Hochwasser in Venedig - Milliardenprojekt "MO.S.E" in der Kritik

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Von Ronald Krams
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Die Tourismusindustrie ist stark betroffen, die Buchungen sind um 40 Prozent zurückgegangen. Aber was die Venezianer wirklich verärgert, ist dass die Katastrophe hätte vermieden werden können.

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Vor einem Monat erlebte Venedig ein katastrophales Hochwasser. Die stärkste Flut seit über 50 Jahren traf die Stadt und fast alles wurde zerstört, Häuser, Geschäfte, Restaurants und Denkmäler.

Die Tourismusindustrie ist stark betroffen, die Buchungen sind um 40 Prozent zurückgegangen. Aber was die Venezianer wirklich verärgert, ist dass die Katastrophe hätte vermieden werden können.

Wir sind nach Venedig gefahren um "Mose" aus der Nähe zu betrachten, ein rund 5,5 Milliarden Euro teures Hochwasserschutzsystem, das bereits 2016 in Betrieb gehen sollte. Mehrere Probleme, darunter ein Korruptionsskandal, haben den Bau verzögert. Die Instandhaltung der Bausubstanz ist aufwendig, die Inbetriebnahme ist nun für 2021 geplant.

"Wie Sie hinter mir sehen können, wurde eine der Hochwasserbarrieren angehoben, um dringende Wartungsarbeiten durchzuführen. Direkt unter Barriere befindet sich Sand, der entfernt werden muss. Das Bauwerk hat dreieinhalb Jahre unter Wasser gelegen".

Die Kosten für die Instandhaltung sind teuer, rund 100 Millionen Euro pro Jahr.

"Das System funktioniert, die Tore können angehoben werden, aber wir müssen die Wartung und die Überwachung des empfindlichsten Teils des Systems, nämlich der Scharniere, durchführen. In diesem Fall haben wir kleine Roststellen gefunden, aber wir haben die korrodierten Teile entfernt und jetzt funktioniert das System einwandfrei".

Hier unten sind die vier Barrieren installiert.

"Wir befinden uns 20 Meter unter dem Meeresspiegel, im Herzen des Systems. Etwa 80 Personen sind mit den Bauarbeiten beschäftigt".

"Wir sind für den Betrieb der bereits fertiggestellten Anlagen zuständig. Andererseits sind wir auch mit der Fertigstellung des Bauwerks beschäftigt".

Trotz Wartung und Bauarbeiten ist die fristgerechte Fertigstellung nicht sicher:

"Die Flutschleusen wurden noch nie unter extremen Wetterbedingungen getestet. Die Tests sollen im nächsten Jahr durchgeführt werden. Die Ergebnisse dieser Probeläufe im Jahr 2020 und 2021 werden zeigen, ob "Mose" noch Probleme hat und ob der Fertigstellungstermin erneut verschoben werden muss".

Venedig will nicht untergehen, aber diese Laufstege erinnern stark daran, dass die Stadt wieder einmal weit davon entfernt ist, gegen die Wassermassen verteidigt zu werden. Venedig wartet weiter auf das Milliardenprojekt "Mose".

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