Frankreich: Erfolgreiche Polizei-Razzia gegen Menschenhandel zur Weinernte

Frankreich: Erfolgreiche Polizei-Razzia gegen Menschenhandel zur Weinernte
Von Hans von der Brelie
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Im Rahmen einer großangelegten Razzia hat die Polizei zahlreiche Weingüter in der zentralfranzösischen Region Beaujolais durchsucht.

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Im Rahmen einer großangelegten Razzia hat die Polizei zahlreiche Weingüter in der zentralfranzösischen Region Beaujolais durchsucht. Es geht um Ermittlungen gegen vier Manager eines Personalvermittlers, drei Bulgaren und einen Franzosen. Ihnen werden unter anderem Menschenhandel und die Organisation illegaler Arbeit zur Last gelegt.

Dieses Weingut gehört Dominique Piron, einem der bekanntesten Winzer der Region. Seit 14 Generationen ist seine Familie im Weingeschäft. Auch sein Weingut wurde von der Polizei durchsucht.

"Wir arbeiten mit einer Personalvermittlungsfirma zusammen. Im Beaujolais gibt es fünf Winzer, die diesen Dienstleister in Anspruch nehmen. Aber es gibt auch viele andere bulgarische Jobvermittler hier. Dieses Jahr arbeiten rund 20.000 Saisonarbeiter im Beaujolais , davon rund 10.000 Bulgaren - eine Menge. Für uns Winzer ist es nicht einfach, alle notwendigen Informationen über die Personalvermittler zu bekommen. Vielleicht haben wir nicht genug getan, um sie zu überprüfen", sagt Piron.

Erntehelfer: Nicht den vereinbarten Lohn erhalten

Die betreffende Jobagentur wird beschuldigt, die Saisonarbeiter auszunutzen. So sollen fast 170 Arbeitskräfte nicht den vereinbarten Lohn erhalten haben. Dominique Piron ist ebenfalls verärgert - sein Ruf steht auf dem Spiel. Er zahlte den Lohn an die Personalvermittler, doch diese haben das Geld offenbar in an andere Geschäfte - wie Immobilien - gesteckt.

Die Bulgaren, die hier arbeiten, stammen aus Shumen, rund 2.300 Kilometer vom Beaujolais entfernt.

Auf die Frage unseres Reporters, wieviel der Winzer für die Saisonarbeiter zahlt, erzählt er:

"Wir zahlen pauschal für die Ernte pro Hektar. Das sind 1800 Euro pro Hektar. Geteilt durch die Anzahl der Arbeiter sind das 60 Euro netto pro Person. Seit fünf Jahren arbeiten wir mit dieser Jobbörse zusammen. Zuvor haben wir unsere Arbeiter direkt bezahlt. Aber nach einigen Jahren sagten einige der Bulgaren: wie werden unsere eigene Firma gründen - das macht es leichter für Sie. Sie zahlen lediglich uns. Wir Winzer sagten uns: gut, warum nicht? Wir hatten ohnehin keine Wahl."

Erfolgreiche Ermittlungen, auch dank guter Zusammenarbeit europäischer Behörden

Die Erntehelfer wurden für mehrere Arbeitgeber in der Region bei Lyon rekrutiert und in Zelten untergebracht. Bei den Ermittlungen wurden die französischen und bulgarischen Behörden von der europäischen Polizeibehörde EUROPOL und der europäischen Justizbehörde EUROPJUST unterstützt.

"Es gibt einige gute Nachrichten. Die französischen und bulgarischen Behörden haben mit europäischen Agenturen zusammengearbeitet, um diese zwielichtigen Unternehmen zu schließen, die die Arbeitnehmer nur wegen einiger Trauben ausnutzen und fast nichts bezahlen. Das ist eine gute Nachricht, denn es zeigt, dass die Zusammenarbeit der Justiz auf europäischer Ebene funktioniert. Hans von der Brelie für Euronews in der Region Beaujolais", schließt Euronews-Reporter Hans von der Brelie.

Journalist • Hans von der Brelie

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