Südostasien: Neues Eldorado für Dschihadisten?

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Terroristisch motivierte Bombenanschläge hat es in Indonesien im Laufe der vergangenen 15 Jahre mehrere gegeben: 2009 etwa, als in zwei Hotels in

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Terroristisch motivierte Bombenanschläge hat es in Indonesien im Laufe der vergangenen 15 Jahre mehrere gegeben: 2009 etwa, als in zwei Hotels in Jakarta Sprengsätze detonierten. Doch die jüngste Tat in der indonesischen Hauptstadt ist anders. Sie ähnelt in Art und Ablauf den Attentaten von Paris im November.

Jakarta militants 'imitated Paris attacks', say police https://t.co/yvHwGmNhmzpic.twitter.com/5KnSw3sCRO

— ITV News (@itvnews) January 14, 2016

Stimmen werden laut, die Indonesien als potentielle Hochburg des islamistischen Terrorismus in Südostasien und als weiteres Operationsgebiet der Miliz Islamischer Staat sowie ihrer Verbündeter einordnen.

Auch andere Länder in der Region wie Malaysia sind ins Visier geraten. Im September vereitelte die Polizei in Kuala Lumpur einen Anschlag auf ein bei Touristen beliebtes Stadtviertel. Die Gefahr bleibt: “Terroranschläge können nicht ausgeschlossen werden”, warnt das Eidgenössische Departement für auswärtige Angelegenheiten.

Auf den Philippinen agiert die Organisation Abu Sayyaf, die sich örtlichen Medien zufolge der Miliz Islamischer Staat unterstellt hat. Ende Dezember kam es auf der Insel Jolo zu Feuergefechten zwischen den philippinischen Streitkräften und Abu-Sayyaf-Einheiten.

Beim Anschlag, der im August die thailändische Hauptstadt Bangkok erschütterte, gehen die Ermittler zwar von der Tat von Seperatisten aus, deren Vorgehensweise allerdings an die IS-Taktik erinnert.

Bereits im Mai vergangenen Jahres wies Singapurs Ministerpräsident Lee Hsien Loong auf die Bedrohung einer Ausbreitung der Dschihadisten auf Südostasien hin. “Die Gefahr liegt nicht in der Ferne, sie ist hier”, sagte er damals.

“Heimkehrer sind Kräftemultiplikator”

euronews-Reporter Nial O’Reilly sprach mit dem Asien-Pazifik-Experten Omar Hamid über die Geschehnisse in Jakarta, die von heimkehrenden Dschihadisten ausgehende Gefahr und eine historische Parallele.

euronews:
Herr Hamid, warum sollten die Miliz Islamischer Staat oder ihre Verbündeten Indonesien angreifen?

Omar Hamid:
Indonesien war schon immer ein Land, in dem es erhebliche Spannungen durch islamistische Militanz gab. In den vergangenen zehn Jahren hatte Indonesien die Situation sehr gut im Griff. Zwischen 2002 und 2009 hatten Terroranschläge in Indonesien ihren Höhepunkt erreicht. Die Regierung hat effektive Antworten darauf gefunden, das führte nach 2009 zu einem Rückgang der Zahl von Anschlägen. Doch die grundlegenden Komponenten der islamistischen Militanz bleiben in dem Land bestehen. Und man hat eine steigende Anzahl von Indonesiern registriert, die für die Miliz Islamischer Staat in den Krieg im Irak und in Syrien gezogen ist. Einige dieser Leute kehren nach Indonesien zurück und bringen einiges an Leistungsfähigkeit mit.

euronews:
Gibt es hier ein Zweckbündnis zwischen örtlichen Gruppen und der IS-Miliz? Haben sie dieselben Ziele wie der IS oder eigene Vorstellungen?

Hamid:
Grundsätzlich ist der primäre Antrieb in einem Land wie Indonesien immer der lokale Kontext. Natürlich gibt es bei regionalen und transnationalen Gruppen Entsprechungen mit der IS-Miliz oder Al-Kaida. Es gibt immer Gemeinsamkeiten, doch die grundlegenden Vorstellungen werden von den örtlichen Bedingungen angetrieben.

euronews:
Besteht die Gefahr, dass die IS-Miliz ihre Tätigkeit auf andere Gebiete dieser Region ausweitet?

Hamid:
Dass die IS-Miliz dort selbst aktiv wird und in Südostasien Fuß fasst, ist nicht die vordergründige Gefahr. Die Hauptgefahr ist, dass es in einigen südostasiatischen Ländern wie Indonesien, Malaysia und den Philippinen Leute gibt, die an der Seite der IS-Miliz im Irak und in Syrien gekämpft haben. Und diese Dschihadisten kehren in ihre Heimatländer zurück. Das geschieht nicht unbedingt sofort, sondern mittelfristig – etwa in den nächsten fünf Jahren. Sie bringen dann das mit, was sie dort gelernt haben, und das sind viel größere Fähigkeiten, als sie die militanten Kräfte in den dortigen Ländern haben. Sie dienen also als eine Art Kräftemultiplikator. Wenn man sich eine historische Parallele anschauen möchte, dann ist das so wie am Ende der sowjetischen Invasion in Afghanistan Ende der Achtziger/Anfang der Neunziger. Viele Leute, die in Afghanistan gekämpft haben, kehrten in Länder wie die Philippinen oder Indonesien zurück und haben größere Fähigkeiten mitgebracht. Das führte in den späten Neunzigern und frühen 2000er Jahren zu sehr aktiven terroristischen Bewegungen in diesen Ländern.

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