Papst fordert zu offener Kritik an Missständen in der Kirche auf

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Von su
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Franziskus gedachte eines Anti-Mafia-Priesters - in einer Phase der Kritik an der katholischen Kirche, einer Phase der Enthüllungen, dass Priester und Bischöfe Kinder sexuell missbrauchten oder Täter schützten

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Papst Franziskus hat in Palermo zu offener Kritik an Missständen in der Kirche ermuntert und vor 80.000 Gläubigen für alle Opfer der Mafia gebetet. Er gedachte damit des 25. Todestags des seligen Giuseppe "Pino" Puglisi.

Der Anti-Mafia-Priester, der sich vor allem um Jugendliche kümmerte, um sie von Drogen und dem organisierten Verbrechen fernzuhalten, war am 15. September 1993 von zwei Mafia-Killern erschossen worden.

Der Besuch fällt in eine Phase der Kritik an der katholischen Kirche, eine Phase der Enthüllungen, dass Priester und Bischöfe Kinder sexuell missbrauchten oder Täter schützten.

Franziskus wurde mehrfach aufgefordert, zu sagen, was er über das sexuelle Fehlverhalten des US-Prälaten Theodore McCarrick wusste, der kürzlich seinen Kardinalsrang verloren hat.

Papst Franziskus:

".... manche jungen Leute sagen: 'Ja, Gott vertraue ich, aber der Kirche nicht.' Warum? weil sie "mangiaprete" sind – wer aber so ein „Priesterfresser“ ist – warum nicht zu dem Priester hingehen und und ihm ins Gesicht sagen: „Ich traue dir nicht, und zwar aus diesem Grund, diesem oder jenem.“

Geld- und Machtgier machten den Menschen zum Sklaven, so Franziskus. "Je mehr man hat, desto mehr will man. Das ist eine schlimme Abhängigkeit, wie eine Droge", sagte der Papst, und verwies auf das Beispiel von Giuseppe Puglisi und seiner Nächstenliebe.

Die Ermordung Puglisis gilt als Racheakt der Mafia gegen die katholische Kirche. Puglisi war nach den Staatsanwälten Giovanni Falcone und Paolo Borsellino, die ein Jahr vor ihm ermordet worden waren, das prominenteste Opfer im sizilianischen "Mafia-Krieg" der frühen 90er-Jahre. Vor gut fünf Jahren sprach die katholische Kirche den Priester selig. Der Gottesdienst mit rund 100.000 Menschen war damals auch eine Anti-Mafia-Demonstration.

Bei einer Begegnung mit den Gläubigen sprach der Pontifex auch von den Problemen, die Sizilien belasten, unter anderem Jugendarbeitslosigkeit, Schwarzarbeit, Schattenwirtschaft, Wucher und Alkoholismus. Der Papst rief die Gläubigen auf, sich um die Jugend und die Kinder zu kümmern.

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