Von großen Dingern und unangekündigtem Besuch: Weihnachtsbräuche in Europa

Von großen Dingern und unangekündigtem Besuch: Weihnachtsbräuche in Europa
Von Euronews
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Für die einen ist es das Christkind, für die anderen der Weihnachtsmann, der etwas früher in Erscheinung tretende Zwarte Piet im Gefolge des Sint

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Für die einen ist es das Christkind, für die anderen der Weihnachtsmann, der etwas früher in Erscheinung tretende Zwarte Piet im Gefolge des Sint Klaas, Le père Noël, Väterchen Frost oder die erst im Januar herumziehenden Heiligen drei Könige. So unterschiedlich die Sprachen und Nationalitäten, so unterschiedlich sind auch die kulturell und religiös tradierten Geschichten über jene Gestalten und Wesen, die die Geschenke bringen. Zum Fest werfen wir einen Blick auf einen bunten Strauß europäischer und internationaler Weihnachtsbräuche – natürlich ganz ohne Anspruch auf weihnachtliche Vollständigkeit.

Her mit den Geschenken… wer beschert’s?

England – Father Christmas
Frankreich – Le père Noël, Saint Nicolas im Nordosten des Landes
Griechenland – Aghios Vassilis, Saint Basil, aber erst am 1. Januar
Ungarn – das Jesuskind Jézuska, vor 1990 auch das russisch geprägte Väterchen Frost Télapó
Italien – Babbo Natale am 25. Dezember, la Befana am 6. Januar
Portugal – das Jesuskind, gern aber auch Pai Natal oder einfach der Weihnachtsmann
Russland – Ded Moroz oder Väterchen Frost
Spanien – die Heiligen Drei Könige Melchior, Caspar and Balthazar am 6. Januar
Türkei – Noel Baba
Ukraine – Saint Nicholas oder auch hier Väterchen Frost am 19. Dezember

Karpfen, Gans und Tintenfisch: Was kommt auf den Teller?

Wo Familien in der Weihnachtszeit zusammenkommen wird nicht nur gefeiert und gestritten sondern vor allem auch gegessen. In Großbritannien kommt traditionell Truthahn auf den Tisch, dazu geröstete Kartoffeln und Würstchen im Schlafrock. Hinterher dann der in Brandy flambierte Christmas pudding. Auch in Frankreich gibt es vielerorts Geflügel, gern in Form einer Foie gras, der Gänsestopfleber. An Feiertagen kommen bei den Franzosen besondere Leckerbissen aus der Küche, die nicht jede Woche serviert werden, so etwa Austern und Karpfen. In Ungarn gibt es Fischsuppe als Hauptgang, in Italien gar einen Salat aus Tintenfisch. Außerdem wird von Neapel bis Mailand der traditionsreiche, als zu trocken verschriene Weihnachtskuchen Panettone (heißt in den verschiedenen Landesteilen unterschiedlich) verschenkt. In Griechenland gibt es auch einen Kuchen, der aber eher zum Jahreswechsel kredenzt wird. Kaviar und Champagner sind zwar überall auf der Welt nicht ungern gesehen. In Russland aber gehören sie – in allen Preisklassen – zur Weihnachtstradition.

Was tun zum Fest der Feste? Bräuche vor, während und nach der Bescherung

Um die Feststage zum Jahresende – in anderen Ländern zum Jahresanfang – traditionell zu begehen, steht Feierwilligen ein großes Repertoire an Bräuchen, Belustigungen und Riten zur Verfügung. In Großbritannien wird es besonder feierlich, wenn sich die Queen in ihrer Weihnachtsansprache über die Bildschirme an ihr Volk wendet. Der 25. Dezember ist ein Boxing Day. Der Ausdruck kommt nicht etwa vom Boxsport sondern wird auf Geschenkboxen zurückgeführt, die Angestelle großer Haushalte in Großbritannien an diesem Tag als Dank für ihre Dienste erhielten. Auf der anderen Seite des Ärmelkanals feiern die Franzosen ganz privat et en famille. In Frankreich ist Laizismus Staaatsraison und somit der Besuch der Messe am 24. Dezember nicht unbedingt selbstverständlich. Gern trennen die Franzosen die Familienseiten und teilen die Gemeinsamkeit gern auf die Weihnachtsfeiertage auf. Auch die Deutschen kennen das. Unter der deutschen Tanne steht eine Weihnachtskrippe, in die am 24., dem Geburtstag des Heilands, dann das Jesuskind gelegt wird. Diesen Brauch gibt es übrigens auch im nach Unabhängigkeit strebenden Catalonien, dort trägt das Neugeborene dann passenderweise die rote Mütze der Catalanen.

Wie in Deutschland gibt es auch in Ungarn die Geschenke an Heiligabend (also am 24.). Interessantes geschieht an diesem Tag bei den polnischen Nachbarn. Zum Abendessen wird dort immer ein Gedeck mehr aufgelegt als nötig. Denn es könnte ja unangekündigter Besuch vorbeischauen. Dahinter steht die Hoffnung, dass niemand an diesem Abend allein sein möge. In einer der Regionen in Zentralpolen gibt es den Glauben, dass Tiere an diesem Abend sprechen können. Hoffentlich nicht der in Polen gern aufgetischte Weihnachtskarpfen.

Noch weiter östlich, in Russland feiern die Gläubigen der russisch-orthodoxen Kirche erst am 7. Januar. Die Ferien beginnen schon eine Woche früher, am 31. Dezember. In Spanien beginnen die Feierlichkeiten mit der landesweit übertragenen Verlosung des El Gordo (etwa: das große Ding), eines hohen Geldbetrags. Im Jahr 2015 lag der Gesamtwert bei 2,24 Milliarden Euro. Da kann die Ziehung der Gewinner schon mal fünf Stunden dauern. Am 28. Dezember, dem Tag der Heiligen Unschuld, spielen sich Spanier gern den ein oder anderen Streich.

Die Christen in der Türkei sind in der Mehrheit orthodoxen Glaubens und feiern daher erst am 6. Januar. Dann gibt es den allseits erwarteten bogaz’da hac. Dabei wirft ein Priester ein hölzernes Kreuz in ein Gewässer und die umstehende Menge springt hinterher, um es zu retten. Dafür verzichten die Christen der Region zunächst auf Weihnachtsbäume zum Fest. Die Nadler kommen dann erst im neuen Jahr zum Einsatz – denn da gibt es auch die Geschenke.
Die Christen in der Ukraine feiern sogar erst ab dem 7. Januar, dafür dann aber drei Tage lang. In manchen Regionen gehen Familien in der Nacht zuvor auf den Friedhof, um mit brennenden Kerzen ihrer Toten zu gedenken. Wie auf den griechischen Inseln auch ziehen Kinder an Weihnachten von Tür zu Tür und führen kostümiert das Krippenspiel auf.

Weihnachten! So unterschiedlich die Bräuche zum Fest von Russland bis Portugal auch sein mögen, so haben sie doch eines gemein: im Mittelpunkt steht das Miteinander, der Wunsch, Zeit mit den liebsten Menschen zu verbringen.

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