Späte Gerechtigkeit für Opfer der Franco-Diktatur?

Späte Gerechtigkeit für Opfer der Franco-Diktatur?
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Von Andrea BüringCarlos Marlasca
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Während der Franco-Diktatur verschwanden zahlreiche Regime-Gegner. In spanischen Massengräbern werden nach und nach viele sterbliche Überreste gefunden. Doch von der überwiegenden Mehrheit fehlt weiter jede Spur.

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Es ist ein trauriges Kapitel ihrer Familiengeschichte: Carmen Heras ist durch ein Buch auf die Spur eines verschwundenen Verwandten gestoßen. Es handelt von den Opfern der Franco-Diktatur in Ostspanien.

Er war Mitglied bei den jungen Sozialisten. Als er 26 Jahre alt war, wurde er verhaftet, weil er sich an einer Protestaktion in Soria beteiligt hatte. Er wurde ins Almazán-Gefängnis gesteckt. Dann wurde er nach La Riba de Escalote gebracht und exekutiert.
Carmen Heras
Angehörige

Kein Einzelfall. Schätzungen zufolge verschwanden mehr als 100.000 Menschen während der Franco-Diktatur, manche spurlos. Im Justizministerium rechnet man damit, höchstens ein Viertel der sterblichen Überreste jemals zu finden. Obwohl viele Massengräber bereits ausgehoben wurden, bleibt eine hohe Dunkelziffer.

Allerdings fehlt es an finanzieller Unterstützung der zuständigen Behörden, deren Aufgabe es ist, die Erinnerung an die Opfer lebendig zu hatten.

Auch der Verein "Erinnerung und Würde", der für seine Arbeit mit dem nationalen Menschenrechtspreis augezeichnet wurde, kämpft um finanzielle Mittel. Er war es, der Carmen auf die Spur ihres verschollenen Angehörigen brachte.

Normalerweise wissen die Menschen, die zu uns kommen, genau, dass ein Angehöriger ermordet wurde. Dann beginnen wir mit dem üblichen Protokoll, bei dem viele Mitarbeiter beteiligt sind. Ihre Arbeit besteht darin, Archive zu durchsuchen, Genehmigungen anzufragen, in Städten zu suchen und Menschen zu befragen. Dadurch versucht man, den Standort von Massengräbern herauszufinden und die Leichen zu bergen.
Ivan Aparicio
Präsident des Vereins "Erinnerung und Würde"

Carmen wartet noch auf den DNA-Beweis, dass es sich tatsächlich um ihren Verwandten handelt. Seine mutmaßliche Leiche und die sterblichen Überreste drei weiterer Opfer wurden in zwei Gräbern entdeckt. Es sind die ersten, die freigelgt wurden, nachdem die Regierung entschieden hatte, Franco umzubetten: von einer Gedenkstätte zu einem Gemeindefriedhof.

Einerseits bin ich froh, dass ein verschwundener Verwandter entdeckt wurde und dass er nun eine würdige letzte Ruhestätte findet. Andererseits spüre ich Trauer und Wut, dass es noch viele verscharrte Leichen in unserem Land gibt.
Carmen Heras
Angehörige

Eine mühsame Suche. Doch es geht nicht nur darum, die verschollenen Leichen zu bergen. Viele Opfer, die in Massengräbern begraben wurden, wurden von einem Gericht der Franco-Diktatur schuldig gesprochen. Urteile, die nie aufgehoben wurden. Aus rechtlicher Perspektive sind sie weiter Straftäter. Ihre Angehörigen warten auf eine Richtigstellung der Geschichte.

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