Ungarn und die Völkerwanderung 2.0

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Von Januar bis Anfang September 2015 wurden 700.000 neue Asylbewerber in den EU-Staaten registriert. Ungarns Ministerpräsident Viktor Orbán sieht bis

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Von Januar bis Anfang September 2015 wurden 700.000 neue Asylbewerber in den EU-Staaten registriert. Ungarns Ministerpräsident Viktor Orbán sieht bis zu 100 Millionen potentielle Migranten auf Koffern, Rucksäcken und Plastiktüten sitzen. Eine neue Völkerwanderung? Mit Gewinnern und Verlierern?

Der ungarische Transportunternehmer György Wáberer (3.500 LKWs und 550 Millionen Euro Jahresumsatz) sieht sich sieht sich klar als Verlierer der Flüchtlingskrise – aktuell rechnet er mit 3-5 Prozent Umsatzeinbuße. Komplikationen an den Grenzen – manchmal stauten sich die LKWs bis zu 40 Kilometer lang – drohten die Gewinne seiner Firma aufzufressen.

György Wáberer, Waberer International:

“Wir können unsere Aufträge nicht erfüllen und dafür zahlen wir Verzugszuschläge – vor allem wegen der Riesenstaus an der Grenze. Wenn das noch lange so weitergeht, werden wohl die Transportpreise steigen.”

Die Migranten hielten andere Reisende ab, die mit mehr Geld und zum Vergnügen unterwegs sind, vermuten einige.

Manche Touristen in Budapest gerieten in das Mahlwerk der Massenwanderung, andere bekamen überhaupt nichts mit.

Eine Touristin aus Südkorea:

“Flüchtlinge überquerten die Gleise, die Polizei stoppte sie, und wir hatten am Ende eine Stunde 30 Minuten Verspätung.”

Eine Touristin aus Neuseeland:

“Wir kamen gestern hier am Flughafen an und morgen nehmen wir den Zug. Flüchtlinge haben wir bisher keine gesehen.”

Der Begriff “Völkerwanderung” sei durchaus berechtigt,” sagt Althistoriker Alexander Demandt – was die Zahl der Migranten angeht. “Und was die Art ihrer Bewegung betrifft – vielfach wandern sie ja tatsächlich, wie in der Antike.”

Kommt alle hierher, wirbt unerschütterlich die staatseigene Ungarische Tourismus AG zum Welttag des Tourismus. Gemeint sind zahlende Besucher.

Péter Faragó, Ungarische Tourismus AG:

“Wir sehen noch keinen Trend. Das dauert immer 1-2 Monate. Im Moment ist die Lage in Budapest toll, immer noch eine Menge Touristen, die Zahlen sind gut und ich meine, es lohnt sich, nach Budapest und Ungarn zu kommen. Das ist auch heute noch ein sicheres Land.”

Einige Hotels und Besitzer von Airbnb-Wohnungen registrieren wegen der Fernsehbilder von armen Flüchtlingen an Grenzzäunen allerdings Absagen für Oktober.

Andrea Hajagos, Euronews:

“Die meisten Ungarn-Touristen haben aber keine Angst vor der Flüchtlingskrise. Der Platz vor der St.-Stephans-Basilika ist voll, selbst an Wochentagen.”

Andrea Hajagos, Sigrid Ulrich

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