"Kindersoldaten werden als Täter und nicht als Kinder gesehen"

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Von Valérie GauriatSabine Sans
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Die schwierige Wiedereingliederung von traumatisierten Jugendlichen im ehemaligen Bürgerkriegsland.

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Im Gespräch mit euronews erklärt UNICEF-Mitarbeiterin Helene Sandbu Ryeng wie das Hilfswerk sich im Südsudan für Kinder und Jugendliche einsetzt:

Das UNICEF-Wiedereingliederungsprogramm für Kinder, die von Soldaten und bewaffneten Gruppen eingesetzt werden, ist ein dreijähriges Programm, denn Wiedereingliederung braucht Zeit. Die ersten drei Monate dienen der Beurteilung der jeweiligen Situation. Dann wird ein individueller Plan für jedes Kind erstellt, z.B. ob eine schulische oder berufliche Ausbildung angebracht ist.

Jedes Kind wird zudem von einem Sozialarbeiter begleitet, eine zusätzliche Stütze während dieser drei Jahre. Denn es ist nicht einfach, wieder ins zivile Leben zurückzukehren. Es braucht Zeit, und es wird schwierige Perioden geben.

_Eine der größten Herausforderungen ist die Akzeptanz in der Gemeinschaft. Einige dieser Kinder haben auf Befehl ihrer Kommandanten schreckliche Dinge getan. Und es ist sehr schwierig für einige der Gemeinden, diese Kinder wieder aufzunehmen.
_

Ablehnung in den Gemeinden

Sie werden als Täter und nicht als Kinder gesehen. Deshalb arbeiten wir viel mit den Gemeinden zusammen, um sicherzustellen, dass sie verstehen, dass es sich um Kinder handelt und dass sie diese Dinge unter Zwang taten.

Viele dieser Kinder sind durch ihre Erlebnisse im Busch schwer traumatisiert. Sie brauchen umfassende psychologische und soziale Unterstützung, um einen Weg zu finden, mit diesen Erinnerungen zu leben. Man kann die Vergangenheit nicht auslöschen, aber man kann Wege finden, um daraus zu lernen und mit ihr zu leben.

Bisher profitieren einige Hundert Kinder von diesem Programm. Es gibt noch viel mehr Kindersoldaten bei den bewaffneten Gruppen. Wie schwierig ist es, sie da herauszuholen?

Seit Kriegsbeginn hat UNICEF insgesamt über 3600 Kinder befreit und reintegriert. Aber es gibt immer noch eine Menge Kinder da draußen im Busch. Einige von ihren sind bereits registriert. Sie warten auf ihre Freilassung. Unser Hauptproblem im Moment ist, dass wir nicht über die Mittel verfügen, diesen Kindern zu helfen. Dieses Programm ist seit über einem Jahr unterfinanziert. Wir haben es mit anderen Mitteln weitergeführt. Aber jetzt ist auch diese Finanzierung erschöpft. Wenn wir keine neuen Mittel erhalten, müssen wir vielleicht Tindoka schließen sowie das gesamte Programm beenden. Und mit der Verlängerung des Friedens werden weitere Kinder aus dem Busch kommen. Sie werden unsere Hilfe brauchen. Aber ohne Mittel können wir ihnen nicht richtig helfen.

Journalist • Valérie Gauriat

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