Der Fotograf Luigi Toscano porträtiert Holocaust-Überlebende. Seine Ausstellung "Gegen das Vergessen" in Wien ist jetzt zu Ende gegangen - mit einem bitteren Beigeschmack, denn die Bilder wurden mit antisemitischen Parolen beschmiert.
Der Fotograf Luigi Toscano porträtiert seit Jahren Holocaust-Überlebende und stellt ihre Bilder im öffentlichen Raum aus: Seine Ausstellung "Gegen das Vergessen" war seit Anfang Mai auch in Wien zu sehen. Jetzt ist sie zu Ende gegangen - mit einem bitteren Beigeschmack, denn die Bilder wurden mit antisemitischen Parolen beschmiert und zerschnitten.
Toscano verlässt Wien mit gemischten Gefühlen, sagt er: "Der Schreck sitzt tief. Es ist das erste Mal, dass so etwas bei einer Ausstellung passiert ist. Aber ich gehe auch mit einem positiven Gefühl hier weg, denn die Solidarität, die hier entstanden ist, war enorm."
In Wien gründeten sich Initiativen, die Mahnwachen abhielten, auch um die Bilder zu schützen; die muslimische Jugend Österreichs organisierte ein öffentliches Fastenbrechen am Ausstellungsort am Burgring; Freiwillige reparierten die Bilder. Gesten, die nicht nur den Fotografen Toscano tief bewegten.
Die Porträts wurden im Laufe der mehr als dreiwöchigen Ausstellung mehrfach beschmutzt und zerstört. Insgesamt gab es drei Angriffe. Polizeischutz erhielten sie jedoch nicht sofort, obwohl Toscano darum bat.
Die Ausstellung war bereits an vielen Orten zu Gast, zur Zeit stehen weitere Bilder in Seattle. Im Laufe des Jahres werden die Porträts auch noch in anderen Städten der USA zu sehen sein. Für kommende Ausstellungen will er Schutz anfordern, sagt Toscano, aber aufhören will er nicht. Er habe zu jedem einzelnen der Poträtierten eine Beziehung aufgebaut. "Es tat einfach so weh, das Hakenkreuz bei den Menschen im Gesicht zu sehen und die zerschnittenen Gesichter. Eine Betroffene hat mich angerufen und gesagt, 'Luigi, das ist furchtbar, aber lass dich nicht beugen, wir haben uns auch nicht beugen lassen. Mach weiter, bitte. Mach es für uns."
Das "Haus der Geschichte Österreichs wird einige der beschädigten Exemplare in seine Sammlung aufnehmen.