Gehäutete Erinnerungen, seelische Narben

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Die Erinnerungen eines Auschwitz-Überlebenden mit der Geschichte seiner Haut.

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85 Jahre ist Elie Buzyn alt. Ein langes Leben, teilweise voller Qualen. Der pensionierte Chirurg hat Auschwitz überlebt. Nach dem Krieg emigrierte der Pole nach Frankreich. Dort wollte er zunächst mit der schmerzhaften Vergangenheit abschließen. So ließ er sich 1959 die Haut mit seiner tätowierten KZ-Nummer herausschneiden. “Diese Tätowierung beraubt die Menschen ihrer Identität und reduziert sie auf eine Nummer,” meint Buzyn. “Darüber hinaus hat es zwar in allen Lagern Nummern, die Tätowierungen aber nur in manchen Lagern gegeben, um eine Flucht zu erschweren. Für mich war diese Nummer wie eine große Last. Schließlich spaziert man ja auch nicht mit dem Grabstein seiner Eltern und Großeltern auf dem Rücken herum, um zu sagen: Seht her, dort sind sie gestorben. Die Nummer war für mich ein Symbol dafür. Deshalb wollte ich sie loswerden, sie gleichzeitig aber auch behalten.”

Jahrzehntelang trug Elie Buzyn die tätowierte Haut in einer Brieftasche mit sich herum – bis sie gestohlen wurde. Erschüttert spielte er tatsächlich mit dem Gedanken, sich erneut tätowieren und anschließend operieren zu lassen. “Zuerst wollte ich sie entfernen, um sie loszuwerden, aber trotzdem bei mir behalten. Jahre später wurde mir jedoch klar, dass die Nummer zu gewissen Erinnerungen dazugehörte und eine wichtige Bedeutung besaß,” wurde sich der Auschwitz-Überlebende bewusst.

Was einmal gestohlen sei, könne nicht ersetzt werden – das haben ihm seine Kinder beigebracht, meint Buzyn. Mit einer Kopie seiner fotographierten Haut klärt er heute über die traumatischen Erlebnisse im KZ auf. Sein Anliegen: Tote sind keine Nummern und dürfen niemals in Vergessenheit geraten.

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