Plötzlich ist alles anders: Grenzgänger in der Ost-Ukraine

Plötzlich ist alles anders: Grenzgänger in der Ost-Ukraine
Von Euronews
Diesen Artikel teilenKommentare
Diesen Artikel teilenClose Button
Den Link zum Einbetten des Videos kopierenCopy to clipboardCopied

Kurz mal eben die Verwandten besuchen, geht nicht mehr. Nur 100 Meter von der Ortschaft Stanitsa Luhanska entfernt liegt die Grenze zwischen der

WERBUNG

Kurz mal eben die Verwandten besuchen, geht nicht mehr. Nur 100 Meter von der Ortschaft Stanitsa Luhanska entfernt liegt die Grenze zwischen der Ukraine und der selbsterklärten Volksrepublik Luhansk. Für die Menschen hüben wie drüben gilt nun: Wer auf die andere Seite will, muss sich ausweisen. Diese Frau findet es einfach nur lästig:

“Wir wollen wissen, wann das Chaos vorbei ist”, sagt sie. “Die Ukraine ist auf dieser und auf der anderen Seite. Warum müssen wir am Grenzposten unseren Pass vorzeigen? Ich bin Ukrainerin, meine Kinder ebenfalls. Es ist nicht unsere Schuld, dass diese Terroristen die Macht übernommen haben. Lasst sie gehen und befreit uns von diesen Terroristen!”

Die Meinungen über die neuen Hoheitsverhältnisse gehen in der Gegend auseinander. Gleich ist für alle die Geduldsprobe: Zelte wurden errichtet, damit sich die Grenzgänger ein wenig aufwärmen können, bis sie passieren können. Bei einem Tee fällt das Warten leichter. Die Kämpfe haben in der Gegend viel zerstört. Landwirtschaft prägte die Region, doch die Felder werden nicht mehr bestellt, Gewächshäuser verkommen nach und nach.

“Wir haben Tomaten und Gurken angebaut und davon gelebt”, erzählt eine Frau. “Wir haben das Gemüse vor allem in Luhansk verkauft. Jetzt können wir nichts mehr anbauen und nichts mehr verkaufen. Hier konnten wir nicht mehr leben und sind deshalb zu unserer Tochter gezogen.”

Nach Angaben des Flüchtlingshilfswerkes der Vereinten Nationen (UNHCR) leben auf beiden Seiten der Grenze rund 800.000 Menschen unter teils gefährlichen Bedingungen.

Zunächst setze man beim Wiederaufbau Projekte im ehemaligen Kampfgebiet um, so UNHCR-Mitarbeiter Jeff Wilkinson. Es sei aber nur eine Frage der Zeit, bis an der jetzigen Front nicht mehr gekämpft werde und man dort tätig werden könne, meint er.

Die Leute von Stanitsa Luhanska müssen also noch Geduld haben. Dringende Reparaturen werden nur provisorisch ausgeführt. Es heißt weiter warten. Das kennen die Menschen ja von der Grenze.

Diesen Artikel teilenKommentare

Zum selben Thema

756 Tage Ukraine-Krieg: Neue EU-Sanktionen gegen Russland - und wie weiter?

Protest in Kiew: Menschen fordern Freilassung von Azovstal-Gefangenen

Russlands Krieg in der Ukraine: "Neue Normalität für Kinder ist schwierig oder gar unmöglich"