Stahlpreise - von Härte keine Spur

Stahlpreise - von Härte keine Spur
Von Euronews
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Der indische Stahlkonzern Tata Steel will wegen des harten Wettbewerbs in der Branche etwa 1.200 Stellen in Großbritannien streichen. Weltweit

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Der indische Stahlkonzern Tata Steel will wegen des harten Wettbewerbs in der Branche etwa 1.200 Stellen in Großbritannien streichen. Weltweit beschäftigt der Konzert etwa 80.000 Menschen. Grund für die Jobverluste seien gravierende Marktveränderungen im globalen Stahlhandel, erklärte der Europa Chef des Stahlproduzenten, Karl Koehler.

So seien neben der zunehmend stärkeren Konkurrenz aus China auch hohe Stromkosten und der Emissionshandel in Europa treibende Kraft für die Veränderungen.

Stahl kostete vor einer Ewigkeit von sieben Jahren mal mehr als 1.200 Dollar je Tonne, halbierte sich bis Anfang 2012 auf gut 530 und ist jetzt bei 210 Dollar pro Tonne angekommen.

Kapazitätssteigerungen und billiges Weltmarktangebot belasteten die Stahlpreise. Und nach einer Serie enttäuschender Konjunkturdaten befürchten Börsianer eine Abkühlung der weltweit zweitgrößten Volkswirtschaft, die bei vielen Rohstoffen der wichtigste Abnehmer ist.

Jasper Lawler vom Broker CMC Markets, London, über eine mörderische Konkurrenz:

»Was wir wissen ist, dass zu Preisen verkauft wird, die weit unter den britischen liegen. Ein Faktor sind offensichtlich die billigeren Arbeitskräfte. Sie machen Dinge billiger, das ist nun mal der Markt. Sie werden mehr und mehr produzieren und einen größeren Marktanteil erreichen. Könnte aber auch sein, dass dieser Preis gar nicht kostendeckend ist. Wenn die Produktion subventioniert wird, ist das sicherlich ein Akt, der die Industrie in Großbritannien und anderen Ländern destabilisiert. Man hilft der eigenen Industrie auf die Sprünge, bis sie auf eigenen Füßen stehen kann.”

Gemeint ist Chinas Stahlindustrie, die größte der Welt. Eine geringere Nachfrage in der Volksrepublik hat viele Stahlproduzenten dazu gezwungen, Rekordmengen ins Ausland auszuführen. Einige Hersteller machten dabei Verluste.

In Reaktion auf die Abwertung der Landeswährung Yuan im Sommer haben chinesische Stahlhersteller nach Informationen von Insidern die Exportpreise für Stahl gesenkt.

Phillip Hammond, britischer Außenminister:

“Die EU hat chinesischen Stahl mit Zöllen belegt, um sicherzustellen, dass er zu einem fairen Preis beim Verbraucher ankommt. Aber die Branche ist problematisch. Wir müssen unterschiedlichen Branchen und Industrien gerecht werden.”

Der größten Stahlstandort in Europa ist in Nordrhein-Westfalen. Auch hier geht bei den Arbeitern die Angst um: 48.000 Arbeitsplätze sind bedroht. Sie fürchten den Billigstahl, aber auch die Pläne der Europäischen Kommission zur Neuregelung des Emissionsrechtehandels: Der Reformvorschlag für die sogenannte vierte Handelsperiode ab dem Jahr 2021 sieht vor, die Richtwerte für den Ausstoß von klimaschädlichem Kohlendioxid sollen anziehen, während gleichzeitig die Zahl der verfügbaren industriellen Verschmutzungsrechte verknappt wird.

“Die Existenz des Stahlstandortes Nordrhein-Westfalen ist stark gefährdet”, warnt Hans Jürgen Kerkhoff, der Präsident der Wirtschaftsvereinigung Stahl.

su mit Reuters, dpa

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