Leben im Camp Moria: "Es wird Winter und sie haben keine Schuhe"

Leben im Camp Moria: "Es wird Winter und sie haben keine Schuhe"
Von Apostolos Staikos
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Im Camp Moria auf Lesbos leben drei Mal mehr Schutzsuchende als ursprünglich geplant. Die Lebensumstände sind teilweise menschenunwürdig - besonders für Familien mit Kleinkindern. Und jetzt sinken auch noch die Temperaturen, dabei mangelt es an Kledung.

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Das Leben in der Erstaufnahmeeinrichtung Camp Moria auf der griechischen Insel Lesbos ist besonders für Familien hart. Kinder spielen in Staub und Dreck mit Abfall.

Rehmatullah Khan, seine Ehefrau und ihr Sohn haben vor gut drei Monaten Lesbos erreicht. In Pakistan hat der 33-Jährige bei einer Bank gearbeitet. Jetzt würde er praktisch alles tun, um für seine Familie zu sorgen. Hauptsache, weit weg vom Camp Moria und Lesbos.

Gegenüber Euronews sagte Rehmatullah Khan: "Falls mir jemand zuhört, hier leben Familien und der Winter ist nah. Vor allem nachts ist es hart, besonders Babys vertragen die Kälte nicht. Hier leben Familien mit Neugeborenen, für sie ist die Hitze tagsüber Gift."

Seine Frau Rouba ist verzweifelt ob der Lebensumstände. Zudem fühlt sie sich nutzlos, weil sie ihren Nachwuchs nicht mit dem Nötigsten versorgen kann.

Der acht Monate alte Junge leidet unter einer Ohreninfektion und einer Hautkrankheit. Das Warten auf medizinische Betreuung kann im Camp Moria Tage dauern. Gegenüber Euronews hat die 28-jährige Rouba Mirza Mühe, die Fassung zu bewahren: "Ich spreche für alle Mütter. Es gibt keine Kleidung für die Babys. Es wird Winter und sie haben keine Schuhe für die Kleinsten, keine Babynahrung und kein Geld...(weint)...sorry, I can`t..."

Viele Bewohner erklärten gegenüber Euronews, vier Stunden für Essen anstehen zu müssen. Diese Angaben sind kaum überprüfbar, weil Journalisten nicht in das Camp gelassen werden.

Handyvideos, die mutmaßlich im Camp aufgenommen wurden, liefern jedenfalls beklemmende Eindrücke von der Essensausgabe.

Euronews-Korrespondent Apostolos Staikos kommentierte auf Lesbos: "Im Vorbeigehen sehen alle Zelte hier gleich aus und man denkt, auch die Schicksale ähneln sich. Doch beim Blick hinter die Kulissen zeigt sich, dass alle Bewohner eine eigene Geschichte haben, eigene Träume und Vorstellungen. Alle eint aber der Wunsch nach menschenwürdigen Lebensbedingungen hier in Moria und einer besseren Zukunft in Europa."

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