Während der Franco-Diktatur verschwanden zahlreiche Regime-Gegner. In spanischen Massengräbern werden nach und nach viele sterbliche Überreste gefunden. Doch von der überwiegenden Mehrheit fehlt weiter jede Spur.
Es ist ein trauriges Kapitel ihrer Familiengeschichte: Carmen Heras ist durch ein Buch auf die Spur eines verschwundenen Verwandten gestoßen. Es handelt von den Opfern der Franco-Diktatur in Ostspanien.
Kein Einzelfall. Schätzungen zufolge verschwanden mehr als 100.000 Menschen während der Franco-Diktatur, manche spurlos. Im Justizministerium rechnet man damit, höchstens ein Viertel der sterblichen Überreste jemals zu finden. Obwohl viele Massengräber bereits ausgehoben wurden, bleibt eine hohe Dunkelziffer.
Allerdings fehlt es an finanzieller Unterstützung der zuständigen Behörden, deren Aufgabe es ist, die Erinnerung an die Opfer lebendig zu hatten.
Auch der Verein "Erinnerung und Würde", der für seine Arbeit mit dem nationalen Menschenrechtspreis augezeichnet wurde, kämpft um finanzielle Mittel. Er war es, der Carmen auf die Spur ihres verschollenen Angehörigen brachte.
Carmen wartet noch auf den DNA-Beweis, dass es sich tatsächlich um ihren Verwandten handelt. Seine mutmaßliche Leiche und die sterblichen Überreste drei weiterer Opfer wurden in zwei Gräbern entdeckt. Es sind die ersten, die freigelgt wurden, nachdem die Regierung entschieden hatte, Franco umzubetten: von einer Gedenkstätte zu einem Gemeindefriedhof.
Eine mühsame Suche. Doch es geht nicht nur darum, die verschollenen Leichen zu bergen. Viele Opfer, die in Massengräbern begraben wurden, wurden von einem Gericht der Franco-Diktatur schuldig gesprochen. Urteile, die nie aufgehoben wurden. Aus rechtlicher Perspektive sind sie weiter Straftäter. Ihre Angehörigen warten auf eine Richtigstellung der Geschichte.