"Muss ich zurück nach Afrika?" 7-jähriges Mädchen hat Angst vor Salvini

Gabriella mit ihren beiden Adoptivkindern
Gabriella mit ihren beiden Adoptivkindern Copyright Gabriella Nobile
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Von Alexandra Leistner
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Euronews sprach mit einer Mutter, deren bewegender Brief an Lega-Nord-Chef Matteo Salvini sich im Internet wie ein Lauffeuer verbreitete.

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Seit Mittwochmorgen kann Gabriella Nobile ihren Facebook-Account nicht mehr nutzen. Sie wird beschuldigt, rassistische Hetze zu betreiben. Ihr Konto wurde blockiert. 

Die Italienerin ist 40 Jahre alt und lebt mit ihrer Familie in Mailand. Sie ist Mutter von zwei aus Afrika adoptierten Kindern. 

In einem offenen Brief an Matteo Salvini, den Kandidaten der euroskeptischen und rechtsgerichteten Partei Lega Nord, verurteilte sie die wachsende Intoleranz im Land, mit der ihre Kinder immer häufiger konfrontiert sind.

In ihrem Schreiben erklärt Nobile: "Meine 7-jährige Tochter hat mich bevor sie ins Bett gegangen ist gefragt, 'Wenn er gewinnt, muss ich dann zurück nach Afrika?', dann ist sie in Weinen ausgebrochen. Mein Sohn fährt jeden Tag mit dem Bus zum Fußballtraining. In den vergangenen Monaten wurde er immer wieder beschmipft - und das mehr als zuvor. Einem Jungen zu sagen 'du dreckiger Neger, geh zurück in dein Land, du bist nur gekommen, um unsere Frauen zu entführen und zu töten' - das ist eine klarer Beweis dafür, wie unser Land - dank Menschen wie Ihnen - in den Abgrund rutscht.

In Ihren heuchlerischen Slogans wie "Italien kommt an erster Stelle" steckt all die Ignoranz von jemandem, der noch nicht begriffen hat, dass die wahren Italiener diejenigen sind, die Italien lieben und nicht die, die hier geboren wurden! Wie in meinem Fall: Ich bin Mutter, weil ich meine Kinder liebe und nicht, weil ich sie zur Welt gebracht habe."

Der Beitrag wurde innerhalb kürzester Zeit mehrere Zehntausend mal "geliked" und geteilt.

Am vergangenen Sonntag war der offene Brief von Facebook gelöscht worden. Sie veröffentlichte ihn erneut, ärgerte sich aber, dass die vielen Kommentare und Botschaften des Zuspruchs verloren gegangen waren. 

Als euronews versuchte sie zu kontaktieren, antwortete ihr Mann, dass das Konto seiner Frau mittlweile gesperrt ist. Am Telefon erzählte Gabriella: "Ich habe eine Nachricht erhalten, in der mit vorgeworfen wurde, Rassenhass zu schüren."

Wie absurd dieser Vorwurf ist, wird einem bewusst, wenn man ihre Geschichte kennt. Ihre 12 und 7 Jahre alten Kinder stammen aus dem Kongo und Äthiopien, "sie sprechen mit mailänder Akzent", so die Mutter im euronews-Interview.

Den Brief habe sie geschrieben, weil sich die Situation in den letzten Monaten verschlechtert habe. "Früher kamen Beleidigungen nur von Kindern des selben Alters, aber das hat sich geändert. Mein Sohn erzählte mir von mehreren Vorfällen, in denen er von Erwachsenen beleidigt wurde. Einmal wurde er im Bus gezwungen, von seinem Platz aufzustehen und wurde dazu aufgefordert, nach Afrika zurückzukehren."

Mit ihrem Schreiben habe sie dazu aufrufen wollen, den Ton generell zu entschärfen. 

Matteo Salvini macht mit nationalistischen Parolen von sich reden, er hat eine starke Präsenz in sozialen Netzwerken und tritt international mit Geert Wilders und Marine Le Pen auf.

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