Erdoğan: USA haben Türkei "in den Fuß geschossen"

Erdoğan: USA haben Türkei "in den Fuß geschossen"
Von Euronews
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Zwischen den NATO-Partnern Türkei und USA war die Stimmung auch schonmal besser. Der türkische Präsident Erdoğan macht die USA nicht nur für die wirtschaftliche Lage in seinem Land verantwortlich, sondern schlägt auch weitaus härtere Töne an.

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Wo vor einem Jahr noch ein freundschaftlicher Handschlag zwischen NATO-Partnern war, herrschen heute schwere gegenseitige Beschuldigungen zwischen der Türkei und den USA.

Bei einem Treffen mit türkischen Botschaftern in Ankara ließ Präsident Recep Tayyip Erdoğan kein gutes Haar an Washington, ohne die USA explizit zu erwähnen:
"Auf der einen Seite führst du dich als strategischer Partner auf, aber auf der anderen schießt du deinem strategischen Partner in den Fuß. Wir sind zusammen in der NATO und dann rammst du deinem strategischen Partner ein Messer in den Rücken. Darf so etwas akzeptiert werden? Die wirtschaftliche Dynamik der Türkei ist stabil, stark, intakt und wird es weiterhin bleiben."

Schwache Lira und "Wirtschaftskrieg"

Die Landeswährung Lira hat bereits seit Jahresanfang kontinuierlich an Wert verloren, doch der Streit über einen in der Türkei inhaftierten US-Pastor und die daraufhin verdoppelten US-Strafzölle auf Stahl- und Aluminiumimporte aus der Türkei haben sie in den freien Fall befördert. Bereits am Wochenende hatte Erdoğan in mehreren Reden einen unversöhnlichen Ton gegen die USA angeschlagen, sieht "Kampagnen" gegen die Türkei und einen "Wirtschaftskrieg".
Analysten bestätigen zwar, dass die unmittelbare Krise durch die erhöhten Sanktionen ausgelöst worden ist, die türkische Wirtschaft sich aber schon seit einer Weile wegen der hohen Inflation und der schwachen Lira auf dünnem Eis befand.

Ökonomen legten Erdoğan derweil eine Intervention des Internationalen Währungsfonds sowie eine Zinserhöhung nahe, um die massive Inflation im Land von mehr als 15% zu stoppen. Doch der lehnt beides ab.

Die türkische Zentralbank verkündete am Montag, dass alle Schritte unternommen würden, um die Finanzstabilität zu sichern. So könnten sich Banken zusätzliche Mittel in Fremdwährung leihen.

"Wir sind eindeutig in einer Krise"

Ein Einwohner Istanbuls sieht die Lage der Türkei ganz real: "Wir befinden uns echt in einer Krise. Das Land ist in Schwierigkeiten, weil wir Millionen, Milliarden US-Dollar an Schulden haben. Und da wir in Dollar verschuldet sind, werden wir Probleme haben, sie zurückzuzahlen. Wir sind eindeutig in einer Krise."

"Wenn ich es mit letztem Jahr vergleiche, habe ich momentan 20-25% meiner Kaufkraft verloren. Wohl oder übel muss ich einen Plan B finden, und ich muss zugeben, ich habe keine Ahnung, was ich tun werde", meint ein ratloser Türke.

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