Demo in Brüssel: Kampf um die Kinder belgischer IS-Anhänger

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Von Anelise Borges
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In Brüssel haben Eltern von belgischen IS-Anhängern für die Rückführung ihrer Enkelkinder demonstriert.

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In ganz Europa haben Hunderte Familien ihre Kinder an die Terrorganisation Islamischer Staat (IS) verloren. Jetzt kämpfen sie dafür, dass zumindest ihre Enkelkinder zurückgeführt werden - so auch bei einer am Wochenende stattgefundenen Demonstration in Brüssel. 

Unter den Protestierenden waren Eltern von jungen Männern und Frauen, die nach Syrien und in den Irak gereist sind, um sich dem IS anzuschließen. Viele von ihnen harren jetzt dort mit ihren Kindern in Gefangenenlagern aus - teilweise fehlt von ihnen aber auch jede Spur. 

Fatiha Lakjaa lebt in Belgien und hat an der Demo teilgenommen. Sowohl ihr Sohn Nohredin als auch ihre Tochter Bouchera sind mit ihren Ehepartnern 2013 nach Syrien gegangen. Sie sind zu Anhängern des IS geworden. Ein Jahr später starben beide Männer - sie hinterließen ihre Witwen und insgesamt sechs Kinder. Diese saßen zuletzt in Nordsyrien fest, ihr Lager wurde allerdings evakuiert. Seitdem sind sie verschwunden. "Alles, was ich weiß, ist, dass sie irgendwo in der Wüste sind", so Fatiha Lakjaa. "Insgesamt neun Frauen und 26 Kinder. Alle haben europäische Wurzeln."

"Ich kann diesen Schmerz nicht ertragen"

Im August hatte Euronews-Reporterin Anelise Borges Fatiha Lakjaas Tochter Bouchera und ihre Schwiegertochter Maryam mit den Kindern im Lager Ain Issa in Nordsyrien getroffen - Wochen vor der militärischen Intervention durch die Türkei. Damals sagte Bouchera:

"Ich bin belgische Staatsbürgerin, meine Kinder ebenfalls. Sie haben das Recht, in Belgien zu sein."

Für ihre Mutter Fatijah ist klar: "Ich will nicht, dass meine Tochter, meine Schwiegertochter und meine Enkelkinder auch in der Wüste sterben. Ich kann diesen Schmerz nicht ertragen."

Spezielle Maßnahmen für rückgeführte Kinder

Die belgische Regierung hat im Juni dieses Jahres sechs unbegleitete Kinder aus Syrien zurückgeholt, rund 69 sind schätzungsweise noch dort. Laut Regierungsbehörden, geht es denjenigen, die in Belgien angekommen sind, gut - dank eines bestehenden Mechanismus zum Schutz der Kinder.

"Staatliche Dienste sind gefragt, um die erzieherischen Fähigkeiten von Großeltern, Onkeln oder Tanten zu bewerten, die das Kind hier aufnehmen könnten", sagt Madeleine Guyot von der Belgischen Kinderkommission. "In dieser Zeit werden die Kinder einen Monat lang in speziellen psychiatrischen Einrichtungen untergebracht. Dort werden verschiedene Untersuchungen durchgeführt und Gutachten erstellt."

Es ist unklar, ob oder wann Fatiha und die anderen Großmütter in ganz Europa ihre Enkel wieder in die Arme schließen können. Doch eins ist sicher: Trotz Ungewissheit wollen die Betroffenen nicht aufgeben - auch wenn der Weg lang und schmerzvoll ist.

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