Libanon: Präsident für Ende des Konfessions-Proporzes

Nach dem Rückritt der Regierung im Libanon hat Präsident Michel Aoun zur Bildung eines Expertenkabinetts aufgerufen. Das Land brauche eine "harmonische" und "produktive" Regierung. Aoun versprach, den Kampf gegen die von Demonstranten kritisierte Korruption "fortzuführen" und an der Regierungsbildung mitzuwirken.
Präsident Michel Aoun:
"Die Minister sollten auf der Grundlage von Verdiensten und Sachverstand und nicht nach politischen Treueschwüren ernannt werden, politischer Loyalität oder um Geistlichen zu gefallen. Der Libanon befindet sich an einem gefährlichen Scheideweg.“
Der Übergang vom herrschenden konfessionellen System zum Zivilstaat, zum Staat der Bürger sei die Rettung für den Libanon.
UMSTRITTENES KONFESSIONS-SYSTEM
Nach zwei Wochen der regierungskritischen Massenproteste gegen Korruption und staatliche Misswirtschaft war Ministerpräsident Saad Hariri am Dienstag zurückgetreten. Nach Aouns Ansprache gingen wieder Demonstranten auf die Strasse.
Mayssa al-Riz, Demonstrantin in Tripolis:
"Wir, auf der Straße, hatten gehofft, dass auch er zurücktreten würde. Er trat nicht zurück. Ich weiß nicht, wohin wir gehen, welche Schritte wir als Nächstes tun. Aber sicher werden wir auf der Straße bleiben, bis unsere Forderungen in diesem Land erfüllt werden."
Im politischen System des Libanon sind die Spitzenposten bisher unter den wichtigsten Religionsgruppen aufgeteilt. So ist der Präsident ein Christ, der Regierungschef ein Sunnit und der Parlamentspräsident ein Schiit.
Wegen der sozialen und wirtschaftlichen Dauerkrise ist der Staat massiv überschuldet, die Bürger leiden unter Problemen bei der Müllentsorgung und ständigen Stromausfällen.
su mit dpa