtlichen Einnahmen aus dem Verkauf von Anfängerpässen würden jedoch nur 18.000 Euro betragen.

"Es kostet uns weniger, keine Gebühren zu erheben", räumt Bonnivard ein. "Es mag wie eine wirtschaftliche Absurdität klingen, aber aus finanzieller Sicht macht es Sinn".

Insgesamt schätzt die Gemeinde die Kosten für das kostenlose Skifahren in dieser Saison auf 150.000 bis 200.000 Euro, etwa fünfmal weniger als im letzten Winter. Das Defizit ist immer noch vorhanden, aber überschaubar.

Das Skigebiet, das geöffnet bleibt, ist für Familien und Anfänger geeignet.
Das Skigebiet, das geöffnet bleibt, ist für Familien und Anfänger geeignet. Mairie de Saint-Colomban-des-Villards

Kleineres Skigebiet, das sich an Familien und Anfänger richtet

Konkret wird ein Mini-Skigebiet betrieben: zwei Schlepplifte und ein Kinderband, das sich vor allem an Anfänger und Familien richtet. Ob dieses Experiment mehr Besucher anziehen wird, bleibt ungewiss, zumal die Schneeverhältnisse in dieser Höhe immer unberechenbarer werden.

Für den Bürgermeister ist dieser Winter eher eine Übergangslösung als eine langfristige Lösung.

"In 1.100 Metern Höhe ist der alpine Skisport letztlich zum Verschwinden verurteilt", sagt er und stellt fest, dass "der Klimawandel schneller voranschreitet als erwartet, insbesondere in den Alpen.

"Die Herausforderung besteht nun darin, die Zukunft der Bergdörfer in mittleren Höhenlagen neu zu erfinden, indem sie ihr Tourismusangebot diversifizieren - eine schmerzhafte, aber notwendige Umstellung für Gemeinden, die lange Zeit vom Skisport abhängig waren."

Diversifizierung über den Skisport hinaus: Winter- und Sommeralternativen

Neben dem kostenlosen Anfängerskifahren arbeitet die Gemeinde an der Diversifizierung ihres Tourismusangebots, sowohl im Winter als auch darüber hinaus. Schneeschuhwanderungen und Winterspaziergänge sind bereits möglich, vor allem an den sonnigeren Hängen, wo der Schnee schnell schmilzt.

Dem Bürgermeister zufolge wird es aufgrund der geografischen Lage des Dorfes - mit großen nach Süden ausgerichteten Flächen und begrenzter Schneespeicherung - immer schwieriger, sich nur auf den alpinen Skisport zu verlassen.

Stattdessen will Saint-Colomban-des-Villards auf seine Stärken als authentisches, unberührtes Alpental bauen. Wanderungen, Spazierwege und naturnahe Aktivitäten sollen eine wachsende Rolle spielen, während der Sommertourismus bereits eine konstante Zahl von Besuchern anzieht.

"Bis jetzt haben wir fast unsere gesamte Energie, Zeit und Geld in einen Skibetrieb investiert, der Verluste machte", erklärt Bonnivard. "Diese Entscheidung setzt Ressourcen frei, um sich etwas anderes vorzustellen."

Die Umstellung wird jedoch Zeit brauchen. Der Aufbau eines echten Vier-Jahreszeiten-Tourismusmodells erfordert sowohl öffentliche Investitionen als auch die Unterstützung lokaler Unternehmen, was, wie der Bürgermeister einräumt, nicht über Nacht geschehen wird.

Ein Übergangswinter und ein Test für die Zukunft

Vorerst bleibt das Freiski-Experiment genau das: ein Experiment. Die Gemeinde plant, die Ergebnisse am Ende der Saison zu bewerten und im April eine umfassende Bilanz der Finanzen und der Besucher zu ziehen. Dann werden die lokalen Behörden entscheiden, ob das Modell in künftigen Wintern wiederholt oder angepasst werden kann.

In der Zwischenzeit bietet Saint-Colomban-des-Villards etwas, was in den Alpen immer seltener wird: die Möglichkeit, den Skisport ohne den finanziellen Druck zu entdecken, der in den meisten Skigebieten herrscht.

Für Anfänger, Familien und neugierige Erstbesucher ist es eine Gelegenheit, den Schnee zu betreten, ohne sich an einen teuren Skipass zu binden, während es für das Dorf selbst der erste Schritt in eine nachhaltigere Zukunft jenseits des alpinen Skisports sein könnte.

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