Streit um Mesut Özil: Sollen Bierhoff und Grindel ihren Hut nehmen?

Streit um Mesut Özil: Sollen Bierhoff und Grindel ihren Hut nehmen?
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Von Kirsten Ripper mit dpa
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Der Chef des Zentralrats der Muslime in Deutschland hat den Rücktritt von Teammanager Oliver Bierhoff und DFB-Präsident Reinhard Grindel gefordert.

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Nach ihren umstrittenen Äußerungen zu Mesut Özil (29) hat der Chef des Zentralrats der Muslime in Deutschland den Rücktritt von Teammanager Oliver Bierhoff und von DFB-Präsident Reinhard Grindel gefordert. "Brutales Spiel wird im Sport mit einer Roten Karte bestraft", sagte Aiman Mazyek laut einem Online-Bericht des US-Senders ESPN. "Bierhoff und Grindel müssen zurücktreten, wenn sie in ihrer langen Karriere nichts anderes gelernt haben als: 'Du verlierst als Özil' anstelle von 'Du verlierst als Mannschaft", erklärte der Vorsitzende des Zentralrats der Muslime in Deutschland.

Sowohl Bierhoff als auch Grindel hatten die Leistung des Arsenal-Stars Mesut Özil bei der WM in Russland kritisiert. Zudem forderte der DFB-Präsident eine Erklärung des in Gelsenkirchen geborenen Mittelfeldspieler zu seinen Fotos mit dem türkischen Präsidenten Recep Tayyip Erdogan. Zusammen mit Ilkay Gündogan - der sich danach aber für den Auftritt entschuldigte - hatte Mesut Özil in London während des Wahlkampfs in der Türkei Erdogan getroffen.

Nicht nur in den sozialen Medien wurden Bierhoff und Grindel für ihre Kritik an Özil kritisiert. Ihnen wird auch Rassismus vorgeworfen. Viele meinten auch, die Manager wollten von ihrem eigenen Versagen ablenken - und sie machten Mesut Özil zum "Sündenbock". Am Wochenende hatte Özils Vater Mustafa gemeint, sein Sohn solle sich das nicht gefallen lassen.

"Auf die Idee, dass ein Foto mit Erdogan an der Niederlage gegen den Fußball-Giganten Südkorea Schuld sein soll, können auch nur DFB-Funktionäre nach 3 Wochen Nachdenken kommen», meinte der nordrhein-westfälische Ministerpräsident Armin Laschet (CDU).

Sein CDU-Parteikollege Reinhard Grindel - der jetzige DFB-Präsident - hatte 2004 im Deutschen Bundestag erklärt: "Multikulti ist in Wahrheit Kuddelmuddel. Es ist eine Lebenslüge, weil Multikulti in vielen Vierteln eben nur Monokultur geschaffen hat, wo Anreize zur Integration fehlen." Es gebe zu viele islamisierte Räume «in unseren Städten und Verhaltensweisen von Ausländern, die zu Unfreiheit führen", sagte Grindel damals. 

Der Publizist Baha Güngor sagte dem "Kölner Stadt-Anzeiger" mit Blick auf Özil: "Der Junge erleidet das Schicksal von Hunderttausenden türkischstämmigen jungen Menschen in Deutschland, die sich total integriert haben, die aber, weil sie sich eben auch zu ihren türkischen Wurzeln bekennen, immer wieder zwischen die Fronten geraten." In anderen Ländern machen Fußballer ähnliche Erfahrungen.

So meinte Frankreichs Karim Benzema (30), der in Lyon geboren ist und algerische Wurzeln hat: "Treffe ich, bin ich Franzose. Treffe ich nicht, bin ich Araber". Real-Madrid Star Benzema spielt zur Zeit übrigens nicht in der französischen Nationalmannschaft, viele sehen dahinter außersportliche Gründe wie die angebliche "Sextape-Affäre", aber auch Rassismus.

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