Sterbehilfe: Belgische Paralympiasiegerin Marieke Vervoort nimmt sich mit 40 das Leben

Marieke Vervoort  nach ihrem Sieg 2012.
Marieke Vervoort nach ihrem Sieg 2012. Copyright REUTERS/Yves Herman
Von Euronews mit AFP
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Bei den Londoner Spielen 2012 gewann Marieke Vervoort Gold über die 100 Meter Sprint. Die legale Möglichkeit zur Sterbehilfe habe ihr Mut gegeben, so lange zu leben, sagte sie 2016.

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Bei den Londoner Spielen 2012 gewann Marieke Vervoort Gold über die 100 Meter Sprint und Silber über 200 Meter sowie Silber und Bronze in Brasilien 2016. Jetzt hat die belgische Paralympionikin ihr Leben im Alter von 40 Jahren beendet. "Marieke entschied sich vor Jahren für die Sterbehilfe und setzte ihre Wahl am Dienstagabend um", heißt es in einer Erklärung aus ihrer Heimatstadt Diest.

Die Athletin war jahrelang offen damit umgegangen, wie ihr Gesundheitszustand klare Grenzen setzte, und hatte schon früh angekündigt, wie sie sterben wollte, wenn ihr Leiden zunahm. Sterbehilfe ist in Belgien legal.

Nach den Paralympischen Spielen 2016 sagte sie, dass der Sport ihr einen Grund gegeben habe, weiterzuleben. "Ich genieße immer noch jeden kleinen Augenblick. Wenn der Moment kommt, in dem ich mehr schlechte als gute Tage habe, dann habe ich meine Sterbehilfepapiere – aber die Zeit ist noch nicht gekommen", sagte sie auf einer Pressekonferenz während der Paralympischen Spiele 2016.

Vervoort litt aufgrund einer degenerativen Muskelerkrankung mit ständigen Schmerzen, Lähmungen in den Beinen und Schlafstörungen. Bereits mit 14 erhielt sie ihre Diagnose, betrieb aber ihr Leben lang leidenschaftlich Sport – Rollstuhlbasketball, Schwimmen, Triathlon und Leichtathletik.

"Ich weiß, wann es für mich genug ist"

Bereits 2008 unterzeichnete Vervoort die Papiere zur Sterbehilfe. In Rio de Janeiro erklärte sie 2016, der die Möglichkeit zur Sterbehilfe habe ihr den Mut gegeben, so lange zu leben wie sie es getan habe, und betonte, dass die Praxis nicht als "Mord" bezeichnet werden dürfe.

"Es gibt den Menschen ein Gefühl der Ruhe", sagte sie damals. "Wenn ich diese Papiere nicht bekommen hätte, hätte ich wohl schon Selbstmord begangen, weil es sehr schwer ist, mit so viel Schmerz und Leid und dieser Unsicherheit zu leben. Ich weiß, wenn es für mich genug ist."

Wenn Sie selbst deprimiert sind, können Sie sich in Deutschland per Chat, Mail oder telefonisch kostenlos und anonym unter 0800/111 0 111 beraten lassen. Ein muslimisches Beratungstelefon gibt es rund um die Uhr unter 030 - 44 3509 821 (oder wenn nicht in Deutschland: 0049 - 30 / 44 35 09 821). In Österreich können Sie sich unter der Telefonnummer 142 beraten lassen oder im Internet. In der Schweiz hilft die Dargebotene Hand im Internet und unter der Telefonnummer 143.

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