Er selbst sieht sich als Widerstandskämpfer, doch im Ausland nimmt man ihn als Brandstifter innerhalb der schlimmsten politischen Krise Spaniens seit den 70er Jahren wahr.
Carles Puigdemont ist ein Unabhängigkeitsbefürworter der ersten Stunde. Der Bäckerssohn war zuerst nicht an einer politischen Karriere interessiert. Doch dann wurde der Journalist Bürgermeister von Girona und war nach der katalanischen Parlamentswahl 2015 der einzige konsensfähige Kandidat für das Pro-Unabhägigkeitsbündnis "Junts pel Si" - "Zusammen für das Ja".
Dass die Zentralregierung gegen das Unabhängigkeitsreferendum schwere Geschütze auffährt, ist ihm klar. Doch sein Kalkül geht nicht auf: Die Katalanen können auf keine Unterstützung aus dem Ausland hoffen.
Selbst die Bilder von prügelnden Polizisten oder die geforderten hohen Haftstrafen für Regierungsmitglieder werden zwar kritisiert, aber eine Internationalisierung des Katalonienkonflikts gelingt Puigdemont nicht. Trotzdem: Wenn er am Tag des Unabhängigkeitsreferendums im Tunnel das Auto wechselt, um die spanische Polizei abzuhängen und wählen zu gehen, oder wenn er ins Exil nach Brüssel flüchtet - die Sehnsucht vieler Katalanen nach einem Widerstandskämpfer bedient er bestens.