In Mossul warten mehr als 4500 Menschen auf eine Prothese

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Von Monica Pinna
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Eine italienische NGO unterhält im irakischen Kurdistan ein Rehabilitationszentrum.

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Mehr als fünftausend Menschen haben in den vergangenen 20 Jahren eine Prothese im Rehabilitationszentrum von EMERGENCY in Sulaimaniyya erhalten. Die italienische NGO eröffnete das Zentrum 1998 im irakischen Kurdistan nahe der Grenze zum Iran. Die Gegend dort ist stark vermint - eine Folge des Ersten Golfkriegs in den 1980er-Jahren und des Zweiten Golfkriegs von 1991. Heute kommen Patienten aus dem ganzen Land, aus dem Iran sowie Syrien - und immer mehr aus Mossul.

"Die häufigsten Fälle sind Unterknieamputierte. Ein paar wenige kommen mit Amputationen der oberen Gliedmaßen und sehr wenige haben eine Hand verloren. Die schweren Verletzungen kommen von Minen und Explosionen", sagt Mustafa Hawar, Programmkoordinator EMERGENCY.

Nur wenige Monate nach dem Ende der Schlacht um Mossul standen über 4.800 Amputierte auf der Warteliste für eine Prothese. Fast 200 wurden bisher behandelt. Laut Schätzungen gibt es mindestens 1000 nicht registrierte Fälle. Mit der Prothese erhalten die Patienten wieder eine größere Eigenständigkeit. Aber meist fehlt die Lebensgrundlage. Deshalb bietet das Zentrum auch zwei Mal im Jahr ein Berufstraining an. Ahmed Karim Mahamood hat gerade einen Tischlerlehrgang beendet:

"Ich verlor ein Bein durch eine Mine. Hier will ich etwas Neues lernen, um meine Familie ernähren zu können."

Fünfzehn Ex-Patienten pro Gruppe werden fünf Monate lang geschult und dann finanziell unterstützt, um ein eigenes Geschäft aufmachen zu können. Bisher wurden über 360 Werkstätten eröffnet. Auch Gulastan Nazim träumt von der Selbstständigkeit:

"Ich war vier Jahre alt, als ich mein Bein verlor. Ich war im Auto, als eine Bombe explodierte. Schneiderin ist mein Traumberuf."

Allein im irakischen Kurdistan gab es in den vergangenen 25 Jahren bei etwa 14.000 Unfällen mit Landminen 6000 Tote.

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