Cottbus feiert AfD-Rechtsaußen Höcke - Tritt er gegen Parteispitze an?

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Im Osten Deutschlands wird der im Westen auch innerhalb der AfD umstrittene Thüringer Landeschef Björn Höcke gefeiert.

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Als Björn Höcke an diesem Sonntag in Cottbus auf die Bühne kommt, jubelt die Menge, «Höcke, Höcke»-Sprechchöre werden laut, er wird gefeiert. Eigentlich eröffnet die AfD Brandenburg ihren Landtagswahlkampf, doch der Star in Cottbus ist der Landeschef aus Thüringen. Dabei ist Höcke der Politiker, dem parteiintern gerade «exzessiv zur Schau gestellter Personenkult» vorgehalten wird. Brandenburgs AfD-Vorsitzender Andreas Kalbitz begrüßt den Gründer des rechtsnationalen «Flügels» als «meinen Freund und Mitstreiter». Im Westen ist Björn Höcke auch innerhalb der AfD umstritten - auch wegen seiner Nähe zu Rechtsextremen.

Versteht nur die AfD die Sorgen im Osten?

Brandenburg, Sachsen, Thüringen - gleich in drei ostdeutschen Ländern wird im Herbst gewählt. 30 Jahre nach dem Mauerfall stellt sich die AfD als die einzige Partei dar, die die Sorgen und Nöte der Menschen im Osten aufgreift. Das Wahlkampfmotto: «Wende 2.0» Der Bundesvorsitzende Jörg Meuthen sagt: «Holen wir uns unsere Freiheit zurück und beginnen wir damit in Brandenburg und in Sachsen!»

Von der Wende und von der DDR ist oft die Rede an diesem Nachmittag. Auch Sachsens Landeschef Jörg Urban knüpft daran an, als er die Nichtzulassung eines Großteils der AfD-Listenkandidaten in Sachsen durch den Landeswahlausschuss kritisiert: «Während man in der DDR noch dreist die Wahlergebnisse fälschte, sorgt man jetzt schon im Vorfeld dafür, dass der Wählerwille nicht umgesetzt werden kann.»

Die Freiheiten, die sich die Menschen in der friedlichen Revolution von 1989 erkämpft haben, würden ihnen schon wieder verweigert oder seien zumindest in Gefahr, lautet die AfD-Argumentation. Urban, der wie Kalbitz dem «Flügel» zugerechnet wird, formuliert es auch so: «Wir fordern die Meinungsfreiheit statt "Lügenpresse".» Das zieht, wie «Lügenpresse, Lügenpresse»-Sprechchöre zeigen.

Dann kommt Höcke. Weil Brandenburgs Innenminister Karl-Heinz Schröter (SPD) angekündigt hatte, der Verfassungsschutz werde in Cottbus genau hinsehen, bringt er eine Flasche Sekt mit - der Marke «Fürst von Metternich». Und er erinnert daran, dass Fürst von Metternich einer der Väter der Karlsbader Beschlüsse gewesen sei, mit denen Anfang des 19. Jahrhunderts gegen Freiheitsbewegungen in Deutschland und Europa vorgegangen wurde. Höcke gibt die Sektflasche in die Menge - einer der Verfassungsschützer solle sie Schröter bringen. «Wer heute für Rechtsstaatlichkeit ist, für Demokratie, für Meinungsfreiheit, für Versammlungsfreiheit, der gilt ja auch schon wieder als Demagoge - so wiederholen sich die Zeiten», sagt Höcke.

Auch der Thüringer AfD-Chef macht eine Zeitreise in die DDR. Er spricht von einem besorgten Bürger, der ihm von seiner Angst berichtet habe, am Mittagstisch mit seinen Kindern ein offenes Wort zu wechseln - aus Sorge, die Kleinen könnten sich in der Schule verplappern. «Es fühlt sich schon wieder so an wie in der DDR», sagt Höcke, der aus Westdeutschland stammt. «Und dafür haben wir nicht die friedliche Revolution gemacht, liebe Freunde. Das wollen wir nie wieder erleben, denn wir werden uns in keine neue DDR führen lassen!»

Höcke wettert in seiner Rede gegen die Euro-Rettung, die Energiewende und die Flüchtlingspolitik in Deutschland. In letzterer fürchtet er die «Abschaffung des deutschen Volkes». Das Thema Flüchtlinge bringt nach wie vor großen Zuspruch bei den Zuhörern. Höcke setzt eine Durchschnittsrente nach 45 Arbeitsjahren gegen die Ausgaben für einen minderjährigen unbegleiteten Flüchtling, der angeblich weit mehr bekommt. Von hinten sagt einer: «Jetzt hat er es ausgesprochen.»

Die Wahl in Sachsen und Brandenburg am 1. September sowie in Thüringen am 27. Oktober könnten für die AfD zum Triumph werden. In Sachsen wie Brandenburg waren die Rechtspopulisten bei der Europawahl im Mai stärkste Kraft. In jüngsten Umfragen lag die AfD in Sachsen gleichauf mit der CDU bei 26 Prozent, in Brandenburg auf Augenhöhe mit der SPD bei 19 Prozent. In Thüringen landete die AfD zuletzt bei 20 Prozent hinter CDU (26 Prozent) und Linke (24 Prozent).

Höckes Machtplan lautet denn auch: Erst holt die AfD den Osten und dann die ganze Republik. Oder wie er es - wiederum mit einem Rückgriff auf 1989 - ausdrückt: «Lassen wir hier mit einer friedlichen Revolution an der Wahlurne - erst am 1. September in Brandenburg, dann in Sachsen und am 27. Oktober in Thüringen - die politische Sonne im Osten wieder aufgehen. Lassen wir sie dann über ganz Deutschland scheinen.»

Im Gespräch mit der ARD sagt AfD-Chef Meuthen zur möglichen Bewerbung von Höcke um den Parteivorsitz, darüber müsse man mit Höcke selbst sprechen, aber er habe ihn schon bei vorherigen Gelegenheiten zum Kandidieren aufgefordert. Meuthen sagt auch, der «Flügel» sei Teil der AfD, man könne nicht 20 bis 25 Prozent der AfD-Mitglieder ausschließen.

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