Der Preis fürs Klima: 3 bis 17 € pro Flugticket in Deutschland

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Von Euronews mit dpa
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Aus dem Finanzministerium in Berlin kommen die ersten konkreten Zahlen zu Preisaufschlägen auf Flugreisen für das Klimapaket.

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Jetzt gibt es die ersten konkreten Zahlen, wieviel teurer Flugreisen durch das Klimapaket der deutschen Regierung werden sollen. Die Steuer auf Flugtickets soll je nach Strecke um rund 3 bis 17 Euro pro Ticket erhöht werden. Das geht aus einem Entwurf Finanzministeriums in Berlin hervor, der der Deutschen Presse-Agentur vorliegt.

Zuvor waren deutlich höhere Aufschläge im Gespräch gewesen. Aus der Luftfahrtbranche und von der FDP kommt trotzdem heftige Kritik.

Die Änderung ist ab dem 1. April 2020 geplant. Konkret soll die Luftverkehrsteuer für Flüge im Inland und in EU-Staaten um rund 3 Euro steigen - auf dann 10,43 Euro pro Ticket mit Start von einem deutschen Flughafen. Bei Strecken bis 6000 Kilometer ist eine Erhöhung um mehr als 9 Euro auf 32,57 Euro vorgesehen. Bei noch weiteren Fernstrecken sollen künftig 58,63 Euro fällig werden. Das wären rund 17 Euro mehr als bislang.

Die Fluggesellschaften schlagen die Luftverkehrsteuer normalerweise auf die Flugpreise auf - Flugtickets dürften also entsprechend teurer werden.

Dem Staat soll die Steuererhöhung Mehreinnahmen von gut 300 Millionen Euro im kommenden Jahr einbringen, ab 2021 wird dem Gesetzentwurf zufolge mit zusätzlichen Einnahmen von mehr als einer halben Milliarde Euro im Jahr gerechnet.

In der ersten Jahreshälfte 2019 waren so viele Flugreisende von deutschen Flughäfen gestartet wie noch niemals zuvor.

Die Frage, inwieweit eine Steuererhöhung in der geplanten Größenordnung Menschen vom Fliegen abhalten könnte, beantwortete eine Sprecherin des Bundesfinanzministeriums am Freitag mit Verweis darauf, dass die Regierung in ihrem Klimaprogramm einen «Überwachungsmechanismus eingebaut» habe. Man werde sich jedes Jahr anschauen, inwieweit die Klimaschutzmaßnahmen griffen und gegebenenfalls anpassen. Ursprünglich war eine Verdoppelung und sogar eine Verdreifachung der Steuer im Gespräch gewesen.

Heftige Kritik kam dennoch aus der Luftfahrtbranche. Ralph Beisel, Hauptgeschäftsführer des Flughafenverbandes ADV, sprach von einer «unverantwortlichen Wettbewerbsverzerrung» und warf der Regierung einen Bruch des Koalitionsvertrages vor. Der ADV verwies darauf, dass Union und SPD darin eine Entlastung von Flughäfen und Luftfahrtunternehmen «von einseitigen nationalen Kosten» vereinbart hätten. «Angesichts der drohenden Rezession sind willkürliche Belastungen der Luftverkehrswirtschaft eine schwere Hypothek», sagte Beisel.

Die deutsche Luftverkehrswirtschaft werde weiter belastet, hieß es in einer Stellungnahme des Bundesverbandes der Deutschen Luftverkehrswirtschaft (BDL) vom Freitag, die der Verband nach eigenen Angaben dem Bundesfinanzministerium zugestellt hat. «Klimapolitisch sinnvoll wäre stattdessen gewesen, die bisherigen Einnahmen aus der Luftverkehrsteuer gezielt für Innovationen beim nachhaltigen Fliegen zu verwenden», ergänzte BDL-Hauptgeschäftsführer Matthias von Randow in einer Mitteilung.

Der klimapolitische Sprecher der FDP-Fraktion, Lukas Köhler, sagte: «Klimaschutz darf nicht als Deckmantel missbraucht werden, um den Bürgern das Geld aus der Tasche ziehen. Durch die höhere Ticketsteuer würde kein einziges Gramm CO2 eingespart, sondern lediglich die Kassen des Finanzministers gefüllt.»

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