Griechenland will abgewanderte Superhirne zurück

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Von Symela Touchtidou, Sigrid Ulrich
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Zehn Jahre Krise haben Griechenland viele hochqualifizierte Arbeitnehmer gekostet – mehr als 400.000 seien zwischen 2008 und 2016 abgewandert, schätzen Arbeitsmarktexperten. Das Programm "REbrain Greece" bietet 3.000 Euro-Gehälter für die Rückführung qualifizierter Griechen

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Sechs Jahre leben und arbeiten in Großbritannien, immer diesen Gedanken im Kopf - irgendwann nach Hause zurückzukehren. Charis war einer von hunderttausenden Griechen, die gezwungen waren, ihre Heimat zu verlassen, als die Finanzkrise ausbrach.

Dank einer privaten Firma, die ihm ein attraktives Rückwander-Paket anbot, konnte er schließlich nach Griechenland zurück.

Charis Karanatsios, Stoiximan, Anwender-Forscher (user experience researcher):

"Ich wollte immer nach Griechenland zurück. Ursprünglich wollte ich nur zwei oder drei Jahre Berufserfahrung im Ausland sammeln. Dann tauchte das Problem auf, ein Unternehmen in Griechenland mit europäischen Standards zu finden, das genau meine Qualifikationen brauchte. Kommt da etwas in Bewegung? Gute Frage. Nach sechs Jahren im Ausland gibt es da diese kleine Angst vor der Rückkehr nach Griechenland. Aber sie wird jeden Tag kleiner."

Genau das will die griechische Regierung. Das Programm "ReBrain Greece" bietet – anfänglich hoch subventionierte - 3.000 Euro-Gehälter für die Rückführung qualifizierter Griechen. Solche Gehälter sind für die meisten Griechen zu Hause unerreichbar. Kritiker bemängeln, die Regierung unterstütze große Unternehmen und ihre "goldenen Jungs".

**Giannis Vroutsis, Arbeitsminister:
**

"Es geht nicht um "goldene Jungs". Es geht um junge Griechen mit guter Ausbildung, die ins Ausland gegangen sind, um eine bessere Zukunft zu finden. Wir möchten, dass sie zurückkehren, diese bessere Zukunft hier in Griechenland aufbauen und ihr Wissen und ihre Erfahrung einbringen in griechische Unternehmen."

Es geht nicht um "goldene Jungs"
Giannis Vroutsis
Arbeitsminister

Zehn Jahre Krise haben Griechenland viele hochqualifizierte Arbeitnehmer gekostet – mehr als 400.000 seien zwischen 2008 und 2016 abgewandert, schätzen Arbeitsmarktexperten.

Konstantinos Agrapidas, Arbeitsmarktexperte im Arbeitsministerium:

"Griechenland hat wegen des Brain Drain einen hohen Preis gezahlt. Griechische Familien und der griechische Staat haben in diese jungen Menschen investiert. In Sachen digitaler Integration liegt Griechenland auf Platz 26 unter den 28 EU-Staaten."

Das Programm richtet sich an Griechen mit Aufbaustudium und mindestens zwei Jahren Berufserfahrung im Ausland. Die erste Phase dauert ein Jahr.

Junge Leute wandern ab und nehmen ihre Ausbildung mit, die Qualifikation der Arbeitsbevölkerung leidet, die Gesellschaft altert - Wissenschaftler bestätigen das griechische Problem für viele EU-Staaten, „vor allem in Ost- und Südeuropa“ (Demographic Scenarios for the EU) – die ohnehin „reicheren“ Staaten im Norden und Westen profitieren – zumindest, solange Asien oder Nordamerika nicht ihre eigene junge Elite absaugen.

Symela Touchtidou, Sigrid Ulrich

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