Pyrenäen: Da ist der hungrige Bär los. Deswegen protestieren jetzt wieder die Schäfer. Obwohl, wenn der Bär beißt, gibt es Entschädigung.
In der bergigen Grenzregion zwischen Frankreich und Spanien ist der Bär los. Der Konflikt zwischen Bärenschützern und Bärengegnern gewinnt an Schärfe. Denn die in den Pyrenäen ausgewilderten Bären reißen Schafe.
In der südfranzösischen Stadt Toulouse demonstrierten heute Schafszüchter, Bauern und besorgte Bürger vor der Präfektur. "Wir sind wütend", war zu hören. Man fordere "die Entfernung der Bären".
Jeden Tag drei Schafe
Nicolas Bengoechea betreut in der Grenzregion ein Herde auf der französischen Seite der Grenze. Die spanischen und französischen Schäfer tauschen sich untereinander aus. Zwar erhalten die geschädigten Schafszüchter einen finanziellen Ausgleich von den Behörden, wenn die Pyrenäenbären Tiere reißen. Doch die Wut köchelt trotzdem immer wieder hoch bei den Schäfern.
Von einem spanischen Kollegen hat Bengoechea Berichte über eine besonders hungrige Bärin gehört: "In den ersten Mai-Wochen hat die Bärin auf der spanischen Seite der Berge immer wieder Schafe angegriffen. Jeden Tag hat sie sich zwei oder drei Schafe geholt, jeden Tag, drei Wochen lang. Auf unserer Seite sind wir ebenfalls beunruhigt, die Grenze verläuft oben auf dem Bergkamm. Es reicht, dass die Bärin die Grenze überquert und schon ist sie bei uns."
Einbürgerung per Hubschrauber
Im Oktober des vergangenen Jahres wurden in einer spektakulären Hubschrauber-Aktion zwei Bärinnen im Aspe-Tal freigelassen. 150 wütende Bauern und Schäfer hatten die Bergstraßen blockiert, um die Wiedereinbürgerung zu verhindern. Die Regierung setzte ihre Pro-Bär-Entscheidung trotz der Widerstände vor Ort durch und genehmigte den zwei Bärenweibchen einen Hubschrauberflug.
Claverina ist sieben Jahre alt, Sorita ein Jahr älter. Die beiden Bären wogen bei der Freilassung fast 150 Kilogramm.
Die Wiedereinbürgerung von Pyrenäenbären begann bereits vor etwa 30 Jahren. Zuvor hatten Jäger den gesamten Bestand vernichtet. Seit den 1990er Jahren werden Bären aus Slowenien in die Pyrenäen gebracht.
Bärenproteste auch in der Slowakei
Auch in anderen EU-Staaten gibt es Proteste gegen Bären, beispielsweise in der Slowakei. Im Juli hat der Bürgermeister der slowakischen Stadt Rosenberg gefordert, einzelne Bären, die ihre Scheu vor Menschen abgelegt haben und zu nahe an Wohngebieten nach Nahrung suchen, abzuschießen.
In der Slowakei gibt es, laut einer Tierzählung aus dem Jahre 2016, etwa 1200 freilebende Bären. Im französisch-spanischen Pyrenäen-Gebiet sollen etwa 43 Bären leben. Von Menschen halten sich die Tiere üblicherweise fern.